Hannover

Absage an Judenmission

Landesbischof Ralf Meister Foto: dpa

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers will einen Passus zur besonderen Verbindung von Christen und Juden in ihre Verfassung aufnehmen. »Es ist allerhöchste Zeit, dass sich unsere Landeskirche in dieser Form zu einem anderes Verhältnis zum Judentum in der Verfassung verpflichtet«, sagte Landesbischof Ralf Meister Anfang Juni vor der Landessynode in Hannover. Dies sei historisch und theologisch in der jahrhundertelangen Schuld der Kirchen gegenüber den Juden begründet.

In dem vorliegenden Satzungsentwurf für die größte deutsche evangelische Landeskirche heißt es unter anderem: »Die Landeskirche ist durch Gottes Wort mit dem jüdischen Volk verbunden. Sie achtet seine Erwählung zum Gottesvolk.« Der Entwurf schließt Mission unter Juden aus und benennt die Schuld der Kirchen gegenüber dem Judentum. Er verpflichtet die Landeskirche, jeder Form von Judenfeindschaft entgegenzutreten.

Laut Meister soll der Entwurf im November zum 75. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938 beschlossen werden. Die meisten deutschen Landeskirchen hätten bereits solche Aussagen in ihre Verfassungen aufgenommen, sagte Meister vor dem Kirchenparlament.

Hypothek Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) werde heute keine Form der Judenmission mehr unterstützt. »Historisch ist jeder Versuch der Judenmission durch die Hypothek der 2000-jährigen Judenfeindschaft der Kirche belastet.« Gleichwohl gebe es von christlichen Gruppen außerhalb der EKD Bestrebungen zur Mission unter jüdischen Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion. Davon seien die jüdischen Gemeinden stark irritiert.

Im Kirchenparlament war insbesondere umstritten, ob der Satz zur Judenmission in den Verfassungsrang erhoben werden solle. Mehrere Redner betonten jedoch, dass es in der Sache selbst keine Differenzen gebe.

Vor Kurzem hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland den ehemaligen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und seit 2010 Ratsvorsitzenden der EKD, Nikolaus Schneider, unter anderem auch für seine entschiedene Haltung zur Judenmission mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet.

Zentralratspräsident Dieter Graumann sagte in diesem Zusammenhang: »Nikolaus Schneider erhält unseren höchsten Preis, weil er sich der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit sowie dem Staat Israel ganz besonders tief verbunden fühlt. Die christlich-jüdische Aussöhnung ist ihm ebenso ein Herzensanliegen wie der Kampf gegen Antisemitismus und jede Art von Rassismus. Jegliche Form von Judenmission lehnt er konsequent seit Jahren ab.« epd/ja

Berlin/Potsdam

Anderthalb Challot in Apartment 10b

In Berlin und Potsdam beginnt am 6. Mai das Jüdische Filmfestival. Die Auswahl ist in diesem Jahr besonders gut gelungen

von Katrin Richter  05.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  04.05.2025 Aktualisiert

Nachruf

»Hej då, lieber Walter Frankenstein«

Der Berliner Zeitzeuge und Hertha-Fan starb im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Stockholm

von Chris Meyer  04.05.2025

Essay

Das höchste Ziel

Was heißt es eigentlich, ein Mensch zu sein? Was, einer zu bleiben? Überlegungen zu einem Begriff, der das jüdische Denken in besonderer Weise prägt

von Barbara Bišický-Ehrlich  04.05.2025

Zusammenhalt

Kraft der Gemeinschaft

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern feierte das Fest der Freiheit im Geiste von Tradition und Herzlichkeit

von Rabbiner Shmuel Aharon Brodman  03.05.2025

Porträt der Woche

Die Zeitzeugin

Assia Gorban überlebte die Schoa und berichtet heute an Schulen von ihrem Schicksal

von Christine Schmitt  03.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025