Frankfurt am Main

Wolffsohn: Antisemitismus schadet auch Judenhassern

Historiker Michael Wolffsohn Foto: picture alliance / Susanne Jahrreiss/Michael Wolffsohn/dpa

Antisemitismus schadet nach Worten des Historikers Michael Wolffsohn nicht zuletzt den Judenhassern. »Der Antisemit sägt sich selbst den Ast ab, auf dem er sitzt. Wer Juden, also Teile der einheimischen Fachkräfte, Geistes- und Wirtschaftseliten, vertreibt oder vernichtet, schadet dem eigenen Staat und dadurch sich selbst«, schreibt Wolffsohn in einem Gastbeitrag für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«.

»Man schaue auf den nahezu dauerhaften Schaden für Deutschland durch Hitler-Deutschland. Im Weltmaßstab ist das heutige Deutschland wohl auf keinem Gebiet so herausragend und innovativ, wie es bis 1933 war. Weder wirtschaftlich noch wissenschaftlich oder kulturell«, betont der Historiker.

Wer Jüdinnen und Juden gegenüber keine moralische Toleranz entgegenbringen wolle, solle aus »nationalem und persönlichem Eigeninteresse« wenigstens funktionale Toleranz üben.

Lesen Sie auch

»Selbst verschuldete Abwanderung«

Wo immer Jüdinnen und Juden lebten, waren und sind sie »friedliche, gesetzestreue, loyale, engagierte, kultivierte, fachkundige, bestgebildete, erfolgreiche und ihr jeweiliges Gemeinwesen weiterentwickelnde, modernisierende, also innovationsgeübte, nahezu ideale Bürger«, wie Wolffsohn schreibt.

Mit Blick auf die Gegenwart sei bereits jetzt eine »selbst verschuldete Abwanderung von jüdischem Wissen, Gemeinsinn und, jawohl, Geld« im Gange. In Frankreich etwa, aber auch in Deutschland, werde dies verstärkt durch eine Allianz von Islamisten und Linken unterschiedlicher Schattierungen.

Formale Bildung sei kein Allheilmittel gegen Antisemitismus und andere Vorurteile. »Notwendiger denn je ist Herzensbildung«, so der Historiker. Jüdinnen und Juden erwarteten vor allem auch Sicherheit. kna

Jerusalem

Israel stuft diplomatische Beziehungen mit Brasilien herunter

Die Auseinandersetzung beider Länder über den Gazakrieg war bereits im vergangenen Jahr eskaliert. Der brasilianische Präsident hatte Israels Militäreinsatz in Gaza mit dem Holocaust verglichen

 26.08.2025

Antisemitismus

Europäische Unis sind Hotspots des Judenhasses

Ein neuer Bericht zeichnet ein dramatisches Bild der Lage an europäischen Hochschulen: Jüdische Studierende seien mit einem »Klima der Angst und Ausgrenzung« konfrontiert

von Michael Thaidigsmann  26.08.2025

Canberra

Australien weist iranischen Botschafter nach Angriffen aus

Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg weist Australien einen Botschafter aus: Der Iran soll antisemitische Attacken auf jüdische Einrichtungen im Land gesteuert haben

 26.08.2025

Washington

Donald Trump: Der Krieg in Gaza endet in zwei bis drei Wochen

Der US-Präsident spricht von einer ernsthaften »diplomatischen Initiative«, die derzeit laufe, um den fast zwei Jahre andauernden Konflikt zu beenden

 26.08.2025

Kundgebung

Botschaft warnt vor israelfeindlicher Großdemo in Frankfurt

Stadt, Polizei und Justiz müssten entschieden einschreiten, damit es »nicht erneut eine Judenjagd auf den Straßen Frankfurts« gibt

von Imanuel Marcus  26.08.2025

Brüssel

Kampagne gegen die Beauftragte

Linke Europaabgeordnete fordern die Entlassung der Antisemitismusbeauftragten der EU-Kommission. Aus den jüdischen Gemeinden kommt nun massiver Gegenwind

von Michael Thaidigsmann  25.08.2025

Oberammergau

»Judenfreund«: Regisseur Stückl beklagt Anfeindungen

Christian Stückl leitet die berühmten Passionsspiele in Oberbayern. Lange wurde er dafür gewürdigt, das Werk von judenfeindlichen Passagen befreit zu haben. Nun dreht sich der Wind

 25.08.2025

Osnabrück

Schriftsteller Leon de Winter irritiert über Ausladung von Festival

Die örtliche jüdische Gemeinde hatte seinen geplanten Auftritt kurzfristig gestrichen – Begründung: Der Autor habe in seiner Kolumne die AfD »verharmlost«

 26.08.2025 Aktualisiert

New York

Jüdische Krankenschwester verklagt Krankenhaus wegen Diskriminierung

Die Pflegerin wirft der Klinik vor, sie nach pro-israelischen Beiträgen in sozialen Medien schikaniert und finanziell bestraft zu haben

 25.08.2025