Der jüdisch-christliche Dialog in Deutschland ist nach den Worten des orthodoxen Rabbiners Jehoschua Ahrens derzeit in einer wichtigen Phase.
Nachdem die beiden großen Kirchen erst spät in das Thema eingestiegen seien, sei man mittlerweile an einem Punkt, an dem »auf Augenhöhe« diskutiert werde, sagte Ahrens am Mittwochabend auf einer online übertragenen Diskussionsveranstaltung mit dem Titel » ›Niemals wieder!‹ Christlich-Jüdischer Dialog und Antisemitismus 75 Jahre nach Auschwitz«. Auf dem Weg zu diesem Punkt sei die Absage an eine Judenmission zentral gewesen.
einfluss Auch wenn der jüdisch-christliche Dialog auf Augenhöhe angekommen sei, befänden sich die Beteiligten in einer schwierigen Situation: »Wir sind auf Augenhöhe in einem richtigen Dialog. Zugleich hört uns kaum noch einer zu«, sagte Ahrens. Die Kirchen hätten sich stärker zu einer Zeit einbringen sollen, in der sie noch mehr Einfluss gehabt hätten.
Auf dem Weg zu diesem Punkt sei die Absage an eine Judenmission zentral gewesen, betonte Rabbiner Ahrens.
Gleichwohl lohne sich das Unterfangen und sei »keine verlorene Liebesmüh«, betonte der orthodoxe Rabbiner, der sich im interreligiösen Dialog engagiert und unter anderem Director Central Europe des Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation (JCUC) in Jerusalem ist.
Damit Religionsgemeinschaften gehört würden, müssten sie mit einer Stimme sprechen und gemeinsam Stellung zu Themen beziehen, betonte Ahrens. So habe beispielsweise die Corona-Pandemie eine ganze Reihe von ethisch-moralischen Fragen aufgeworfen. Und hier seien dann eben doch die Religionen gefragt. »Da sehen wir, wir werden gebraucht als ethisch-moralische Instanzen. Wir haben etwas einzubringen abseits von karitativen Dingen.«
konflikt Hier sei es wichtig, gemeinsam zu handeln. Denn wenn das Bild entstehe, dass die Religionen im Konflikt miteinander seien, stelle sich die Frage, wie sie in der Gesellschaft wahrgenommen würden.
Wenn das Bild entstehe, dass die Religionen im Konflikt miteinander seien, stelle sich die Frage, wie sie in der Gesellschaft wahrgenommen würden.
Veranstalter der Online-Debatte war die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Kooperation mit der Karl Rahner Akademie, dem Katholischen Bildungswerk und der Melanchthon-Akademie in Köln.
Auf katholischer Seite war es die Erklärung »Nostra aetate«, mit der die Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) den katholisch-jüdischen Dialog eröffnete. Auf evangelischer Seite eröffnete den Weg der Synodalbeschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland von 1980. kna