Meinung

Was tun gegen Hass in der Grundschule?

Marina Chernivsky Foto: Rolf Walter / architekturfoto.berlin

Der Schrecken bäumte sich im Geschichtsunterricht zum Thema Holocaust auf. Meine Mitschüler zeigten kaum Empathie. Es wurden dumme Witze erzählt und Sprüche geklopft. Das tat weh.» «Nachdem ich im Ethikunterricht gesagt habe, dass ich Jude bin, war die Klasse plötzlich mucksmäuschenstill. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren soll.» «Es war Pause, plötzlich rief ein Jugendlicher in abwertender Form einem anderen zu: ›Bist du ein Jude, oder was?‹»

Seit Jahren mehren sich antisemitische Vorfälle an Schulen. Zum Berliner Kompetenzzentrum der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland gehört seit 2017 die Beratungsstelle OFEK. Sie nimmt Vorfälle entgegen und berät Jugendliche, Familien und Schulen. Meist beginnen solche Vorfälle mit Sticheleien, antisemitisch aufgeladenen Zuschreibungen, Beschimpfungen; im schlimmsten Fall enden sie mit tätlicher Gewalt.

einschnitt Oft steht keine Absicht dahinter, aber auch nicht gewollter Antisemitismus wirkt und verletzt. Der aktuelle Fall an einer Berliner Grundschule ist besonders verstörend: Eine Zweitklässlerin wurde antisemitisch beleidigt und mit dem Tode bedroht. Das ist ein erneuter Einschnitt für viele Eltern, die in jüngster Zeit sehr verunsichert sind.

Antisemitische Vorfälle ereignen sich am häufigsten dort, wo andere Diskriminierungsformen längst toleriert werden. Antisemitismus muss zwar gesondert, aber nicht isoliert von diesen Diskriminierungsphänomenen thematisiert werden.

optionen Kinder reagieren auf Botschaften aus der Erwachsenenwelt, sie gestalten ihre sozialen Beziehungen entlang dieser Vorstellungen. Pädagogisch gesehen ist es wichtig, Kinder nicht pauschal zu verdächtigen, sondern ihre Motive zu verstehen, um daraus Handlungsoptionen abzuleiten. Die Veränderung ihrer Haltungen bildet das Ziel entsprechender pädagogischer Maßnahmen. Diese dürfen aber erst dann greifen, wenn der Schutz der Betroffenen gewährleistet ist und deren Erfahrungen Anerkennung gefunden haben.

Die Autorin leitet das ZWST-Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment.

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von 
janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025