Berlin

»Wunder der Geschichte«: Der Zentralrat der Juden in Deutschland wird 75

Der Zentralrat der Juden ist im Leo-Baeck-Haus in Berlin untergebracht. Foto: Imanuel Marcus

Am 19. Juli 1950 wurde in Frankfurt am Main der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Seit der Wiedervereinigung repräsentiert er alle jüdischen Landesverbände in Ost und West.

Zu Beginn stellte die Organisation eher eine Anlaufstelle für Juden dar, die nach dem Holocaust aus der damals jungen Bundesrepublik ausreisen wollten und Hilfe benötigten. Inzwischen ist sie »die gesellschaftliche, religiöse und politische Vertretung jüdischen Lebens in Deutschland«, wie es in einer Erklärung des Zentralrates heißt.

Nach den Worten seines Präsidenten Josef Schuster ist der Zentralrat für Jüdinnen und Juden aber »mehr als ein Sprachrohr, sondern mit seinem großen Angebot auch ein Zuhause«. Die vergangenen 75 Jahre der jüdischen Organisation seien »auch ein Abbild der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland insgesamt«, so Schuster. »Der Zentralrat steht seit 75 Jahren im Einsatz für Demokratie und ist damit ein steter Begleiter unserer Gesellschaft.«

»Meet a Jew« und »Schalom Aleikum«

Wichtige Projekte, in denen es auch um Verständigung mit Angehörigen anderer Minderheiten geht, setzt der Zentralrat um. »Meet a Jew« ist eine Initiative, die Zusammentreffen junger Juden mit nicht-jüdischen Schülern in der gesamten Republik organisiert. Die Teilnehmer stellen dabei fest, dass gemeinsame Interessen vorhanden sind und hören aus erster Hand von jüdischem Leben in der Bundesrepublik.

Lesen Sie auch

»Schalom Aleikum« ist ein ähnliches Projekt, das Juden und Muslime aus verschiedenen Berufsgruppen zusammenbringt und ebenfalls für einen Dialog und zumindest eine Verringerung bestehender Vorurteile sorgen soll. Auch diese Treffen werden bundesweit organisiert.

Auch gibt der Zentralrat der Juden diese Publikation, die Jüdische Allgemeine, heraus, die in den vergangenen Monaten sowohl online als auch im Print einen enormen Anstieg ihrer Leserzahlen registrierte.

»Menschenwürde, Freiheit und Respekt«

Zwei frühere Bundespräsidenten haben den Zentralrat nun gewürdigt. Bundespräsident a.D. Joachim Gauck erklärte: »Seit 75 Jahren steht der Zentralrat der Juden in Deutschland für die Stärkung jüdischen Lebens in unserem Land – ein Wunder der Geschichte und ein bleibendes Zeichen des Vertrauens in unsere Demokratie.«

»In einer Zeit, in der Antisemitismus wieder lauter wird, bleibt es unsere gemeinsame Aufgabe, an der Seite des Zentralrats einzutreten für eine Gesellschaft, in der Menschenwürde, Freiheit und gegenseitiger Respekt unerschütterlich verteidigt werden«, so Gauck.

Auch Bundespräsident a.D. Christian Wulff äußert sich: »Mich beeindruckt seit Jahrzehnten, wie klar und unbeirrt sich der Zentralrat der Juden in Deutschland für Toleranz, ein Miteinander, intensiven Dialog, Respekt, Wertschätzung und immer aktiv für unsere Demokratie und eine vielfältige Gesellschaft überzeugend und überzeugt einsetzt.«

»Mutmachendes Wirken«

»Wir verdanken das Glück jüdischen Lebens in Deutschland auch dem mutmachenden Wirken des Zentralrates der Juden. Danke und Glückwunsch - von ganzem Herzen!«, schrieb Wulff.

Laut Zentralrat wird der 75. Jahrestag der Gründung im Rahmen eines »großen Rosch-Haschana-Empfanges« im September in Berlin begangen.

Gaza

UN räumt ein: 86 Prozent der Hilfsgüter werden abgefangen

Nur ein Bruchteil kommt bei den Bewohnern an. Der Rest verschwindet unterwegs

von Imanuel Marcus  08.08.2025 Aktualisiert

Dokumentation

»Mit tiefer Enttäuschung«

Künstler aus Thüringen üben mit einem Offenen Brief Kritik an ihren einseitig »israelkritischen« Kollegen

 07.08.2025

Erfurt

Jüdische Landesgemeinde lädt israelkritische Künstler ein

360 Kulturschaffende haben in einem offenen Brief ein Waffenembargo gegen Israel gefordert. Vertreter jüdischen Lebens kritisieren das Schreiben als einseitig und laden Unterzeichner aus Thüringen zum Dialog

 07.08.2025

Düsseldorf

Jüdische Gemeinde und DIG kritisieren »Anti-Israel-Kampagne« gegen Shon Weissman

Der israelische Fußballspieler sollte zu Fortuna Düsseldorf wechseln, doch wegen seiner Posts nach dem 7. Oktober 2023 platzte der Transfer

 07.08.2025

Hannover

Heinz Rudolf Kunze: Bin dagegen, Israel nicht mit Waffen zu beliefern

Zahlreiche Prominente fordern, Israel wegen des von der Terrororganisation Hamas begonnenen Krieges keine Waffen mehr zu liefern. Der Rocksänger und Liedermacher Kunze ist da ganz anderer Meinung

 07.08.2025

Berlin

Linke in Neukölln hält an Sommerfest mit Hamas-Unterstützern fest

Die Landesspitze der Partei fordert vom Bezirksverband eine Stellungnahme. Denn: Hamas-nahe Organisationen seien keine Bündnispartner

 07.08.2025

Berlin

Beate Zschäpe im Aussteigerprogramm

Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer und Hinterbliebenen des NSU vermutet hinter dem Schritt eine Strategie

 07.08.2025

Berlin

1047 judenfeindliche Straftaten im ersten Quartal

Das Bundeskriminalamt legt neue Zahlen zu Antisemitismus vor. Der Präsident des Zentralrats der Juden spricht von einem »alarmierenden« Befund - der aber auch kaum überraschend sei

 07.08.2025

Berlin

Chef des Kanzleramts: »Nicht Israel ist das Problem, sondern die Hamas«

Man müsse bei der Zuordnung von Verantwortlichkeiten sehr klar sein, betont Thorsten Frei (CDU)

 07.08.2025