Berlin

Vier Wochen Arrest für Gürtel-Schläger

Der Angeklagte Knaan Al S. während des Prozesses vor dem Jugendschöffengericht am Amtsgericht Tiergarten Foto: dpa

Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten hat im Prozess gegen den syrischen Flüchtling Knaan Al S. sein Urteil gefällt. Der 19-Jährige wurde wegen Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen.

Das Gericht verhängte einen Arrest von vier Wochen gegen Knaan Al S. Weil der Täter bereits seit Mitte April in Untersuchungshaft saß, gilt der Arrest als verbüßt. Der Verurteilte kommt frei. Darüber hinaus wird er ein Jahr lang unter Erziehungsaufsicht gestellt. Es gilt das Jugendstrafrecht. Knaan Al S. sagte vor dem Jugendschöffengericht aus.

zentralrat In einer ersten Reaktion begrüßte es der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dass der Täter ganz klar wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung schuldig gesprochen wurde. »Noch sind uns die Details der Urteilsbegründung nicht bekannt, doch ganz offenbar ist das Gericht den absurden Ausflüchten und Rechtfertigungen der Verteidigung nicht gefolgt.«

Es zeige sich aber auch, dass man mit dem Strafrecht alleine das Antisemitismusproblem nicht in den Griff bekommen werde, »sondern in der Schulbildung und bei der Integration der Migranten sehr viel Nachholbedarf besteht«.

Kippa Zwei Monate nach der Attacke befand das Gericht heute, dass Knaan Al S. den in Deutschland lebenden arabischen Israeli Adam A. beschimpft und geschlagen hat. Der Angeklagte hatte den Israeli Mitte April mindestens zehn Mal mit einem Gürtel attackiert und dabei mehrmals auf Arabisch »Jude« geschrien. Das Opfer des Angriffs fühlt sich bis heute unsicher in Berlin, wie er sagt. »Ich würde die Kippa nicht wieder aufsetzen, wenn ich allein bin«, sagte der 21-Jährige während des Gerichtsverfahrens.

Der Flüchtling hatte den Angriff auf den Israeli zugegeben, in seinem Schlusswort die Tat bereut. »Es tut mir sehr leid, es war ein Fehler von mir«, sagte der 19-Jährige. »Ich wollte ihn nicht schlagen, ich wollte ihm nur Angst machen.« Er habe unter dem Einfluss von Drogen gestanden. »Ich hab gekifft, ich war auf Drogen, mein Kopf war müde.« Zum Zeitpunkt der Tat war Knaan Al S. einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg zugewiesen, hielt sich aber in Berlin auf.

Am ersten Prozesstag hatte der Angeklagte ausgesagt, dass er von einem der späteren Opfer auf Arabisch beschimpft und provoziert worden sei. Deshalb habe er ihn mit dem Gürtel geschlagen. Gegen Juden habe er nichts, auch sei er unpolitisch und kein strenger Muslim.

debatte Der Angriff von Mitte April hatte bundesweit für Empörung gesorgt und eine Debatte über muslimischen Antisemitismus ausgelöst. Adam A., der am Tag des Angriffs am 17. April in Begleitung eines Freundes im Prenzlauer Berg mit der Kippa unterwegs war, schilderte die Tat vor dem Gericht wie folgt: Zuerst wurde er von Knaan Al S. über die Straße hinweg beschimpft. Der Begleiter von Adam A., ein Deutsch-Marokkaner, habe die Angreifer daraufhin aufgefordert, sie in Ruhe zu lassen.

Dann sei Knaan Al S. auf ihn zugerannt, habe ihn als »dreckigen Juden« bezeichnet und mit dem Gürtel auf ihn eingeschlagen. Um sich zu schützen, habe er die Videofunktion seines Handys aktiviert und die Tat gefilmt – auch in der Hoffnung, dass der Angeklagte dann von ihm ablässt.

Später sei der Angeklagte von einem seiner Begleiter weggezogen worden. Die beiden Freunde hätten die Gruppe dann verfolgt, um sie bis zum Eintreffen der Polizei im Auge zu behalten. Neben körperlichen habe die Attacke vor allem auch seelische Schmerzen bei ihm ausgelöst, sagt Adam A.

zeugen Bestätigt wurden seine Angaben von mehreren Zeugen, wie das Gericht betonte. Einer Frau, die unweit des Tatortes zur fraglichen Zeit in einem Restaurant saß, seien die beiden jungen Männer sofort aufgefallen. Die 44-jährige Zeugin aus Hamburg sagte aus, dass die Beschimpfungen zweifelsfrei von den Angreifern ausgingen. »Die Provokationen waren eindeutig«, sagte sie.

Nach ihrer Einschätzung sei der Grund für die Attacke gegen A. und seinen Begleiter ein »Konglomerat aus Judenfeindlichkeit und Homophobie« gewesen. ja

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025