Einspruch

Wir dürfen uns nie verleugnen

Politikberater, Schriftsteller und Vater: Arye Sharuz Shalicar (44) Foto: © Uwe Steinert

Einspruch

Wir dürfen uns nie verleugnen

Arye Sharuz Shalicar verteidigt Israel im Streit mit Polen über die Beurteilung der Vergangenheit

von Arye Sharuz Shalicar  21.02.2019 08:27 Uhr

Deutschland hatte im Zweiten Weltkrieg, als es das größte systematische Verbrechen in der Weltgeschichte an einer ausgewählten Gruppe von Menschen vorantrieb, nicht wenige Verbündete, Partner, Unterstützer und applaudierende Europäer anderer Nationen an seiner Seite.

Die Deutschen haben sich zu ihren Taten bekannt. Jedoch wurden Juden auch in der Ukraine, in Jugoslawien, den baltischen Staaten und in Polen verfolgt, verraten, erschossen und in Lagern ermordet. Bis heute weigern sich bestimmte Staaten, die Gräueltaten ihrer Großeltern- und Elterngeneration zuzugeben.

Bis heute weigern sich bestimmte Staaten, die Gräueltaten ihrer Großeltern- und Elterngeneration zuzugeben.

Israel Katz sagte gleich an seinem ersten Arbeitstag als neuer Außenminister, dass Polen eine Mitschuld am Holocaust trügen, weil sie mit den Deutschen kooperiert hätten. Sie weigerten sich jedoch, diese Mitschuld zuzugeben und Antisemitismus zu bekämpfen. Das will Katz, selbst Sohn von Schoa-Überlebenden, nicht akzeptieren. Er hat ein großes Interesse am Ausbau diplomatischer Beziehungen – aber nicht zu dem Preis, dass wir Israelis, wir Juden, verleugnen, was unseren Vorfahren auf europäischem Boden widerfahren ist.

antisemitismus Auch ich habe in Berlin meine Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht und bin nicht bereit, meine Vergangenheit um kurzfristiger Vorteile willen zu verleugnen.

In Warschau kamen vergangene Woche 60 Regierungschefs zusammen, um sich über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Expansionspolitik des Iran zu verständigen. Deutschland und Frankreich schickten nur nachrangige Beamte. Wenn wir es ernst meinen mit dem Kampf gegen den heutigen Antisemitismus, müssen wir einerseits den Iran entschlossen daran hindern, den jüdischen Staat auslöschen zu wollen.

Wir sollten uns alle zur Vergangenheit bekennen.

Andererseits jedoch sollten wir uns alle zur Vergangenheit bekennen. Nur so können stabile Freundschaften entstehen – und damit gemeinsame Allianzen. Das eine sind wir unseren ermordeten Verwandten schuldig. Das andere unseren Kindern.

Der Autor ist Publizist, Schriftsteller und Berater des amtierenden israelischen Außenministers.

Meinung

Schlechte Zeiten für Frankfurts Juden

Durch die Radikalisierung der israelfeindlichen Szene ist die jüdische Gemeinschaft der Mainmetropole zunehmend verunsichert. In der Stadtgesellschaft interessiert das jedoch nur wenige

von Eugen El  01.09.2025

Kooperation

Bundesarchiv arbeitet mit Sinti und Roma bei NS-Akten zusammen

Es geht um Akten, die den Massenmord an Sinti und Roma belegen. Sogar nach dem Krieg dienten sie noch für rassistische Forschung. Nun gibt es eine Vereinbarung für ihre Nutzung

von Norbert Demuth  01.09.2025

Jerusalem

Deutsche Studierende gehen trotz Krieg nach Israel

Seit den 70er-Jahren absolvieren Theologiestudierende ein Studienjahr in Jerusalem. Auch jetzt findet das mit Bundesmitteln geförderte Programm an der Dormitio-Abtei statt - wenngleich mit verminderter Teilnehmerzahl

von Burkhard Jürgens  01.09.2025

Barcelona

Israelfeindliche Aktivisten starten neue Flottille in Richtung Gaza

Erneut wollen die Teilnehmer Israels Gaza-Seeblockade durchbrechen. Nach früheren Fehlschlägen soll es nun mit vielen kleinen Booten klappen. Greta Thunberg ist wieder dabei

 01.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Washington D.C.

USA verweigern Palästinensern Visa

Ein internes Schreiben von Außenminister Marco Rubio legt fest, dass sogenannte Nicht-Einwanderungsvisa für Antragsteller mit palästinensischem Pass generell zu verweigern sind

 01.09.2025

Appell

Nennt ihre Namen!

Deutschland redet geradezu obsessiv über Israel. Über den angeblichen »Völkermord.« Über die Siedlungen. Aber über die deutschen Geiseln spricht fast niemand. Es ist, als existierten sie nicht mehr

von Andreas Büttner  31.08.2025 Aktualisiert

Meinung

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  01.09.2025 Aktualisiert