Frankfurt

»Wir werben für Empathie«

Blauweiß trifft Nonnenweiß Foto: Rafael Herlich

Der personifizierte Widerspruch hat vor dem Eingang zum Titus-Forum Position bezogen. »Shma Jisrael«, tönt es am Sonntagvormittag durch die fast menschenleeren Gänge des Frankfurter Nordwestzentrums. Eine Handvoll jüdischer Antizionisten wirbt für das Ende des israelischen Staates und die Rückgabe des gesamten Staatsgebietes an die Palästinenser. »Höre Israel«, ruft einer der Demonstranten über die lange Warteschlange hinweg, die zentimeterweise vorrückt. Mehr als Kopfschütteln erntet er nicht.

Zeichen »Shma Jisrael« könnte auch das Motto des »1. Deutschen Israel-Kongresses« sein. »Wir wollen ein deutliches Zeichen an die Israelis senden, dass sie nicht alleine sind«, sagt Sascha Stawski von »I like Israel«, eine von 60 Organisationen, die die Veranstaltung unterstützen. Rund 1.100 Teilnehmer wurden gezählt. »Es ist unsere Aufgabe, für Empathie zu werben, für dieses gebeutelte Volk«, fasst die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, die Idee zusammen. So viele Freunde Israel im Titus-Forum auch haben mag, so wenig Unterstützung erfahre es auf gesellschaftlicher Ebene, so der Tenor aller Reden.

Kritisiert wird vor allem die einseitige Parteinahme im Nahostkonflikt. »Israel ist im Fadenkreuz des Terrorismus«, so Knobloch, »und die Welt – auch die UNO – hat jahrelang dazu geschwiegen.« Kritik am jüdischen Staat neige dazu, den Kontext der permanenten Bedrohung durch die Nachbarstaaten außen vor zu lassen. »Viele behandeln Israel in der politischen Debatte so, als ob es neben Liechtenstein und Luxemburg liege«, sagt Grünen-Politiker Volker Beck, der sich den Unmut des Publikums zuzieht, als er die Resolution des Bundestags, mit dem Israels Angriff auf die Gaza-Flottille verurteilt wurde, in Schutz nimmt.

Legitimierungsnot Auch wenn zwischen den Regierungen beider Staaten in »den Kernfragen« Einigkeit bestehe, gebe es in der öffentlichen Debatte »eine Tendenz zur Delegitimierung Israels«, betont Israels Botschafter Yoram Ben-Zeev. Dabei sei Israel als einzige Demokratie im Nahen Osten gezwungen, »seine Errungenschaften permanent gegen seine Nachbarn zu verteidigen«. Dieter Graumann, Kulturdezernent der Frankfurter Gemeinde und Vize-Präsident des Zentralrats, kritisiert in diesem Zusammenhang den Besuch einer deutschen Parlamentariergruppe im Iran. Den Abgeordneten unterstellt er »Unterwürfigkeit vor den Mullahs«.

Am Ende des Tages stehen eine Deklaration, in der die »unverbrüchliche Freundschaft« mit Israel bekundet wird, und ein acht Punkte umfassender Forderungskatalog. Verabschiedet in der Hoffnung, gehört zu werden. Nicht nur in Israel.

Deutschland

Rechtsextremismus beunruhigt Deutsche stärker als Zuwanderer

Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu, während die Angst vor Rechtsextremismus bei Deutschen ohne Migrationshintergrund besonders hoch ist. Was verrät die neue KAS-Studie noch?

 09.12.2025

Medien

Äußerst ungewöhnlicher Schritt: Irans Staatssender gesteht Fehler bei Kriegsberichterstattung ein

Nach dem Krieg gegen Israel gesteht der Präsident des iranischen Staatssenders eine Falschmeldung ein. Die Hintergründe

 09.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 09.12.2025

Naher Osten

Bericht: Keine Rolle für Tony Blair bei Gaza-Friedensrat

Anstelle Blairs ist der bulgarische Diplomat und ehemalige Nahostgesandte Nickolay Mladenov im Gespräch, wie die »Financial Times« vermeldete

 09.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seiner Antrittsreise in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025