Einspruch

Worte reichen nicht

Ronen Steinke Foto: Peter von Felbert

Einspruch

Worte reichen nicht

Ronen Steinke fordert Konsequenzen aus der Reihe rechter Vorfälle bei der Eliteeinheit der Bundeswehr

von Ronen Steinke  25.06.2020 10:40 Uhr

Theoretisch ist für Rechtsextreme »kein Platz« in der Truppe. So betont es jeder Verteidigungsminister und jede Verteidigungsministerin, wenn wieder Rechtsextreme dort von sich reden machen. So wie jetzt. Und praktisch?

Selbst Franco A. – der Unteroffizier, der in einer Bundeswehr-Masterarbeit im Jahr 2014 von »Diasporavölkern« wie insbesondere Juden schwadronierte, »Mischehen« als einen Weg ins Verderben kritisierte und sich dann als falscher Syrer ausgab und illegal Asylbewerberleistungen absahnte – ist bis heute formal noch in der Truppe.

hitlergruß So ist es auch bei dem Elitesoldaten Pascal D., rechtskräftig verurteilt, weil er 2017 bei einer Feier mit Kameraden bei reichlich Alkohol und dröhnendem Rechtsrock den Hitlergruß zeigte. Er ist weiter Angehöriger der Bundeswehr.

Harte Worte zählen gar nichts, wenn ihnen auch in Zukunft so wenig folgt.

Oder auch bei dem Oberstleutnant Daniel K., der 2007 einen Kameraden, der für seinen Geschmack zu links war, »Feind im Inneren« nannte und ihm per Brief drohte, er stehe unter Beobachtung einer »neuen Generation Offiziere, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht«. Er blieb bis 2018 bei der Bundeswehr. Er arbeitete sogar als Ausbilder.

Disziplinarische Untersuchungen laufen oft absurd lange, ein kafkaeskes Prozedere. Zwei, drei, vier Jahre sind keine Seltenheit. Es ist, räumen selbst Bundeswehr-Juristen ein, ein absurdes System. Statt gründlicher und schneller Ermittlungen mit einem zügigen Abschluss – wie in der Militärgerichtsbarkeit vieler Länder üblich – nimmt sich die Bundeswehr ganz viel Zeit.

ns-devotionalien Schön und gut also, wenn jetzt die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer klare, harte Worte findet für jene Rechtsextremen, die sich offenbar in der Eliteeinheit KSK seit Jahren wohlfühlen. Bei einem langjährigen Soldaten dort sind nicht nur Waffen und illegaler Sprengstoff im privaten Garten gefunden worden, sondern auch allerlei NS-Devotionalien.

Aber harte Worte zählen gar nichts, wenn ihnen auch in Zukunft so wenig folgt.

Der Autor ist Redakteur der »Süddeutschen Zeitung«.

Diplomatie

Außenminister Wadephul spricht mit israelischem Kollegen Saʼar

Statt des für heute geplanten Besuchs in Jerusalem telefonieren die beiden

 15.06.2025

Doha

Krieg zwischen Israel und Iran: Wadephul will »Kompromiss« finden

Innerhalb der nächsten Woche müsse der ernsthafte Versuch unternommen werden, »die Spirale der Gewalt« zu unterbrechen, sagt der Bundesaußenminister

 15.06.2025

Berlin

Erneuter antisemitischer Angriff auf Neuköllner Kulturkneipe

14-Jähriger soll Pflasterstein geworfen haben. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt

 15.06.2025

Carsten Ovens

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Warum der Angriff auf iranische Atomanlagen notwendig war – und was Europa daraus lernen muss

von Carsten Ovens  15.06.2025

Krieg

Iran feuert neue Raketenwelle auf Israel ab: Mehrere Tote

Die Mullahs holen erneut zu einem Angriff auf den jüdischen Staat aus

 15.06.2025 Aktualisiert

Meinung

Nie wieder Opfer!

Israels Angriff auf Irans Atomanlagen war unausweichlich. Denn eine Konsequenz aus der jüdischen Geschichte lautet: Wenn es hart auf hart kommt, besser zuerst schlagen als zuerst und dann für immer geschlagen zu werden

von Michael Wolffsohn  14.06.2025

Thüringen

Verfassungsschutzchef warnt vor islamistischen Anschlägen gegen jüdische und israelische Einrichtungen

Kramer: Wir müssen davon ausgehen, dass die Hemmschwelle weiter sinken wird, auch gewalttätig zu werden

 13.06.2025

Gerhard Conrad

»Regime Change im Iran wäre noch wichtiger als die Zerstörung der Atomanlagen«

Der Ex-BND-Geiselunterhändler und Nahostexperte zum israelischen Militärschlag gegen den Iran und die Konsequenzen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  13.06.2025

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025