Interview

»Zu Israel stehe ich neutral«

Frau Weisband, die Piraten fordern, jegliche finanzielle Förderung von Religionen zu streichen. Ist das keine Gefahr für die jüdischen Gemeinden?
Bundesweit ist über diesen Antrag noch nicht entschieden worden. Die Forderung des Berliner Landesverbandes nach finanzieller Trennung von Staat und Kirche bezieht sich auf die Aufhebung von Staatskirchenverträgen wie des Reichskonkordats von 1933, betrifft also die Alimentzahlungen an die christlichen Kirchen. Für jüdische Gemeinden gibt es keine konkreten Forderungen.

Sie sind Jüdin, hat das eine besondere Bedeutung für Sie?
Ich sehe mich als gläubig, aber nicht als orthodox. Seit über einem Jahr gehe ich fast jeden Freitag in die Synagoge. Es ist für mich zu einem wohltuenden, strukturierenden Ritual geworden. Koscher lebe ich nicht wirklich, das bin ich einfach nicht gewohnt.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Israel?
Zu Israel stehe ich relativ neutral. Ich habe viele Verwandte dort, die das Land lieben. Mit mir selbst hat es aber keine Verbindung. Ich fahre kommendes Frühjahr hin, vielleicht ändert sich dann daran etwas.

Ihre Partei ist in der Kritik: Verschwörungstheorien, Antisemitismus.
In der Piratenpartei passiert das keineswegs häufiger als irgendwo sonst. Durch unsere sehr transparente Struktur fällt das nur krasser auf. Diese Mitglieder sind isoliert, werden von den anderen geächtet und treten entweder von alleine aus oder durchlaufen Parteiausschlussverfahren.

Wie sieht die Gesellschaft aus, die Sie mit den Piraten erreichen möchten?
Ich strebe eine Gesellschaft des Informationsflusses an: dass Menschen über ihre Lage Bescheid wissen und aktiv mitgestalten können. Ich möchte, dass jeder völlig frei ist, solange er die Freiheit des anderen nicht beschneidet. Ich will, dass alle so leben, lieben und beten, wie sie wollen. Und dass Bildung und Wissen geschätzte Güter sind.

Sie sind erst seit Mai im Piraten-Vorstand, daneben studieren Sie Psychologie.
Völlig unerwartet und spontan bin ich gewählt worden. Als Immigrantin aus der Ukraine, die sich bis vor zwei Jahren gar nicht für Politik interessiert hat, hatte ich darauf nie spekuliert. Für mein Leben eröffnet das ganz neue Chancen.

Mit der politischen Geschäftsführerin der Piratenpartei sprach Elke Wittich.

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

München

Wegen »Hitlergruß«-Collage: AfD-Mann Bystron verurteilt

Der Politiker teilt eine Fotomontage in sozialen Medien. Zu sehen: unter anderem Angela Merkel mit erhobenem Arm und ausgestreckter Hand

 17.10.2025

New York

Bürgermeisterkandidat bezichtigt Israel eines Völkermords

Der Demokrat Zohran Mamdani will das Land außerdem »nicht als jüdischen Staat« anerkennen

 17.10.2025

Interview

»Völkermörder!«: Nach dem Linken-Eklat in Neukölln - Jetzt spricht Bat Yams Bürgermeister

Bat Yams Bürgermeister Tzvika Brot wurde bei einem Besuch in Berlin-Neukölln von Fraktionschef der Linkspartei als Völkermörder beschimpft. Im Interview spricht er über den Vorfall und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und israelischen Kommunen

von Detlef David Kauschke  17.10.2025

Reisen

Israelischer Reisepass verliert an Wert

Visafrei können Israelis in nur noch 165 Staaten der Welt reisen. Wie sieht es mit den Inhabern deutscher Pässe aus?

 17.10.2025

Washington D.C.

»Ich liebe Hitler«: Antisemitismus-Skandal bei »Jungen Republikanern«

In nun veröffentlichten Chats wird der Holocaust verharmlost, die Sklaverei verteidigt und Gewalt gegen politische Gegner befürwortet

 17.10.2025

Großbritannien

Starmer kritisiert Fanverbot für Maccabi Tel Aviv: »Falsche Entscheidung«

»Wir werden Antisemitismus auf unseren Straßen nicht tolerieren«, versichert der Premierminister

von Imanuel Marcus  17.10.2025