Mizwot

Die vier Gebote

Die Megilla im Smartphone Foto: Flash 90

Der Schabbat vor Purim, der in diesem Jahr auf den 19. März fällt, heißt Schabbat Sachor. Wir gedenken der Mizwa, Amalek auszulöschen, der wie Haman danach trachtete, das Volk Israel zu vernichten. In Israel und in der Diaspora wird das Purimfest am 14. Adar (in diesem Jahr Donnerstag, 24. März) gefeiert. In Jerusalem, wie in allen Städten, die zur Zeit Jehoschuas von einer Mauer umgeben waren, wird es am 15. Adar (Schuschan Purim) begangen.

Purim weist eine ausgeprägte Tradition mit verschiedenen Bräuchen und vier zentralen Mizwot auf. Das Fasten (Taanit Esther) fällt auf den 13. Adar (Mittwoch, 23. März). Ist dieser Tag ein Schabbat, fastet man am Donnerstag, dem 11. Adar. Manche kleiden sich festlich, da sich nach dem Minchagebet und dem Maariv die Megillalesung anschließt. Laut dem Buch Esther begann Haman elf Monate zuvor, im Monat Nissan, seine Vernichtungspläne gegen die Juden zu schmieden, als er das Los (Pur) zog, das auf den 13. Adar fiel.

vernichtungsplan Nachdem Esther von Hamans Vernichtungsplan gehört hatte, bat sie Mordechai: »So geh hin und versammle alle Juden ... und fastet für mich« (Esther 4,16). Dieses dreitägige Fasten wurde vom 13. bis 15. Nissan abgehalten. Am 23. Siwan endete Haman am Galgen, und die Juden bekamen die Erlaubnis, sich selbst zu verteidigen – was im Monat Adar dann auch geschah.

Zu Purim ist es üblich, einen halben Schekel als Spende zu geben. Dieser Brauch rührt aus der Zeit des Tempels, als von den Besuchern zwecks Opferungen am ersten Tag des Monats Nissan gespendet wurde. Man gibt drei Mal einen halben Schekel, weil im Abschnitt Ki Tissa (2. Buch Mose 30,13) drei Mal das Wort »Teruma« (Spende) erwähnt wird. Heutzutage geht diese Spende an die Bedürftigen. Das Hallel zu Purim entfällt, da sich das Wunder von Purim im Ausland ereignete.

Arbeit an Purim zu verrichten, ist erlaubt. Doch empfehlen die Rabbiner, diese nach Möglichkeit zu vermeiden: »Jeder, der eine Arbeit zu Purim verrichtet, trägt keinen Segen davon.« Für den Brauch, sich zu Purim zu verkleiden, gibt es verschiedene Erklärungen. Eine davon ist: Wir nehmen uns Esther und Mordechai zum Vorbild, die beide sehr umsichtig, vorsichtig und auch verdeckt agiert haben, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Zum Teil mutet uns ihr Verhalten fremd und mysteriös an.

maskerade Indem wir uns verkleiden und durch die Maskerade in andere Rollen schlüpfen, ahmen wir ihr Verhalten nach. Unsere Weisen fanden eine Andeutung des Namens von Esther in 5. Buch Mose 31,18: »Hester astir panai« (»Ich aber werde mein Antlitz verborgen halten«).

Vier spezielle Mizwot gibt es an Purim zu erfüllen, die im Buch Esther selbst genannt werden (9, 19–31): Die Megilla ist am Tag des Fastens am Abend und ein zweites Mal nach dem Morgengebet am Tag darauf zu lesen. Aus Pergament bestehend, wird sie wie ein Brief (Iggeret Purim) gerollt. Es wird empfohlen, die Megilla in der Synagoge vorzutragen.

Besonders in der Diaspora, wo nicht alle das Hebräische beherrschen, kann sie in der dort gebräuchlichen Sprache gelesen werden. Sobald der Name »Haman« – 54 Mal in der Rolle – oder der seiner zehn Söhne fällt, stampft man mit den Füßen, lärmt mit Rasseln und buht den Bösewicht aus. Damit wird die Auslöschung Hamans und der Amalekiter, deren Nachfahre er ist, in Szene gesetzt. In der Tora im Abschnitt Beschalach lesen wir auch von Amalek. Wir erwähnen das Gebet »Al Hanissim« (»Über die Wunder«) im Achtzehngebet und auch im Tischgebet. Die zehn Söhne Hamans lesen wir in einem Atemzug. Eine anstehende Brit Mila wird nach der Megillalesung vollzogen.

wein Die zweite Purim-Mizwa besteht in der Teilnahme an einem Festmahl (Seudat Purim), bei dem man zum Ausdruck der Freude reichlich Fleisch und Wein genießt. Dabei soll man so viel Wein trinken, dass man nicht mehr unterscheiden kann zwischen dem verfluchten Haman und dem gesegneten Mordechai.

Als drittes soll man Freunden mindestens zwei verschiedene Essen schicken. Die vierte Mizwa – Spenden an die Armen – soll den Aufwand für die Purim-Mahlzeit oder für die Geschenke an Freunde übersteigen. Chag Sameach!

Talmudisches

Das Schicksal der Berurja

Die rätselhafte Geschichte einer Frau zwischen Märtyrertum und Missverständnis

von Yizhak Ahren  24.10.2025

Schöpfung

Glauben Juden an Dinosaurier?

Der Fund der ersten Urzeitskelette stellte auch jüdische Gelehrte vor Fragen. Doch sie fanden Lösungen, das Alter der Knochen mit der Zeitrechnung der Tora zu vereinen

von Rabbiner Dovid Gernetz  23.10.2025

Noach

Ein neuer Garten Eden

Nach der Flut beginnt das Pflanzen: Wie Noachs Garten zum Symbol für Hoffnung und Verantwortung wurde

von Isaac Cowhey  23.10.2025

Rabbiner Noam Hertig aus Zürich

Diaspora

Es geht nur zusammen

Wie wir den inneren Frieden der jüdischen Gemeinschaft bewahren können – über alle Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten hinweg

von Rabbiner Noam Hertig  23.10.2025

Bereschit

Die Freiheit der Schöpfung

G›tt hat für uns die Welt erschaffen. Wir haben dadurch die Möglichkeit, sie zu verbessern

von Rabbiner Avichai Apel  17.10.2025

Talmudisches

Von Schuppen und Flossen

Was unsere Weisen über koschere Fische lehren

von Detlef David Kauschke  17.10.2025

Bracha

Ein Spruch für den König

Als der niederländische Monarch kürzlich die Amsterdamer Synagoge besuchte, musste sich unser Autor entscheiden: Sollte er als Rabbiner den uralten Segen auf einen Herrscher sprechen – oder nicht?

von Rabbiner Raphael Evers  17.10.2025

Mussar-Bewegung

Selbstdisziplin aus Litauen

Ein neues Buch veranschaulicht, wie die Lehren von Rabbiner Israel Salanter die Schoa überlebten

von Yizhak Ahren  17.10.2025

Michael Fichmann

Essay

Halt in einer haltlosen Zeit

Wenn die Welt wankt und alte Sicherheiten zerbrechen, sind es unsere Geschichte, unsere Gebete und unsere Gemeinschaft, die uns Halt geben

von Michael Fichmann  16.10.2025