Mossad

»Wir hätten uns abwenden sollen«

Vom Mossad gefälschter Pass? Foto: dpa

Der Fall des mutmaßlichen Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad, der vor zwei Wochen bei einer Zwischenlandung auf dem Warschauer Flughafen Okecin festgenommen wurde, zeigt bislang zweierlei: Dass sich die guten diplomatischen deutsch-polnischen Beziehungen inzwischen auch auf die alltägliche Zusammenarbeit der Behörden beider Länder auswirken. Und dass beide Staaten bemüht sind, ihre jeweils guten Beziehungen zu Israel nicht unnötig zu strapazieren. Ein Skandal blieb zumindest bislang aus.

Identität Die polnische Öffentlichkeit erfuhr überhaupt erst durch das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel von der Festnahme eines Mannes, der einen Pass auf den Namen Uri Brodsky hat. Am Folgetag schon beeilte sich die Warschauer Staatsanwältin Monika Lewandowska bekannt zu geben, dass Polen den Mann nach Deutschland ausliefern werde, der auf dem Weg von Wien nach Tel Aviv in Warschau zwischengelandet war. Noch sitzt er in Warschau in Untersuchungshaft, gibt sich als Geschäftsmann aus und wird vom israelischen Konsulat betreut. Unterdessen bemüht sich die Warschauer Staatsanwaltschaft, die Identität des Mannes zu klären. Anschließend könne man ihn in die Bundesrepublik überstellen, so Lewandowska; zumal ihrer Behörde inzwischen auch das Original des europäischen Haftbefehls der Bundesanwaltschaft vorliege, die seine Auslieferung beantragt hat.

Brodsky soll als Mossad-Agent in den Mord an dem Hamas-Waffenlieferanten Mahmud al-Mabhuh verwickelt sein, der im Januar bei einer Kommandoaktion in Dubai getötet wurde. Dort gingen die örtlichen Behörden davon aus, dass zuvor 20 israelische Agenten mit falschen Pässen in das Emirat eingereist waren. Brodsky soll einem der mutmaßlichen Mörder geholfen haben, an einen deutschen Reisepass auf den Namen »Michael Bodenheimer« zu kommen. Deshalb hatte die deutsche Bundesanwaltschaft Brodsky international zur Fahndung ausgeschrieben.

Wahlkampf Die Tageszeitung Rzeczpospolita zitierte unterdessen einen polnischen Diplomaten, der Warschaus Dilemma auf den Punkt bringt: »Wenn wir ihn ausliefern, verärgern wir die Israelis. Wenn wir ihn laufen lassen, verärgern wir die Deutschen. Als wir diesen Typen in Okecin entdeckt haben, hätten wir uns abwenden und so tun sollen, als ob wir ihn nicht gesehen hätten. Aber jetzt ist es zu spät.« Die Politik in Warschau hielt sich bislang mit Kommentaren zu dem Fall gänzlich zurück, obwohl Wahlkampf herrscht. Am kommenden Sonntag wird ein neuer Präsident bestimmt. Die Nation sucht einen Nachfolger für den kürzlich verunglückten israelfreundlichen polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski. Als Favorit gilt dessen Zwillingsbruder Jaroslaw, der die Politik von Lech fortsetzen will. Der Fall Brodsky sollte diesem Vorhaben nicht im Wege stehen.

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025