Dialog

Weisband: Antisemitische Muslime meist leicht erreichbar

Marina Weisband sagt, sie erlebe die meisten Muslime als »cool, nett und solidarisch«. Foto: dpa

Die Publizistin Marina Weisband (34) hat nach eigenem Bekunden keine Berührungsängste gegenüber antisemitisch eingestellten Muslimen.

»Denn im Gegensatz zu Verschwörungstheoretikern sind diese Menschen gut zu erreichen. Sie haben kein emotionales Bedürfnis, Juden zu hassen«, sagte Weisband der »Augsburger Allgemeinen«. Die meisten muslimischen Jugendlichen hätten nur eine vage Vorstellung, dass Juden böse seien. »Aber wenn man sie mit echten Jüdinnen und Juden konfrontiert, sind diese Einstellungen relativ leicht zu verändern. Je jünger sie sind, desto leichter ist es.«

solidarität Weisband ergänzte, sie erlebe die meisten Muslime um sich als cool, nett und solidarisch. »Es gibt eine gewisse Solidarität von marginalisierten Gruppen, die genau wissen, wie es ist, gehasst und verfolgt zu werden. Juden und Muslime sind zwei Minderheiten in einer Mehrheitsgesellschaft, die weder jüdisch noch muslimisch ist. Und ich glaube, wir könnten gemeinsam sogar einen Beitrag zum Frieden im Nahen Osten leisten, wenn wir es schaffen, uns hier im sicheren Deutschland zusammenzuraufen.«

Die Publizistin warnte zugleich vor Antisemitismus. Juden gehörten in der Pandemie zu den Sündenböcken. »Antisemitismus nimmt immer zu, wenn es gesamtgesellschaftliche Wandlungsprozesse gibt.«

IDENTITÄT Weisband kritisierte Menschen, die bei Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen gelbe Sterne trügen: »Impfverweigerer und Impfverweigerinnen werden zwar für ihre Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, kritisiert. Aber die eigene Menschlichkeit zu verlieren, ist etwas radikal anderes.« Wenn diese Leute meinten »Wir sind die neuen Juden« versuchten sie die Erinnerung an die Bedeutung der Schoah zu löschen.

Weisband sagte, sie entdecke durch ihr Kind zunehmend ihr Jüdischsein. »Wenn ich sage, dass ich Jüdin bin, steht das auf sehr wackligen Beinen. Meine Eltern waren nicht sehr religiös und haben die jüdischen Feiertage kaum mit mir gefeiert«, so die Publizistin. »Ich befinde mich gerade im Prozess, meine religiöse Identität zu finden. Dabei lerne ich viel und versuche das, was ich gelernt habe, auch an meine Tochter weiterzugeben. Auch wenn ich dabei keine Routine habe, feiere ich jüdische Feiertage mit ihr.« kna

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von 
janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025