Reicht manchen morgens nur ein Kaffee, mögen andere zum Start in den Tag ihr Müsli oder ein Wurstbrötchen. Und während in Italien beispielsweise ein Espresso und ein Cornetto üblich sind, kommen bei einem typischen israelischen Frühstück schon einmal Schakschuka, Hummus, geräucherter Fisch, Joghurt und verschiedene Salate auf den Tisch.
Das Frühstück gilt als die »wichtigste Mahlzeit des Tages«. Ein gesundes Frühstück kurbele den Stoffwechsel an und fördere die Konzentration, heißt es. Doch nicht alle sind dieser Auffassung. So warnt der britische Biochemiker Terence Kealey in seinem Buch Breakfast is a Dangerous Meal, dass ein kohlenhydratreiches Frühstück unserer Gesundheit eher schaden könnte.
Die talmudischen Weisen scheinen hingegen überzeugt gewesen zu sein, dass ein gutes Frühstück die notwendige Energie für den Tag liefert. So ist beispielsweise im Traktat Bava Metzia 107b zu lesen, was Rabba den Raba ben Mari fragte: »Woher ist das zu entnehmen, was die Leute zu sagen pflegen: 60 Läufer können den nicht einholen, der frühmorgens gegessen hat?« Und weiter heißt es dort, dass es 83 Krankheiten gebe, die an der Galle haften. »Diese alle halten das morgendliche Brot mit Salz und ein Krug Wasser zurück.«
An gleicher Stelle steht außerdem: »Die Rabbanan lehrten: 13 Dinge sagten sie vom Morgenbrot – es schützt vor Hitze, vor Kälte, vor (böser) Luft und vor Gespenstern, es macht den Einfältigen weise, er obsiegt bei Gericht, er lernt das Gesetz, er lehrt es, seine Worte werden gehört, sein Studium bleibt ihm erhalten.«
Dazu schreibt Rabbiner Ari Enkin aus Bet Schemesch in Israel: »Ein gesundes und ausgewogenes Frühstück ist sowohl aus medizinischer als auch aus halachischer Sicht ein wichtiger Start in den Tag. Uns wird gelehrt, dass dies äußerst vorteilhaft ist und den Körper dabei unterstützt, Krankheiten abzuwehren.« Besonders wichtig sei es, Brot zum Frühstück zu essen – was in der halachischen Literatur als »pat schacharit« bezeichnet wird.
»Ein gesundes und ausgewogenes Frühstück ist sowohl aus medizinischer als auch aus halachischer Sicht ein wichtiger Start in den Tag.«
Rabbiner Ari Enkin
Rabbiner Enkin bezieht sich auf weitere talmudische Quellen, wenn er schreibt, dass man unmittelbar nach dem Morgengebet frühstücken sollte, bevor man den Tag fortsetzt: »Man sollte nicht vier Stunden nach dem Aufwachen – und schon gar nicht sechs Stunden – verstreichen lassen, bevor man sich zum Frühstück hinsetzt. Ein gutes Frühstück trägt zum Erfolg beim Studium der Tora bei.«
Rabbiner Yaakov Goldstein behandelt auf der Webseite »shulchanaruchharav.com« verschiedene halachische Fragen zum Frühstück. Er meint, dass es angebracht sei, sich daran zu gewöhnen, pat schacharit – eine kleine Mahlzeit mit Brot – zu essen. »Wer nicht frühstückt und erst nach Mittag zu Mittag isst, ist wie jemand, der einen Stein in eine leere Weinflasche wirft – was keinen Nutzen hat.«
Dann bezieht sich Rabbiner Goldstein auch auf das im Talmud erwähnte »morgendliche Brot mit Salz und ein Krug Wasser«. Salz sei nur notwendig, wenn es nicht bereits zu den Zutaten des Brotes gehöre. Und was das Brot betrifft, so sei es nicht erforderlich, Hamotzi-Brot zu essen; es sei auch üblich, Cracker, Kekse oder Kuchen zu essen. Das Brot oder Mezonos müsse allerdings aus einer der fünf Getreidesorten – Weizen, Gerste, Dinkel, Roggen oder Hafer – stammen. Es reiche jedoch nicht aus, Haferbrei oder andere gekochte Getreidesorten zu essen.
Was den Krug Wasser betrifft, so könne es sich um jedes beliebige Getränk handeln: »Es ist angebracht, ein heißes Getränk zu trinken, und so ist es heute Brauch, zum Frühstück Tee oder Kaffee zu sich zu nehmen.« Tatsächlich, so heißt es weiter, sei das Trinken von Kaffee eine Segula für das Gedächtnis. »Wenn man zum Frühstück kein Brot oder Mezonos zur Verfügung hat, reicht es aus, Kaffee mit Zucker und Milch zu trinken – was ebenfalls verhindert, dass der Magen leer bleibt.«
Zuletzt erwähnt Rabbiner Goldstein die Antwort des Talmuds (Gittin 70a) auf die Frage, wie das Frühstück einzunehmen ist – oder wie nicht: Stehend zu essen und zu trinken, »schwächt die Kraft des Menschen«, heißt es da. Einen »Coffee to go« würden unsere Weisen also wohl nicht empfehlen.