Quellen

Kämpfer für das Gesetz

Jehuda Makkabi in einem Holzschnitt von Julius Schnorr von Carolsfeld (1860) Foto: picture-alliance / akg-images

Der Tradition in jüdischen Gemeinden, für das Chanukkafest Theaterstücke zu schreiben, hat sich auch Janusz Korczak in seinem Warschauer Waisenhaus angeschlossen. Im Mittelpunkt der von ihm verfassten kleinen Szenen stehen Kinder, für die vor allem das Lichterwunder der Tempeleinweihung und die Vielzahl der Kerzen von Bedeutung sind.

Von den Personen, die in den beiden nachbiblischen Büchern der Makkabäer eine Rolle spielen, sowie von ihren kriegerischen Handlungen ist nur nebenbei die Rede. In einer Szene sagt ein Junge, dass Chanukka von einem Krieg handelt. »Und über den Krieg wissen nur die Männer alles.«

LÖWENMUT In einer anderen Szene, die den Charakter eines Oratoriums hat, heißt es: »Aber der Sohn des alten Mattathias war mutig wie ein Löwe, kampflustig wie ein junger Löwe.« Der Name dieses Sohnes wird aber nicht erwähnt. Ist Jehuda Makkabi nicht allbekannt?

Die Bedeutung, die er im zweiten Jahrhundert v.d.Z. in den politischen Machtkämpfen im Heiligen Land gewann, lässt sich anhand einer Bemerkung des Judaisten Elias Bickermann in seiner 1935 in der Schocken-Bücherei veröffentlichten Studie über die Makkabäer bestimmen. Die zur gleichen Zeit geschriebenen Prophezeiungen des biblischen Buches Daniel ließen, so Bickermann, niemals daran denken, dass »eine menschliche Tat den Gang der Ereignisse ändern« könnte. Jehuda Makkabi aber ist der Mensch, der diese Tat auf sich genommen hat.

Es ist nicht der Anspruch der frühen jüdischen Schriften, Heroengeschichten zu schrei­ben. Deshalb sind auch Jehuda Makkabis Taten keine Heldentaten, wenn es auch auf den ersten Blick so scheint. Das erste Mal wird Jehuda Makkabi im zweiten Kapitel des ersten Buches der Makkabäer erwähnt, wo er als dritter Sohn des Mattathias vorgestellt wird. Am Ende des Kapitels, als der Vater im Sterben liegt, empfiehlt er diesen Sohn den anderen als Heerführer, weil er ein starker Held von Jugend auf gewesen ist.

TORA Das Heldentum ist jedoch nur von untergeordneter Bedeutung. Denn es geht darum, »für den Bund unserer Väter« und für die Tora das Leben zu wagen. Wenn es im dritten Kapitel heißt, dass er die Rüstung wie ein Held anlegte, bedeutet das nicht, dass er die angeborene Statur eines Kriegers hatte. Vielmehr ist damit angedeutet, dass er seine Aufgabe, für die Tora, für das Gesetz Gottes zu streiten, erfüllen wird.

Alle weiteren prägnanten Szenen des ersten Buches der Makkabäer zeigen ihn als einen Streiter für Gott. Während seine Gefolgschaft vor der Übermacht der Feinde zittert, ist er jedes Mal zuversichtlich, sie besiegen zu können. Dafür ruft er entscheidende Szenen aus der Vergangenheit der Israeliten in Erinnerung.

An der ersten Stelle, in Bet Horon, beruft er sich noch ganz allgemein auf die himmlischen Kräfte. Der Sieg käme vom Himmel und werde nicht durch eine große Zahl errungen. An der zweiten Stelle, bei Emmaus, ist es schon die konkrete historische Situation der Israeliten am Roten Meer. Beim dritten Mal, in Bet Zur, erinnert er an Jonathan und David. Es ist also keine kriegerische Kunst, die ihn auszeichnet, sondern sein Wissen von den göttlichen Zusammenhängen.

JERUSALEM Nach der Eroberung Jerusalems nimmt er sich nicht die Rechte des Siegers, sondern ordnet die Wiedereinweihung des Tempels an. Er selbst tritt dabei in den Hintergrund. Sein Name wird auch häufiger in Verbindung mit seinen Brüdern und der übrigen Gefolgschaft genannt. Er wird durch die Nennung seines Namens nur ein wenig hervorgehoben. Letztlich aber gehört er zu seinen Getreuen.

Auch sein Ende ist kein Heldentod. Vielmehr weiß er, dass sein Ende gekommen ist. Und er weiß, dass dies nichts mehr mit seinem Kampf für das Gesetz zu tun hat. »Auf, lasst uns versuchen, ob wir die Feinde angreifen und besiegen können!« Er fällt als Krieger, der tapfer sein Leben lässt und seiner »Ehre keine Schande« macht. So konnte er für eine kurze Zeit als Held und Retter Israels beklagt werden. Dann hat ihn die Geschichte erst einmal vergessen. Erst späteren Zeiten schienen seine Taten für allerlei Legenden tauglich, in denen sie sich ihn für ihre eigenen politischen Zusammenhänge als leuchtendes Vorbild auswählten.

Umfrage

Studie: Deutsche vertrauen Zentralrat der Juden signifikant mehr als der christlichen Kirche und dem Islam

Die Ergebnisse, die das Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Auftrag des »Stern«, RTL und n-tv vorlegt, lassen aufhorchen

 23.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Wajigasch

Mut und Hoffnung

Jakow gab seinen Nachkommen die Kraft, mit den Herausforderungen des Exils umzugehen

von Rabbiner Jaron Engelmayer  19.12.2025

Mikez

Füreinander einstehen

Zwietracht bringt nichts Gutes. Doch vereint ist Israel unbesiegbar

von David Gavriel Ilishaev  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Chanukka

»Wegen einer Frau geschah das Wunder«

Zu den Helden der Makkabäer gehörten nicht nur tapfere Männer, sondern auch mutige Frauen

von Rabbinerin Ulrike Offenberg  18.12.2025

Chanukka

Berliner Chanukka-Licht entzündet: Selbstkritik und ein Versprechen

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin am Mittwoch mit viel Politprominenz das vierte Licht an Europas größtem Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet

von Markus Geiler  18.12.2025

Chanukka

Wofür wir trotz allem dankbar sein können

Eine Passage im Chanukka-Gebet wirkt angesichts des Anschlags von Sydney wieder ganz aktuell. Hier erklärt ein Rabbiner, was dahinter steckt

von Rabbiner Akiva Adlerstein  17.12.2025