Neubrandenburg

Vorläufiges Aus im Auschwitz-Prozess

Das Landgericht Neubrandenburg verhandelt unter Vorsitz des Richters Klaus Kabisch (M.) gegen den früheren SS-Sanitäter Hubert Zafke. Foto: dpa

Nach dem vorläufigen Aus des Neubrandenburger Prozesses gegen einen früheren SS-Sanitäter im Konzentrationslager Auschwitz haben Auschwitz-Überlebende das Landgericht kritisiert. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit sei es dem Landgericht gelungen, den Prozess durch Absage des Termins am kommenden Montag vorläufig scheitern zu lassen, teilte das Internationale Auschwitz-Komitee am Freitag in Berlin mit.

»Zum Vehikel des Scheiterns« seien Anträge der Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger geworden, die über Befangenheitsanträge ein unparteiisches Gericht verlangten. Das Gericht hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die Hauptverhandlung von vorn beginnen müsse, weil die Drei-Wochen-Frist wegen der Befangenheitsanträge nicht eingehalten werden könne. Wann der Prozess neu beginnt, könne noch nicht gesagt werden.

fassungslosigkeit »Von Anbeginn des Prozesses an war allen Beobachtern mehr als deutlich, dass der Vorsitzende Richter einem Prozess in Sachen Auschwitz völlig ablehnend gegenüberstand«, sagte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Auschwitz-Komitees. »Seine arrogante und maliziöse Verhandlungsführung, die einseitig auf Wohl und Wehe des Angeklagten fokussiert war«, habe Auschwitz-Überlebende aus dem Prozess ausgeschlossen.

Das Landgericht habe »ein jämmerliches Kapitel« der deutschen Rechtsgeschichte geschrieben, erklärte Heubner. Auschwitz-Überlebende in vielen Ländern hätten die Arbeit dieses Gerichtes mit Fassungslosigkeit verfolgt.

Die Rechtsvertreter von zwei in den USA lebenden Nebenklägern teilten mit, dass alle Erfahrungen, insbesondere mit dem Vorsitzenden Richter, seit Erhebung der Anklage am 23. Februar 2015 überdeutlich gemacht hätten, »dass die Nebenkläger von diesem Gericht keine Gerechtigkeit erwarten konnten«.

beweisaufnahme Für die allein vom Oberlandesgericht Rostock erzwungene Hauptverhandlung habe das Neubrandenburger Gericht »niemals eine Beweisaufnahme geplant«. Seit Jahresbeginn 2016 »sollte lediglich die Verhandlungsunfähigkeit herbeigeredet« werden. Für die Nebenkläger habe es deshalb keinen anderen Weg gegeben, als die »ganz offenbar befangenen Richter abzulehnen«.

Dem 96-jährigen Angeklagten wird Beihilfe zum Mord in mindestens 3.681 Fällen vorgeworfen. Er soll als SS-Sanitäter im Sommer 1944 mehrere Wochen im KZ Auschwitz-Birkenau gearbeitet haben. Ihm wird zur Last gelegt, von Mitte August bis Mitte September 1944 durch seine Tätigkeit dazu beigetragen zu haben, dass die SS-Leute im KZ handlungsfähig waren und die Massenvernichtung von Deportierten ausführen konnten. In dem fraglichen Zeitraum kamen laut Anklage 14 Züge mit Häftlingen an, die in den Gaskammern umgebracht wurden. Im Fall einer Verurteilung drohen dem 96-Jährigen drei bis 15 Jahre Haft. epd

Ferdinand von Schirach

»Sie werden von mir kein Wort gegen Israel hören«

Der Jurist und Schriftsteller war zu Gast bei Markus Lanz - es war eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Sendung

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Berlin

Zerstörtes Israel-Banner bei Adenauer-Stiftung ersetzt

Das mehrere Meter lange Banner mit der Israel-Flagge war in der Nacht zu Sonntag an der Fassade des Akademiegebäudes der Stiftung in Berlin-Tiergarten von Unbekannten in Brand gesetzt worden

 04.09.2025

Treffen

Vatikan dringt auf Befreiung aller Geiseln und Zwei-Staaten-Lösung

Papst Leo XIV. hat den israelischen Präsidenten Isaac Herzog empfangen. Das Staatsoberhaupt lobte »die Inspiration und Führungsstärke des Papstes im Kampf gegen Hass und Gewalt«

von Almut Siefert  04.09.2025

Chemnitz

Kunstfestival: Beauftragter hält einige Werke für judenfeindlich

Thomas Feist warf einigen Beteiligten »die Übernahme von «Fakten‹ vor, die nichts als Übernahme von Hamas-Propaganda sind«

 04.09.2025

Erinnerung

Herrmann enthüllt in Tel Aviv Gedenktafel für Olympia-Attentatsopfer

Mit der Tafel setze man ein sichtbares Zeichen gegen Hass, Antisemitismus und Terrorismus

 04.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025

Vatikan

Papst Leo XIV. empfängt Israels Präsidenten Herzog

Die Sommerpause des Papstes ist vorbei: Am Donnerstag empfing Leo XIV. Israels Präsidenten Herzog im Vatikan. Zuvor kam es zu Unklarheiten bezüglich der Vorgeschichte des Treffens

von Severina Bartonitschek  04.09.2025

Spanien

Israel-Premier Tech: Direktor berichtet von Morddrohungen

Bei der Vuelta a España sorgen israelfeindliche Proteste für einen Eklat. Der Sportdirektor eines israelischen Teams spricht über Ängste. Eines kommt für ihn aber nicht infrage

 04.09.2025

Mar del Plata

Argentinisches Paar gibt Raubkunst-Gemälde zurück

Der Finanzexperte der Nazis brachte das einem jüdischen Galeristen gestohlene Bild einst nach Argentinien. Seine Tochter gibt es nun zurück. Aufgeflogen war sie durch eine Immobilienanzeige

 04.09.2025