USA

Das Fest des Mondes

Gründerin des Projekts: Gen Xia Ye Slosberg Foto: Lunar

Der 12. Februar war ein Freitag. Wie jeden Freitag wollte Gen Xia Ye Slosberg auch an diesem Tag den Kabbalat-Schabbat-Gottesdienst halten. Der 12. Februar war in diesem Jahr aber auch der Tag des Chinesischen Neujahrsfestes – in Amerika auch Lunar New Year genannt –, das Slosberg von klein auf kennt. Was also tun?

»Ich habe Dim Sum gemacht und zusammen mit Jaqueline Mates-Muchin und anderen Freunden den ›Lunar New Year Kabbalat Shabbat Service‹ geleitet«, sagt sie. »Es war ein schönes Crossover.«

COMMUNITY Jaqueline Mates-Muchin aus San Francisco ist die weltweit erste Rabbinerin asiatischer Herkunft und ein Vorbild für Slosberg – denn die junge Frau sieht sich als Teil der asiatisch-stämmigen jüdischen Community in den USA.

Gen Xia Ye Slosberg wurde in Chengdu in Südostchina geboren. Ihr Vater ist jüdisch, ihre Mutter areligiös. Als Jugendliche kam sie mit ihrer Familie nach Kalifornien. Anfang des Jahres hat Slosberg das »Lunar Project« ins Leben gerufen, ein Videoprojekt, das sich den besonderen Erfahrungen asiatisch-amerikanischer Juden widmet und den Austausch zwischen ihnen voranbringen will.

»Das Projekt ist ›von uns für uns‹ und hat in erster Linie das Ziel, asiatisch-amerikanische Juden zu vernetzen und zusammenzubringen«, sagt Slosberg. In zweiter Instanz gehe es darum, dass andere Menschen außerhalb der Commu­nity das Leben und die Probleme der Gruppe besser verstehen können.

JEWS OF COLOR »Wir hoffen, dass diejenigen, die bei unseren Videos mitmachen, und diejenigen aus der Community, die sie sehen, sich selbst voll und ganz als asiatisch-stämmige Amerikaner und als Juden fühlen können.«

Unterstützt wird das »Lunar Project« von der Initiative »Be’chol Lashon«, die sich für mehr Sichtbarkeit sogenannter Jews of Color in der jüdischen Community starkmacht. Der Projektname »Lunar« spielt auf den Lunisolarkalender an, der sowohl im Judentum als auch in vielen asiatischen Kulturen verwendet wird.

In den Videoclips des Projekts, die seit Mitte Februar wöchentlich auf dem eigenen YouTube-Kanal hochgeladen werden, tauschen sich die Teilnehmer in virtuellen Gesprächsrunden über Fragen von Identität, Religion und kulturellen Herkunft als »Asian American Jews« aus. Auch Probleme wie Rassismus, Antisemitismus und Diversität innerhalb der jüdischen Gemeinschaften werden angesprochen. Viele Teilnehmer berichten von dem Gefühl, in der jüdischen Community nicht richtig akzeptiert zu werden.

DIM SUM Gestartet ist die Reihe mit einer Diskussion über Lebensmittel und welches Essen denn nun »typisch jüdisch« sei: der osteuropäische Klassiker Gefilte Fisch oder die traditionellen chinesischen Dim Sum?

Was sich bereits aus den ersten Videos ablesen lässt: Die asiatisch-amerikanisch-jüdische Community ist äußerst heterogen. An den Gesprächen nehmen zum Beispiel Juden mit philippinisch-amerikanischem, indisch-amerikanischem oder vietnamesisch-amerikanischem Hintergrund teil.

Einige der vorwiegend jungen Gesprächsteilnehmer haben Eltern aus verschiedenen Ländern, andere wurden nicht in den USA geboren und sind erst später ins Land gekommen. Einige sind zum Judentum konvertiert, andere haben sich von ihren jüdischen Wurzeln losgesagt oder wollen sie überhaupt erst erkunden.

IDENTITÄT »Ich denke, viele unserer Teilnehmer haben irgendwann einmal das Gefühl gehabt, dass sie nicht dazugehören oder dass ihre Identität nicht ›normal‹ sei, weil sie ein Leben führen, das von so vielen verschiedenen Kulturen beeinflusst ist«, meint Projektinitiatorin Slosberg.

Auch sie war lange zwischen den Kulturen und Identitäten hin und her gerissen. »Ich hatte große Probleme damit, mich nicht jüdisch genug zu fühlen«, sagt die junge Frau, die an der Berkeley-Universität studiert hat. Der Austausch mit anderen asiatisch-amerikanischen Juden, die sie an der Uni getroffen hat, habe ihr geholfen. Diese Erfahrung möchte sie nun mit anderen teilen

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