Meinung

Wie die Verbrechen der Hamas an Frauen relativiert werden

Esther Rubins Foto: @rp_fotography

Meinung

Wie die Verbrechen der Hamas an Frauen relativiert werden

Der Frauentag erinnert Jüdinnen daran, dass sie von Feministinnen fallen gelassen wurden

von Esther Rubins  08.03.2024 14:46 Uhr

Vor einigen Wochen hatte ich in einer Story auf Instagram dazu aufgerufen, mir Screenshots von Posts und Stories zu schicken, in denen die sexualisierte Gewalt an Jüdinnen am 7. Oktober geleugnet oder relativiert wird. Ich wollte dokumentieren, welches Ausmaß der Antisemitismus im Netz mittlerweile annimmt.

Die vielen Nachrichten, die ich dazu erhalten habe, überforderten mein Postfach. Die Leugnung stammten dabei fast ausschließlich von feministischen Organisationen, Initiativen sowie Aktivistinnen und Aktivisten, die die Kriegsverbrechen der Hamas an Frauen rechtfertigten und relativierten.

Das also ist das Klima, in dem heute Frauen weltweit auf die Straßen ziehen, um für ihre Rechte zu kämpfen und einzustehen. Das Schweigen zu und das Leugnen der massiven sexualisierten Gewalt der Hamas gegenüber israelischen Frauen bedeutet für viele Jüdinnen, dass sie sich auf diesen Protesten, in den gewohnten feministischen Räumen und Communities nicht mehr willkommen fühlen.

Verletzt und vernachlässigt

Der Hashtag #metoounlessyoureajew geht seit Monaten durchs Netz. Jüdinnen und Juden weisen unermüdlich darauf hin, wie verletzt und vernachlässigt sie sich von Feministinnen fühlen - sie treffen jedoch auf taube Ohren. Solidarität für Betroffene sexualisierter Gewalt scheint zu enden, sobald die Betroffenen jüdisch sind.

Dies ist der Fall, während 19 israelische Frauen noch in Geiselhaft der Hamas sitzen. Es wird stark davon ausgegangen, dass sie immer noch ihrer sexualisierten Gewalt ausgesetzt sind. Teilweise könnten einige von ihnen sogar geschwängert worden sein, haben jedoch keinen Zugang zu Abtreibungen.

Auch in Deutschland gehen viele heute auf die Straßen, um für Frauenrechte einzustehen. Ich denke an die Demos gegen Rechts, auf denen Jüdinnen und Juden um ihre Sicherheit fürchten mussten, obwohl der wachsende Rechtsextremismus in diesem Land die jüdische Gemeinschaft nicht weniger betrifft als andere Minderheiten.

Eine Funke Hoffnung

Ich denke an die Fülle an antisemitischen Pro-Palästina- und Anti-Israel-Demonstrationen, die seit dem 7. Oktober stattgefunden haben, die Jüdinnen und Juden in Angst versetzt haben und uns fragen lassen, wie unsere Zukunft in diesem Land aussehen wird.

Ich habe zu wenig Optimismus übrig, um zu glauben, dass wir heute viel Solidarität mit israelischen Frauen und den Geiseln auf den Straßen sehen werden. Vereinzelt angekündigte Solidaritätsdemonstrationen geben mir aber auch einen Funken Hoffnung.

Nichtsdestotrotz bleibt der heutige Tag für viele Jüdinnen ein schmerzhafter. Das bedeutet aber nicht, dass wir aufhören werden, unseren Platz als jüdische, israelische und zionistische Frauen einzufordern – im Gegenteil.

Die Autorin ist Vorsitzende des jüdisch-feministischen Projekts Kol Achotenu und Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands.

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025