Schwerin

Abraham, ein Optimist

Rabbiner William Wolff fotografiert von Manuela Koska-Jäger Foto: Hentrich & Hentrich

»Als wahrhafter Lehrer leitet er nicht nur die jüdischen Gemeinden im religiösen Sinne, sondern ist ein viel gefragter Partner unserer Universitäten, Schulen, kirchlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen«, schreibt Henry Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern in seinem Geleitwort zu einem ungewöhnlichen Buch. Im Mittelpunkt steht der 83-jährige William Wolff, der »durch seine Offenheit, seinen erklärten Willen zur Versöhnung und seinen geduldigen Umgang mit von Unwissenheit und Vorurteilen geprägten Argumenten zu einer prägenden Persönlichkeit unseres gesellschaftlichen Lebens und zu einer festen Autorität im Landesverband der Jüdischen Gemeinden geworden ist«, fährt Tesch fort.

Stolz Das Buch ist nicht nur ungewöhnlich, weil sich die Fotografin Manuela Koska-Jäger so viel Zeit gegeben hat, nämlich ein ganzes Jahr, um einen Rabbiner und seine Gemeinde zu begleiten, sondern weil sie »einen hochgeachteten Menschenfreund mit sehr großem Herzen« in den Mittelpunkt stellt, wie es Charlotte Knobloch formuliert. »Ein wunderbarer Rabbiner, der es auf einzigartige Weise vermag, den Menschen die Lehre zu vermitteln«, schreibt die ehemalige Zentralratspräsidentin weiter. Und dieser Rabbiner steckt seine Gemeindemitglieder mit seiner Energie an, vermittelt ihnen Judentum und Stolz. Davon zeugt Anastaisa Sibirtseva, eine junge Frau, die christlich erzogen, erst durch ein Machane zu ihren wahren Wurzeln fand.

Neben Koska-Jägers Bildern von Gemeindemitgliedern, Szenen aus dem religiösen Leben, den Reisen der Gemeinde mit ihrem Rabbiner nach Amsterdam oder zur Gedenkstätte des ehemaligen KZ Auschwitz, Alltagssituationen und Feiern in der Gemeinde stehen Texte. Selbstaussagen jüngerer und älterer Gemeindmitglieder, Tora-Auslegungen, Reden oder Erzählungen des Rabbiners. Ronny Yitzchak Rohde, ein 20-jähriger Schweriner, beschreibt, wie er sich als Jude definiert. Wichtig bei all dem ist, was Koska-Jäger selbst bekundet: »Meine Arbeit bestand im Wesentlichen darin, die Wirklichkeit festzuhalten und sie nicht zu manipulieren.«

persönlich Das scheint ihr gelungen zu sein. Die Bilder sind sehr persönlich, fast liebevoll. Man merkt ihnen an, dass der Fotografin der Mensch und die Reflexion über sein Jüdischsein wichtig sind. Sie hört den Erzählungen zu und fängt sie in ihren Momentaufnahmen ein. Das Buch bietet eine Innensicht der Schweriner Gemeinde, dem man die Ruhe seines Entstehens wohltuend anmerkt.

»Abraham war Optimist«, herausgegeben und fotografiert von Manuela Koska-Jäger, erscheint ab 14. Dezember im Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin

Sicherheit

»Keine jüdische Veranstaltung soll je abgesagt werden müssen«

Nach dem Massaker von Sydney wendet sich Zentralratspräsident Josef Schuster in einer persönlichen Botschaft an alle Juden in Deutschland: Lasst euch die Freude an Chanukka nicht nehmen!

von Josef Schuster  17.12.2025

Deutschland

»Das Licht wird nicht erlöschen«

Trotz des Terroranschlags in Sydney lassen es sich viele Juden in Deutschland nicht nehmen, öffentlich Chanukka zu feiern. Ein Stimmungsbild

von Christine Schmitt, Helmut Kuhn, Nicole Dreyfus, Ulrike Gräfin Hoensbroech  17.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Neuer Staatsvertrag für jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt

Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt soll bewahrt und gefördert werden. Dazu haben das Land und die jüdischen Gemeinden den Staatsvertrag von 2006 neu gefasst

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns erwarten?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025