Holocaust-Leugner

Williamson ist draußen

Kein Piusbruder mehr: Bischof Richard Williamson Foto: dpa

Die katholische Piusbruderschaft will mit ihm nichts mehr zu tun haben: Sie hat den Holocaust-Leugner und Bischof Richard Williamson ausgeschlossen. Der 72-Jährige verweigere den Gehorsam gegenüber der Leitung, erklärte die vom Vatikan getrennte Gemeinschaft am Mittwoch im schweizerischen Menzingen. Der bereits am 4. Oktober erfolgte Beschluss geht nicht auf die Aussagen des Briten zur Judenverfolgung in der NS-Zeit zurück. Der Rauswurf nährt Spekulationen über ein Auseinanderbrechen der ultrakonservativen Vereinigung.

Für Empörung sorgte Williamson in einem 2009 in Regensburg aufgezeichneten TV-Interview, in dem er den Mord an sechs Millionen Juden und die Existenz von Gaskammern in der NS-Zeit leugnete. Williamson wurde in Deutschland verurteilt und muss sich demnächst erneut wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten. Er hat gegen einen Anfang Oktober erlassenen Strafbefehl des Amtsgerichts Regensburg abermals Einspruch erhoben, wie ein Gerichtssprecher jüngst mitteilte. Das Hauptverfahren soll 2013 eröffnet werden.

Glaubwürdigkeit Der Jüdische Weltkongress begrüßte den Ausschluss von Williamson, allerdings hätte dies »Jahre früher« geschehen müssen. Präsident Ronald S. Lauder erklärte, damit werde die Glaubwürdigkeit der Piusbruderschaft nicht wiederhergestellt. Die Gründe, die jetzt für den Ausschluss genannt würden, erwähnten »nicht den Schaden, den dieser Mann durch seine Beschimpfungen von Juden und anderen angerichtet hat«.

Williamson war 1988 gegen den Protest des Vatikans vom Gründer der Piusbruderschaft, dem von Rom abtrünnigen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), zum Bischof geweiht worden. Lefebvre und die insgesamt vier von ihm ohne päpstlichen Auftrag geweihten Bischöfe wurden daraufhin exkommuniziert. Die Aufhebung der Exkommunikation 2009 von Papst Benedikt XVI. stieß auf Unverständnis.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übte damals öffentliche Kritik in der Williamson-Affäre. Der Vatikan bestritt, von den im Internet verbreiteten Äußerungen des Pius-Bischofs zur Schoa gewusst zu haben. Bischof Williamson ist ein Gegner einer Versöhnung zwischen Vatikan und Piusbruderschaft. Allerdings gelten die Verhandlungen zwischen Rom und Piusbrüdern inzwischen als gescheitert. Die Piusbruderschaft weigert sich bislang, die vom Vatikan genannten Bedingungen anzuerkennen.

Streit Williamson habe nie zum »Mainstream«der Piusbruderschaft gehört, erklärte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Bernd Hagenkord. Sein Rauswurf werde eine Aussöhnung zwischen beiden Parteien nicht erleichtern. Der Ausschluss von Williamson war schon länger erwartet worden. Grund sei ein Streit über den religiösen Kurs innerhalb der traditionalistischen Bruderschaft, berichtete das Magazin Der Spiegel. Williamson wurde bereits aus dem Generalkapitel, der Führungsspitze der Piusbruderschaft, ausgeschlossen, alle Tätigkeiten bis auf das Predigen waren ihm verboten. Williamson hatte die Leitung mehrfach scharf kritisiert.

Die traditionalistische katholische Priesterbruderschaft Pius X.
wurde 1970 von Erzbischof Lefebvre gegründet. Damals war die Vereinigung noch kirchenamtlich zugelassen. Die offizielle kirchliche Anerkennung verlor sie 1975. Die Organisation wehrt sich gegen die Reformbeschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65).

Die Bruderschaft lehnt Ökumene, Religionsfreiheit sowie die Liturgiereform des Vatikanums ab und strebt »die Verbreitung und Wiederherstellung der authentischen katholischen Lehre« an. Ihre Messen feiert sie nach dem alten Ritus auf Latein. Die Zahl der Anhänger beträgt nach eigenen Angaben weltweit 600.000 Menschen.

Kommentar

Mit aller gebotenen Härte

Ein AfD-Verbotsverfahren ist nach der Verfassungsschutz-Einschätzung der Partei als rechtsextremistisch dringlicher denn je

von Philipp Peyman Engel  07.05.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel und Deutschland: 60 Jahre diplomatische Beziehungen

Deutschland und Israel haben am 12. Mai 1965 diplomatische Beziehungen aufgenommen. Dies feiern beide Länder mit einem symbolträchtigen Besuch von Herzog in Berlin und Steinmeier in Israel

 07.05.2025

Berlin

Weimer: Antisemitismus in der Kultur als erstes großes Thema

Der neue Staatsminister für Kultur und Medien will an seinem ersten Tag ein Zeichen setzen - und empfängt gleich einen besonderen Gast

 07.05.2025

Potsdam

Auch AfD Brandenburg als gesichert rechtsextrem eingestuft

Die Einstufung stammt bereits aus dem April, doch Innenministerin Lange erfuhr erst jetzt davon. Landesverfassungsschutz-Chef Müller muss deshalb gehen

 07.05.2025

Hamm/Hagen

Gerichtsentscheidung zu jüdischem Konto aus Nazi-Zeit

Während der NS-Diktatur wurden Juden systematisch enteignet. Ein Urenkel verlangt vor Gericht Auskunft, was aus einem alten Konto seiner Vorfahren geworden ist. Nun steht ein Urteil an

 07.05.2025

Berlin

Kabinett streicht zum Auftakt 25 Posten, Felix Klein bleibt

Der Tag wurde deutlich länger als erwartet, aber am Ende kam das frisch vereidigte Kabinett dann doch noch zum ersten Mal im Kanzleramt zusammen - und traf eine erste Entscheidung

 07.05.2025

Nahost

Waffenruhe zwischen den Huthi und den USA

Trump verkündet ein Ende der Angriffe im Jemen. Hat dies mit den Atomgesprächen mit Teheran zu tun?

 07.05.2025

Kommentar

Nur zweite Wahl?

Man muss den neuen Kanzler nicht mögen. Aber eine Chance geben sollte man ihm schon. Mit Heckenschützenmentalität und verantwortungsloser Lust am Zündeln haben einige Parlamentarier mutwillig den guten Ruf unseres Landes aufs Spiel gesetzt

 06.05.2025

Nahost

Trump verkündet überraschend Huthi-Kapitulation

Während Israel als Reaktion auf den jemenitischen Dauerbeschuss Huthi-Ziele bombardiert, überrascht US-Präsident Donald Trump mit einer Ankündigung: Die Miliz hätte kapituliert. Was das genau bedeutet, bleibt zunächst völlig unklar

 06.05.2025