Frankfurt

»Wir wünschten, du wärest nicht hier«

Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt Foto: picture alliance/dpa

Vor dem viel kritisierten Konzert von Roger Waters haben am Sonntag rund 400 Menschen vor der Festhalle in Frankfurt gegen den Auftritt des britischen Rockmusikers protestiert. Man wolle ein Zeichen gegen Antisemitismus, gegen Israel-Hass und gegen Verschwörungstheorien setzen, sagte Michaela Fuhrmann, Leiterin Politische Beziehungen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Teilnehmer hielten Schilder in die Höhe mit Aufschriften wie »Israel, wir sind an Deiner Seite« und »Roger Waters, wish you were not here« (deutsch: Roger Waters, wir wünschten, du wärest nicht hier) als Anspielung auf einen der bekanntesten Songs der Rockgruppe Pink Floyd, zu deren Gründern Waters gehört.

»Wir nehmen es nicht tatenlos hin, wenn hier, unmittelbar hinter mir, ein Antisemit, ein Israel-Hasser, ein Verschwörungstheoretiker eine Bühne erhält«, erklärte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn. »Antisemitismus ist keine Meinung, Antisemitismus ist keine Kunst.«

 »Judenhass ist überall in unserer Stadt zu verurteilen«, sagte der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). »Es gibt keinen Grund, einen Menschen wegen seiner Religion zu hassen, zu beleidigen und anzugreifen.« Die Bürgerpflicht sei, »jeden Tag klare Kante gegen Antisemitismus zu zeigen«.

Auch der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker erklärte, es dürfe in keiner Halle in Deutschland Hass gegen Jüdinnen und Juden gesungen oder zum Ausdruck gebracht werden. Es sei schrecklich zu begreifen, dass 85 Jahre nach der Pogromnacht 1938 die Ereignisse verharmlost, dass Hass und Hetze verbreitet würden.

In der Frankfurter Festhalle als Veranstaltungsort des Konzerts waren im Zuge der Pogromnacht 1938 mehr als 3000 jüdische Männer zusammengetrieben, festgehalten, misshandelt und schließlich deportiert worden. Im Gedenken an sie verlasen Schülerinnen und Schüler Namen von Opfern. 

Waters wird immer wieder Antisemitismus vorgeworfen, bundesweit gibt es viel Kritik an den Auftritten des britischen Musikers. Ursprünglich sollte das Konzert in Frankfurt wegen Antisemitismusvorwürfen abgesagt werden. Waters hatte dagegen geklagt und vom Frankfurter Verwaltungsgericht Ende April Recht bekommen. Das Gericht hatte sich in seiner Entscheidung auch auf die Kunstfreiheit berufen. 

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025

Deutschland

Waffen für Anschläge besorgt: Weiteres Hamas-Mitglied festgenommen

Der Mann soll ein Sturmgewehr, mehrere Pistolen und Munition für Anschläge auf jüdische und israelische Einrichtungen besorgt haben

 12.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Verhandlung über Waffenlieferungen an Israel

Insgesamt sechs Kläger wollen vor dem Berliner Verwaltungsgericht in zwei Fällen feststellen lassen, dass der Export deutscher Rüstungsgüter an Israel rechtswidrig war. Eine Entscheidung wird noch für Mittwoch erwartet

 12.11.2025