Justiz

Urteil in Hamburg

Eingang der Synagoge Hohe Weide in Hamburg Foto: imago images/Hanno Bode

Der Mann, der im Oktober 2020 einen jüdischen Studenten vor der Synagoge Hohe Weide in Hamburg angegriffen hat, wird dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Das Hamburger Landgericht teilte am vergangenen Freitag mit, es habe sich um einen gezielten Angriff auf eine Person jüdischen Glaubens gehandelt, der Mann habe jedoch nicht aus rechtsradikalen Motiven gehandelt.

Der Täter leide an einer religiösen Wahnvorstellung. Aufgrund dieser psychischen Erkrankung sei der Mann nicht schuldfähig. Da er keine Einsicht zeige und sich weder vom Sachverständigen habe untersuchen lassen noch eine Medikation akzeptiere, habe das Gericht keine Möglichkeit zu einer Bewährungsstrafe oder Aussetzung der Anordnung zur Unterbringung in der Psychiatrie gehabt. Es sei anzunehmen, dass die Krankheit länger andauern wird und der Mann somit weiter eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.

GEMEINDE Zu dem Urteil sagte Daniel Killy, Sprecher der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, der Jüdischen Allgemeinen: »Einerseits ist der Hinweis des Gerichts, dass es sich um eine antisemitisch geprägte oder bedingte Tat gehandelt habe, lobenswert und richtig. Andererseits fehlt uns in der Konsequenz ein Hinweis in Richtung Prävention.«

Woher genau die feindselige Einstellung des Mannes Juden gegenüber kommt, habe das Gericht nicht herausfinden können.

Festzustellen, dass der Beklagte psychisch krank und deshalb schuldunfähig sei, sei das eine. »Aber Antisemitismus, Judenhass und überhaupt jede Form von Hass auf Minderheiten kommen ja irgendwoher«, sagt Killy. Da gelte es, in der Gesellschaft anzusetzen, diese Bilder aus dem kollektiven Gedächtnis zu vertreiben oder sie zu entzaubern.

Woher genau die feindselige Einstellung des Mannes Juden gegenüber kommt, habe das Gericht nicht herausfinden können, sagte die Vorsitzende Richterin. Den Zettel mit einem aufgemalten Hakenkreuz, der in der Tasche des Mannes gefunden wurde, habe dieser auf Rat seiner Mutter als Glücksbringer getragen.

PRÄVENTION »Ob man eine gesunde Psyche hat oder an einer kranken Psyche leidet: Die Ursprünge der Vorurteile und der Prägungen mögen dieselben sein«, sagt Gemeindesprecher Killy. Er betont die Bedeutung der Begegnungen von Juden und Nichtjuden für die Prävention: »Meiner Ansicht nach ist der Dialog die Kernvoraussetzung für den Abbau jeglicher Vorurteile.«

Der damals 29-jährige Täter war am 4. Oktober 2020 gezielt mit einem Taxi zur Synagoge gefahren, wo an diesem Tag Feierlichkeiten zu Sukkot, dem Laubhüttenfest, stattfanden. Er schlug einen 26-jährigen Mann mit Kippa ohne Vorwarnung mit einem Spaten auf den Kopf. Der verletzte Student musste zwei Tage auf der Intensivstation behandelt werden und behält eine sichtbare Narbe.

»Wir wissen, dass es ihm physisch wohl soweit gut geht«, berichtet Daniel Killy. »Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute und dass er diese Attacke verwinden möge. So ein Angriff wirkt bei jedem Menschen lange nach«, sagt er. Die ganze Angelegenheit habe, so Killy, zu einer gewissen Unruhe und Besorgnis in der Gemeinde geführt. ja/epd

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