Bundesregierung

Weitere Schritte gegen Rechtsextremismus

Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der 97. Sitzung des Bundeskabinetts Foto: Christian Thiel

Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist jetzt Chefinnensache. Am Mittwoch kam in Berlin erstmals der Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammen.

Eingerichtet wurde er, nachdem die Bedeutung des Themas nach den Bluttaten von Halle und Hanau sowie der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke offensichtlich wurde.

BEDROHUNG »Aus diesem Bereich ist unsere Sicherheit in Deutschland am stärksten bedroht«, betonte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch erneut.

Konkrete Beschlüsse fasste der Ausschuss in seiner ersten Sitzung nicht. Ergebnis war ein Zeitplan. Bis Herbst sollen konkrete Maßnahmen gegen Rechtsextremismus entwickelt werden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Dafür sollen nach Angaben des Innenministeriums auch Vertreter der Zivilgesellschaft, der Migrantenorganisationen und der Wissenschaft angehört und die Ergebnisse eines für August geplanten Bund-Länder-Treffens einbezogen werden.

Bis Herbst sollen konkrete Maßnahmen gegen Rechtsextremismus entwickelt werden.

Der im März eingerichtete Ausschuss soll ressortübergreifend die Maßnahmen der Bundesregierung gegen Rechtsextremismus bündeln, begleiten und neue Ideen entwickeln. Neben Merkel und Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) gehören ihm unter anderem der Innen- und Außenminister, die Justiz-, Familien und Verteidigungsministerin, der Antisemitismusbeauftragte und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung an.

VERSCHÄRFUNG Vertreter der Bundesregierung betonten im ersten Schritt zunächst, was sie schon auf den Weg gebracht haben. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) verwies etwa auf ihr Paket für eine Verschärfung des Strafrechts bei Hasstaten und die geplante Meldepflicht für strafbare Inhalte in sozialen Netzwerken.

Außenminister Heiko Maas (SPD) unterstrich die historische Verantwortung Deutschlands und verwies auf die Förderung von Erinnerungsarbeit durch sein Ministerium, etwa für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Insbesondere bei der Extremismusprävention will der Ausschuss aber offenbar noch mehr erreichen. Dieser Bereich solle stark ausgebaut werden, sagte Seehofer. 115,5 Millionen Euro stehen in diesem Jahr für das Bundesprogramm »Demokratie leben« zur Verfügung.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) bleibt derweil auch hartnäckig bei ihrer Forderung nach einem Demokratiefördergesetz, dass Initiativen und Vereinen dauerhafte Unterstützung anstelle der jeweils zeitlich befristeten Projektförderung sichern soll. Seehofer hatte sich dazu schon einmal offen gezeigt, aus der Union kam insgesamt aber auch viel Gegenwind bei dem Thema.

GEWALT Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) kündigte an, dem Kabinettausschuss Vorschläge zum Schutz und zur Unterstützung der Opfer von rechter Gewalt zu machen. »Der Staat muss stärker für die Betroffenen von Rassismus und Menschenhass da sein«, erklärte sie.

Daran werde ihr Ministerium in den nächsten Monaten intensiv arbeiten. Betroffene rechter Gewalt hatten in einem offenen Brief gefordert, die Härteleistungen des Bundes für Extremismusopfer auch materielle Verluste auszuweiten.

Die Amadeu Antonio Stiftung sagte, die Beratungen zu dem Thema seien jetzt an einem »entscheidenden Punkt« angelangt. Geschäftsführer Timo Reinfrank erneuerte seine Forderung nach einer Bundeskonzeption gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Zudem müssten die Maßnahmen gegen Rechtsextremismus mit klaren Zielsetzungen und Zeitrahmen verbunden werden.

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025