Radebeul

Zusammenhalt beim Schabbaton

Am Wochenende fand im Radisson Blu Park Hotel in Radebeul (Sachsen) ein Schabbaton statt, der vom Bund traditioneller Juden in Deutschland unter der Führung von Michael Grünberg organisiert wurde.

Etwa 230 Teilnehmer nahmen an diesem alljährlichen Grand Schabbaton teil, darunter prominente Redner wie Rabbiner Samuel Macner, der Leiter der Kodesh-Abteilung der LJS Berlin und Museumsführer in Yad Vashem, sowie Militärbundesrabbiner Zsolt Balla und Michael Yedovitzky, Direktor der Aktivitäten der Jewish Agency for Israel in Deutschland und Zentraleuropa. Trotz dürftig ausgefallener Wetterprognosen strahlte die Sonne während des gesamten Wochenendes, das mit einem Grillfest eröffnet wurde.

Am ersten Abend des Schabbatons fand ein Round Table statt, bei dem über die Zukunft des deutschen Judentums nach den Anschlägen des 7. Oktobers diskutiert wurde.

»Was bedeutet es, Heilig zu sein?«

Der Wochenabschnitt »Kedoschim« war ein wunderbarer Anlass, um über das Thema Heiligkeit zu sprechen und sich darüber Gedanken zu machen, was es bedeutet, ein heiliger Mensch zu sein. Ein Konferenzraum des Hotels wurde kurzerhand zu Gebetsraum umfunktioniert. 

Rabbiner Macners Vortrag zum Wochenabschnitt füllte schon bald die Sitze dieser provisorischen Synagoge. »Was bedeutet es, heilig zu sein? Wie kann G´tt von uns allen fordern, heilig zu sein?« fragte der Rabbiner, während das Auditorium gespannt zum Redner schaute.

Der Rabbiner fuhr fort: »Heiligkeit bedeutet nicht, sich von der Gesellschaft und vom Zusammenleben mit anderen abzugrenzen und sich nur noch Gebeten zu widmen. Ganz im Gegenteil! Heiligkeit im Sinne der Torah ist jegliches Handeln, welches man nicht für das eigene Ego, sondern im Sinne anderer tut. Heiligkeit bedeutet vom eigenen Ego losgelöst zu handeln, und das passiert vor allem in Gemeinschaft mit anderen.«

Zwischen Holocaustgedenktag und Unabhängigkeitstag

Die Worte des Rabbiners machten sichtbar Eindruck auf die Zuhörer. Das darauffolgende Gebet wurde von praktisch allen Teilnehmern des Schabbatons besucht. Beim »Jedid Nefesch« verschmolzen die Stimmen der Betenden in einem gemeinsamen, ausgelassenen Gesang.

Während des Schabbat-Abendessens wurde der Gedanke von Keduscha – der Heiligkeit – vom Landesrabbiner Sachsen-Anhalts, Daniel Fabian, noch weiter vertieft: »Es gibt Leute, die handeln zwar im Rahmen der Halacha, aber nicht im Sinne der Halacha. Im Sinne der Halacha, der Torah, zu handeln, bedeutet, aus Nächstenliebe zu handeln und nicht ausschließlich auf den rituellen Aspekt des Gebotes zu schauen!«

Bei einem Gespräch mit Dr. Yedovitzky, der für das Wochenende aus Jerusalem angereist war, erklärte der Vertreter der Jewish Agency, was ihm dieser Schabbaton bedeutete. »Wenn Juden zusammenkommen, Einheit präsentieren und beten, so ist das immer etwas Besonders. Aber gerade jetzt beim Schabbat zwischen dem Holocaustgedenktag und dem israelischen Unabhängigkeitstag, im Kontext des anhaltenden Krieges gegen die Terroristen der Hamas, gerade jetzt zu sehen wie Juden aus dem ganzen Land zusammenkommen und Einheit zeigen, wie sie Israel und das Judentum von Herzen lieben, das ist wirklich sehr berührend!«, so Michael Yedovitzky.  

Verbindung zwischen Diaspora und Israel

Er wurde von zwei Soldaten der IDF begleitet. Einer von ihnen war Major Ohad Patziniasch, einer der ersten Kämpfer, die am 7. Oktober im Kibbutz Beeri eintrafen. An vorderster Front kämpfte er gegen die Verbrecher der Hamas.

Im Gespräch berichtete er über die außerordentliche Kampfmoral der israelischen Streitkräfte und seinen tiefen Wunsch, das jüdische Volk zu schützen. Major Patziniasch ist nach Radebeul gereist, um die Verbindung zwischen der Diaspora einerseits und der israelischen Armee sowie dem Staat Israel zu stärken. Patziniasch bemerkt: »Die Einheit unseres Volkes an diesem Schabbaton ist wirklich beeindruckend!«

Am Abend des 11. Mai fand auch der ESC in Malmö statt. Die antisemitischen Anfeindungen gegen die israelische Sängerin Eden Golan ließen niemanden kalt. Viele gaben zum ersten Mal ihre Stimme beim ESC ab, um gerade jetzt ein klares Zeichen an all die Antisemiten der Welt zu senden.

Tehilim für zwölf Punkte

An diesem Abend ereignete sich folgende Situation auf dem Hotelgelände: Sieben Kinder hatten sich um das Smartphone eines der Kinder versammelt und fieberten bei der Punkteverleihung des ESC mit. Eines der Kinder fragte sogar hoffnungsvoll: »Können wir noch Tehilim (Psalmen) lesen, damit Israel zwölf Punkte bekommt?«

Am nächsten Morgen zu erfahren, dass Israel 12 Punkte von den deutschen Televotern bekommen hat, freute viele der Teilnehmer während des Frühstücks am Abreisetag sehr. Anschließend wurden alte und neue Freunde herzlich verabschiedet. Viele Teilnehmer drückten dabei den Wunsch aus, sich beim nächsten Grand Schabbaton des Bundes traditioneller Juden wiederzuerstehen.

Bereschit

Die Freiheit der Schöpfung

G’tt hat für uns die Welt erschaffen. Wir haben dadurch die Möglichkeit, sie zu verbessern

von Rabbiner Avichai Apel  17.10.2025

Talmudisches

Von Schuppen und Flossen

Was unsere Weisen über koschere Fische lehren

von Detlef David Kauschke  17.10.2025

Bracha

Ein Spruch für den König

Als der niederländische Monarch kürzlich die Amsterdamer Synagoge besuchte, musste sich unser Autor entscheiden: Sollte er als Rabbiner den uralten Segen auf einen Herrscher sprechen – oder nicht?

von Rabbiner Raphael Evers  17.10.2025

Mussar-Bewegung

Selbstdisziplin aus Litauen

Ein neues Buch veranschaulicht, wie die Lehren von Rabbiner Israel Salanter die Schoa überlebten

von Yizhak Ahren  17.10.2025

Michael Fichmann

Essay

Halt in einer haltlosen Zeit

Wenn die Welt wankt und alte Sicherheiten zerbrechen, sind es unsere Geschichte, unsere Gebete und unsere Gemeinschaft, die uns Halt geben

von Michael Fichmann  16.10.2025

Sukka

Gleich gʼttlich, gleich würdig

Warum nach dem Talmud Frauen in der Laubhütte sitzen und Segen sprechen dürfen, es aber nicht müssen

von Yizhak Ahren  06.10.2025

Chol Hamo’ed Sukkot

Dankbarkeit ohne Illusionen

Wir wissen, dass nichts von Dauer ist. Genau darin liegt die Kraft, alles zu feiern

von Rabbiner Joel Berger  06.10.2025

Tradition

Geborgen unter den Sternen

Mit dem Bau einer Sukka machen wir uns als Juden sichtbar. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Nachbarn erklären können, was uns die Laubhütte bedeutet

von Chajm Guski  06.10.2025

Sukkot

Fest des Vertrauens

Die Geschichte des Laubhüttenfestes zeigt, dass wir auf unserem ungewissen Weg Zuversicht brauchen

von Rabbinerin Yael Deusel  06.10.2025