München

Wie ein Münchner Jude mit Postkarten gegen Hitler kämpfte

Benno Neuburgers Enkel Bruce Neuburger (im Bild rechts bei einem Protest gegen Immigrantenfeindlichkeit 2018 ) hat nun ein Buch über seinen Großvater geschrieben. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Der jüdische Münchner Geschäftsmann Benno Neuburger protestierte auf anonymen Postkarten gegen die Verbrechen des NS-Regimes. Schon im Januar 1942 bezeichnete er Hitler auf einer Karte als »Mörder von 5.000.000«. Wenig später wurde er verhaftet und hingerichtet. Die Postkarten gelten als seltene Zeugnisse des jüdischen Widerstands.

Nach dem Krieg geriet sein Schicksal in Vergessenheit. Auch in seiner Familie war davon nur wenig bekannt. Sein Enkel Bruce Neuburger hat mit anderen nun ein Buch über den Widerständler geschrieben, das dieser Tage auf mehreren Veranstaltungen in Deutschland vorgestellt wird.

Enkel in den USA schrieb ein Buch

Bruce Neuburger reist dazu aus den USA an, wo er 1947 geboren wurde und bis heute wohnt. Der pensionierte Lehrer forscht nicht nur zur Geschichte seiner deutsch-jüdischen Familie, sondern auch zu Immigration und zum Nahost-Konflikt.

Das Buch hat den Titel »Benno Neuburger. Münchner Jude - Warner vor dem Holocaust«. Weitere Autoren sind die beiden Historiker Bernward Dörner und Maximilian Strnad. Laut Verlagsankündigung beleuchtet das Buch den gesellschaftlichen und familiären Hintergrund des Geschäftsmanns. Vor allem, was ihn dazu brachte, öffentlich Diskriminierung und Genozid an den Jüdinnen und Juden zu benennen. Was ihn dann auch selbst das Leben kostete.

Neuburger beginnt seine Protestaktion im September 1941, noch vor der ersten Deportation von Juden aus München. Über fünf Monate verfasst er 14 Postkarten und wirft sie nicht adressiert in Briefkästen. Auf ihnen stehen »grobe Beschimpfungen des Führers«, wie die Polizei später in ihren Akten festhält. Als »Massenmörder«, »Bestie« und »Strolch« tituliert er ihn. Außerdem prangert Neuburger Hitlers Hetzreden an, in denen dieser ankündigt, die Juden auszurotten.

Ein alter Firmenstempel verrät ihn

Ein Detail auf einer Postkarte verrät ihn schließlich: Auf einer ist versehentlich sein alter Firmenstempel aufgedruckt. So kann ihn die Gestapo ausfindig machen. 71 Jahre alt ist er, als er am 18. September 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wird. Seine Frau ist da bereits in Theresienstadt gefangen. Einen Tag nach dem Tod ihres Mannes wird sie ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025

Vatikan

Papst Franziskus ist tot

Das Oberhaupt der katholischen Kirche starb einen Tag nach dem Ostersegen

 21.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025