Haggada

Pessach, Mazza und Maror

Die Pessach-Haggada ist in viele Sprachen übersetzt. Hier: eine hebräisch-englische Ausgabe Foto: Getty Images

»Gedenke des Tages, an dem ihr aus Ägypten auszogt« (2. Buch Mose 13,3): Der Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten am 15. Tag des Monats Nissan ist eines der bedeutendsten Ereignisse der Tora.

Deshalb unterweist uns der Ewige, diese Nacht in allen Generationen als Auftakt des siebentägigen Pessachfestes zu begehen. »In jeder Generation muss man sich so betrachten, als wäre man selbst aus Ägypten ausgezogen«, drückten es später die talmudischen Weisen aus.

Um uns zu helfen, dieses Gebot zu erfüllen, führt uns die sogenannte Haggada schel Pessach, die Pessacherzählung, durch den »Seder«, die Ordnung jener Nacht.

Bedikat Chametz Die Regeln für das »Bedikat Chametz« sind in dem Büchlein zu finden. Dessen Inhalt beschäftigt sich dann mit den drei positiven Mizwot, die am Pessachtisch zu erfüllen sind.

Im Talmud, den die Haggada zitiert, ist die Rede von »Pessach, Mazza und Maror«. In der Mischna steht: »Rabban Gamliel lehrte: Wer nicht an Pessach folgende drei Dinge bespricht, hat seiner Pflicht nicht Genüge getan, und diese sind: Pessach, Mazza und Maror.«

Wir sollen also Mazzot, ungesäuerte Brote, essen, in Erinnerung daran, dass unsere Vorfahren in der Eile des Aufbruchs keine Zeit hatten, gesäuerte Brote zu backen. Mazza ist ein trockenes Brot, das ohne den Einsatz von Hefe oder Sauerteig hergestellt wird.

Pessachlamm So wie einst die Israeliten sollten auch die späteren Generationen das Pessachlamm essen. Dieses Opfer wurde zusammen mit bitteren Kräutern, Maror, jedes Jahr in Jerusalem verspeist. Da der Tempel allerdings schon seit fast 2000 Jahren zerstört ist, wird seitdem nur noch das Ma-ror, meist Römersalatstengel oder Meerrettich, gegessen.

Und das Wichtigste: Wir sollen unseren Kindern vom Exodus erzählen, um die Erinnerung daran über alle Generationen hinweg wachzuhalten. Über die Sedernacht heißt es in der Tora: »Und es wird sein, wenn dein Sohn dich künftig fragen wird: ›Was ist das?‹, so sollst du ihm berichten: ›Mit starker Hand hat der Ewige uns aus der Sklaverei Ägyptens herausgeholt‹« (2. Buch Mose 13,14).

Die Haggada nun erfüllt den Zweck, uns bei der Erfüllung dieser drei Gebote zu helfen. Sie erklärt uns nicht nur, wann und wie wir Mazzot, Maror sowie weitere traditionelle Speisen essen sollen, sondern hilft uns durch ihre ausgewogene Textsammlung auch dabei, den Exodus zu vergegenwärtigen und diesen der nächsten Generation nahezubringen.

In der Tora werden die Kinder überwiegend als neugierig dargestellt, die durch ihre Fragen die Erzählung vom Exodus auslösen. Doch was passiert eigentlich, wenn die Kinder nicht so neugierig sind? Die Haggada selbst sagt: »Weiß der Sohn aber nicht, wie man fragt, so eröffne du ihm die Nacherzählung von dir aus.«

Afikoman Da es aber ideal wäre, wenn die Kinder selbst fragen würden, hat die Halacha verschiedene Bräuche eingeführt, die das Interesse der Kinder wecken sollen. Zu diesen zählen, dass man bereits vor Beginn der eigentlichen Mahlzeit Gemüse (Karpas) in Salzwasser oder Charosset (Dattelbrei in Erinnerung an die Lehmziegel Ägyptens) tunkt und verspeist, oder dass man den Afikoman, einen Teil der Mazza, versteckt. Sind überhaupt keine Kinder anwesend, so sollen die Erwachsenen einander fragen. Ist man ganz allein, fragt man sich selbst.

Die Nacherzählung des Exodus besteht aus einer Sammlung biblischer und midraschischer Texte, die die Geschehnisse von Awrahams Auszug aus Mesopotamien, Jakows Einzug in Ägypten, die Sklaverei, die Plagen und die Teilung des Schilfmeeres anschaulich darstellen.

Abgerundet wird das vom Hallel (Psalm 113–118), dem antiken Lobgesang aller Juden, die zum Tempel nach Jerusalem pilgerten, sowie weiteren Gebeten und Hymnen. Später kamen mittelalterliche Lieder wie »Echad Mi Jodea« und »Chad Gadj« hinzu.

Da es als löblich gilt, den Ewigen so ausführlich wie möglich durch die Nacherzählung Seiner Wundertaten zu preisen, sollte die Lesung der Haggada so lang wie möglich dauern.

Wajikra

Zeichen der Zuwendung

So wie sich die Engel gegenseitig rufen, wird Mosche vom Ewigen gerufen

von Rabbinerin Gesa Ederberg  24.03.2023

Talmudisches

Urteile, die zum Himmel schreien

Was unsere Weisen über die Gerichtsbarkeit in der Stadt Sodom lehrten

von Yizhak Ahren  24.03.2023

Interview

»Unser Einfluss wird größer«

Ilana Epstein über die Rolle der Rebbetzin, Veränderungen und ein Treffen in Wien

von Imanuel Marcus  23.03.2023

Debatte

Für die Freiheit des Glaubens

Moskaus früherer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt sprach in Berlin über die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine für das jüdische Leben in Europa

von Gernot Wolfram  23.03.2023

Konferenz

Rat für Ratgeberinnen

Rebbetzins aus ganz Europa tauschten sich in Wien über ihre Herausforderungen im Alltag aus

von Stefan Schocher  23.03.2023

Technologie

Beten mit Handy

Warum spezielle Apps viel mehr sein können als Siddurim auf dem Smartphone

von Chajm Guski  21.03.2023

Kleidung

Wann ist ein Jude religiös?

Äußerlichkeiten können in die Irre führen – auch die Befolgung der zwischenmenschlichen Gesetze ist von zentraler Bedeutung

von Daniel Neumann  17.03.2023

Talmudisches

Korpulente Rabbiner

Was unsere Weisen über Leibesfülle und körperliche Gesundheit lehrten

von Vyacheslav Dobrovych  17.03.2023

Wajakhel–Pekude

Herausforderungen angehen

Die Tora lehrt: Der Mensch muss den ersten Schritt tun, dann wird G’tt ihm helfen

von Shlomo Rottman  17.03.2023