Nahost

Wachsende Sorge vor Konflikt mit Iran

Foto: picture alliance / CHROMORANGE

Steht ein Angriff Israels auf den Iran bevor? Aus Sicherheitsgründen reduzieren die mit Israel verbündeten USA ihr Botschaftspersonal im Irak. Befürchtet wird, dass die Führung der Islamischen Republik im Fall eines israelischen Angriffs Vergeltungsschläge gegen US-Stützpunkte in der Region anordnen könnte.

Auf das Botschaftspersonal angesprochen, entgegnete US-Präsident Donald Trump in Washington: »Sie werden abgezogen, weil es ein gefährlicher Ort sein könnte. Wir werden sehen, was passiert.« Der Iran »kann keine Atomwaffen haben, das werden wir nicht erlauben«, sagte Trump.

Irans Verteidigungsminister Asis Nasirsadeh drohte den USA im Falle einer militärischen Eskalation mit Konsequenzen. Zugleich äußerte der Brigadegeneral die Hoffnung, dass die Atomverhandlungen mit Washington zu einem Ergebnis führen werden.

»Ohne Rücksichtnahme«

»Aber wenn die Verhandlungen scheitern und uns eine Auseinandersetzung aufgezwungen wird, werden die Verluste der Gegenseite mit Sicherheit weitaus höher sein als unsere«, zitierte ihn die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna. Der Iran werde ohne Rücksichtnahme all ihre Stützpunkte in der Region ins Visier nehmen, warnte er.

Die Stützpunkte des US-Militärs am Persischen Golf, etwa in Bahrain und Katar, sind Luftlinie nicht sehr weit vom Iran entfernt und könnten im Falle einer Eskalation zu Zielen werden. In seinem Nachbarland Irak wiederum übt der Iran großen Einfluss aus, unter anderem über verbündete schiitische Terrorgruppen.

Zudem verfügt die Regionalmacht über eine unbekannte Zahl unterirdisch gelagerter Raketen, die Israels Staatsgebiet erreichen können. Die Führung in Teheran beteuert, nicht den Bau von Atomwaffen anzustreben, sondern das Atomprogramm allein für zivile Zwecke zu betreiben.

»Weniger zuversichtlich«

Noch setzt Trump in dem Streit auf Verhandlungen mit dem Iran. In einem Podcast mit dem Namen »Pod Force One« sagte er jedoch: »Ich bin jetzt weniger zuversichtlich als noch vor ein paar Monaten. Etwas ist mit ihnen passiert, aber ich bin viel weniger zuversichtlich, dass ein Deal zustande kommt.« Trump hatte für die Verhandlungen mit Teheran ursprünglich einen Zeitraum von zwei Monaten abgesteckt, die aber bald vorbei sind. Es ist unklar, ob es in dieser Woche eine weitere Verhandlungsrunde geben wird.

Lesen Sie auch

Die Seehandelsaufsicht der britischen Marine (UKMTO) erklärte, man sei über Spannungen informiert worden, »die zu einer Eskalation militärischer Aktivitäten führen könnte«. Schiffe sollten Vorsicht walten lassen im Persischen Golf, im Golf von Oman und in der Straße von Hormus, einer für die Schifffahrt wichtigen Meeresenge zwischen dem Iran und dem Oman. Angesichts der wachsenden Spannungen zogen die Preise an den Ölmärkten deutlich an.

Trump hat den Iran mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung zu einem Militäreinsatz kommen könnte. Er wolle das zwar nicht, sei aber dazu bereit, sagte der US-Präsident sinngemäß.

Wiederholte Drohungen

Zudem könnte auch Israel einen Angriff auf den Iran beginnen - mit oder ohne Unterstützung des US-Verbündeten. US-Medienberichten zufolge hat Israel eine mögliche Attacke auf die iranischen Atomanlagen bereits vorbereitet. Unklar sei jedoch, ob die israelische Regierung schon eine endgültige Entscheidung getroffen habe.

Im vergangenen Jahr standen Israel und der Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs. Seit Jahrzehnten ruft die Führung in Teheran zur Vernichtung des jüdischen Staats auf. Auch finanziert sie mehrere Terrororganisationen, die Israel vernichten wollen, inklusive der Hamas, der Hisbollah und der Huthi.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält einen Deal nur dann für akzeptabel, wenn er zur Zerstörung aller Atomanlagen im Iran führen würde. Wiederholt hat die israelische Regierung mit Angriffen auf die iranischen Atomanlagen gedroht.

»Außerordentlich komplex«

Experten haben jedoch Zweifel, ob das Atomprogramm durch einen Militärschlag gestoppt werden könnte. Das wäre ein »außerordentlich komplexer militärischer Einsatz«, heißt es in einer Analyse des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in Washington. Zudem könne das Zentrifugenprogramm relativ schnell wieder aufgebaut werden.

Luftangriffe würden das Atomprogramm nach Ansicht von Experten deshalb allenfalls um einige Zeit zurückwerfen, aber nicht langfristig stoppen. Zudem könnte ein Militärschlag den Iran erst recht dazu bewegen, Atomwaffen zu entwickeln.

Gleichzeitig sind wichtige Verbündete des Iran - die Hisbollah im Libanon und die Hamas im Gazastreifen - aufgrund des Vorgehens des israelischen Militärs seit dem Massaker palästinensischer Terroristen am 7. Oktober 2023 in Israel extrem geschwächt. Die Angreifer ermordeten damals rund 1200 Menschen und entführten mehr als 250 weitere in den Gazastreifen, wodurch der bis heute andauernde Krieg ausgelöst wurde. dpa/ja

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025