Jom Haazmaut

An uns selbst glauben

Wir möchten Sie zur Erinnerung an die Soldaten, die für den Staat Israel gefallen sind, zu einem Gedenkgottesdienst in die Synagoge Ohel Jakob einladen.» So stand es auf der Ankündigung, die die IKG an ihre Mitglieder verschickt hatte – und diese kamen in großer Zahl. Es war eine würdige und beeindruckende Gedenkstunde zum Jom Hasikaron, getragen von Rabbiner Steven E. Langnas, dem Kantor Ezra Meyer und dem Synagogenchor. Gebete für die Gefallenen, sowie für den Staat Israel leiteten bereits hier über zum Jom Haazmaut. Über die großen Aufgaben der Gestaltung des jungen Staates sprach der Gemeinderabbiner bereits in der Synagoge.

Im Hubert-Burda-Saal eröffnete dann Präsidentin Charlotte Knobloch das Fest. Sie begrüßte die Gäste und führte ihnen die Leistungen Israels vor Augen: Als der Staat am 14. Mai 1948 proklamiert wurde, lebten dort etwa 650.000 Menschen, etwa ein Zehntel der heutigen Bevölkerung. Doch nicht nur diese ist gewachsen, sondern auch das wirtschaftliche Potenzial. Wille, Glaube und Menschlichkeit hatten die Erfolgsstory ermöglicht. «Theodor Herzl hat uns gelehrt, wieder an uns selbst zu glauben», unterstrich Knobloch im Blick Rückblick auf die Schoa. Und sie ergänzte: «Wir sind Israel beigestanden, unsere Kinder werden das weiter tun.»

Hatikwa Noch einmal gedachten die Menschen im Festsaal stehend in einer Trauerminute der gefallenen israelischen Soldaten. Auch nicht vergessen wollte Charlotte Knobloch Gilad Schalit, der sich seit nunmehr fast vier Jahren in der Gefangenschaft und Gewalt der Terroristen befindet – «in der Hoffnung, dass er den nächsten Jom Haazmaut wieder da verbringt, wo er hingehört, in Israel». Hoffnung – Hatikwa – war das Stichwort für die israelische Hymne, zu der sich nun alle Anwesenden erhoben. Danach wurde der Geburtstag Israels ausgiebig gefeiert. «München ohne die Sinai-Schule, das wäre so wie Tel Aviv ohne Strand», meinte die in München aufgewachsene Moderatorin des Abends, Melody Sucharewicz. Die einstige, von der Reality-TV-Show The Ambassador gewählte «Sonderbotschafterin» Israels kündigte den Auftritt des Chors aus den dritten und vierten Klassen der Grundschule der IKG an. Sie stimmten die Gäste mit mehreren Liedern auf den Abend ein, während die Crew aus dem Gemeinderestaurant eine Auswahl leckerer israelischer Speisen servierte.

Zwölf Stämme Als besonders effektvoll erwies sich an diesem Abend die Idee der Event-Managerin für diese Veranstaltung der IKG, Anat Rajber, die Bühne kurzerhand zu verlegen, so dass auch die Gäste im Kleinen Saal und im Zwischenfoyer durch die weit geöffneten Flügelwände das Geschehen dort mitverfolgen konnten. Das galt dann insbesondere auch für das traditionelle Kerzenzünden in Erinnerung an die Zwölf Stämme Israels. Gespannt hatten die Festbesucher bereits im Vorfeld gerätselt, wer diesmal die Ehre haben würde, jeweils eine Kerze zu zünden. In diesem Jahr waren es Mitglieder aus dem Vorstand der Gemeinde. Sie sollten nicht nur ihre Wünsche äußern, sondern auch einen oder mehrere Menschen aus der Gemeinde mitbringen, was ihnen erst unmittelbar zuvor gesagt worden war. Ganz spontan entschieden sie sich also für Assistenz aus der eigenen Familie, von Kindern aus der Sinai-Schule, von Wegbegleitern aus der Arbeit für die Gemeinde oder jüdische Organisationen.

Harmonie Das «Am Israel Chai» war bei dieser Feierlichkeit von vielen der Aufgerufenen zu hören. Besonders gerührt waren viele der Gäste, als einem der ältesten Gemeindemitglieder, Isak Wasserstein, die Ehre zuteil wurde, eine der zwölf Kerzen anzuzünden. Die letzte Kerze entzündete dann nicht ein Mitglied aus dem IKG-Vorstand, sondern gemeinsam die Kinder und Jugendlichen der Zionistischen Jugend.

So waren alle Generationen in das Programm eingebunden und konnten ihren Platz an diesem Abend in großer Harmonie finden. Die Jüngeren huschten von einem Tisch zum anderen, schlossen neue Bekanntschaften und banden auch gleich ihre Freunde oder Freundinnen mit ein. Die lockere Atmosphäre trug bei aller straffen Organisation mit dazu bei, dass sich alle wohl fühlten. Zu einer harmonischen Umgebung hatte auch die Dekoration in den israelischen Farben Blau und Weiß beigetragen. Mehrere Tage lang hatten sich hier besonders Ester Weinberger und die Kunstpädagogin der IKG, Svetlana Durkova, engagiert. Zum Nachdenken angeregt wurden wohl die meisten, als Melody Sucharewicz sich mit dem Mikrofon unter das Publikum mischte und einzige Gäste fragte, worauf sie mit Blick auf das Geburtstagskind Israel besonders stolz seien.

Die Munich Klezmer Band lud zum Zuhören ebenso wie zum Tanzen ein. Zwischendurch zeigte dann das Showballett Genesis aus dem Jugendzentrum der IKG sein Können. Unter den Klängen der von DJ Yaniv aus Israel, der jetzt ebenfalls in München lebt, tanzten die Gäste weiter bis zum Ende des Festes.

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025