Meinung

Wo Präsident Trump gefordert ist

Gunda Trepp Foto: Karin Salathé

Meinung

Wo Präsident Trump gefordert ist

Die Bekämpfung des Antisemitismus muss in den USA ernstgenommen werden

von Gunda Trepp  06.03.2017 20:03 Uhr

Immer noch ist nicht klar, ob es weiterhin einen Beauftragten der US-Regierung zur Bekämpfung des Antisemitismus geben wird. Berichten zufolge steht die im Außenministerium angesiedelte Stelle auf der Streichliste. Es wäre ein fatales Zeichen. Der Posten wurde vor mehr als zehn Jahren überparteilich geschaffen, um die bedrohliche Zunahme der Judenfeindlichkeit in Europa zu beobachten und um den Regierungen dort zu signalisieren: Wir, die Vereinigten Staaten, schauen sehr genau hin, was ihr tut und was ihr lasst. Eure jüdische Bevölkerung ist uns wichtig. Sie zu schützen, ist uns wichtig.

hass Wie kann die Einsparung eines solchen Postens überhaupt debattiert werden? Ausgerechnet jetzt? Zu einer Zeit, in der amerikanischen Juden gedroht wird, sie würden in die Luft gesprengt, in der ihre Friedhöfe geschändet werden? Einer Zeit, in der die Polizei beklagt, dass es selbst im liberalen New York über 90 Prozent mehr Angriffe auf Juden gibt als im letzten Jahr?

Präsident Trump hat den Antisemitismus und andere Hassverbrechen während seiner Rede im Kongress verurteilt. Das war ein guter Start. Doch nun müssen Taten folgen. Anstatt die internationale Stelle einzusparen, sollte eine nationale geschaffen werden. Oder besser noch, eine im Weißen Haus angesiedelte Taskforce, wie sie die Anti-Defamation League fordert.

gesten Wird das helfen? Absolut. Selbst wenn es nur als symbolisches Zeichen begriffen würde: Gesten sind wichtig. Stellung zu beziehen, ist wichtig. Und die Antisemiten, deren Bevölkerungsanteil übrigens konstant bei zwölf bis 15 Prozent liegt, fühlen sich im Moment gestärkt. Sie beobachten genau, was die Regierung tut, wie ihre zustimmenden Kommentare zeigen, als Präsident Trump die Juden im Holocaustgedenken nicht erwähnte. Es war eine Schande, dass sich Republikaner und Demokraten nicht auf einen Protest einigen konnten. Jetzt immerhin plädieren Mitglieder beider Parteien in einem Brief dafür, den Antisemitismusbeauftragten zu behalten.

Genau das brauchen die Juden nun am dringendsten: Politiker, die ohne jede Agenda öffentlich für sie einstehen. Politiker, die es nicht interessiert, ob der Judenhass von links oder rechts kommt. Die das eine nicht gegen das andere ausspielen. Kurz: Repräsentanten der Vereinigten Staaten, die Antisemitismus ohne Wenn und Aber verurteilen und bekämpfen. An der Spitze dieser Bewegung sollte Donald Trump stehen.

Die Autorin ist Publizistin in San Francisco.

USA

Netanjahu will trotz Mamdanis Warnung nach New York kommen

Der designierte Bürgermeister will Wege prüfen, den Haftbefehl des IStGH zu vollstrecken. Der israelische Regierungschef lässt sich davon nicht abschrecken

 04.12.2025

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025