70 Jahre Luxemburger Abkommen

Unmögliche Wiedergutmachung

Die Luxemburger Abkommen von 1952 gehören zu den wichtigsten deutschen Verträgen mit dem Staat Israel und der 1951 gegründeten Jewish Claims Conference nach dem Zweiten Weltkrieg. Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, der israelische Außenminister Moshe Sharett sowie Nahum Goldman als Vertreter der Jewish Claims Conference unterzeichneten in Luxemburg, nach schwierigen Verhandlungen, am 10. September 1952 ein außergewöhnliches Vertragswerk.

Deutschland verpflichtete sich zu Zahlungen sowie der Lieferung von Exportgütern im Wert von über drei Milliarden D-Mark an Israel. Die Adenauer-Regierung bekannte sich dazu, Holocaust-Überlebende individuell zu entschädigen und Vermögenswerte zurückzuerstatten.

VERANTWORTUNG Juristisch war das ein Novum, da hier zum ersten Mal ein Staat umfassende Verantwortung für einen Genozid übernahm in Form dauerhafter Entschädigungsleistungen. Für den Staat Israel war das Geld überlebenswichtig, um die vielen Einwanderer zu versorgen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ins Land kamen. Zudem bewahrte es die Wirtschaft vor dem drohenden Kollaps.

Der neue Dokumentarfilm Reckonings der amerikanischen Regisseurin Roberta Grossman beleuchtet die schwierige Geschichte hinter dem komplexen Vertragswerk. Er wurde am Mittwoch in einer Preview im Berliner Delphi Filmpalast vorgestellt. Finanziert haben den Film die Jewish Claims Conference und das Bundesministerium für Finanzen.

INTERVIEWS Anhand von Zeitzeugeninterviews mit Holocaust-Überlebenden, deutschen Politikern und Vertretern der Jewish Claims Conference analysiert der Film die historischen Bedingungen des Luxemburger Abkommens. Dazu zählen Gespräche mit Wolfgang Schäuble, mit dem Präsidenten der Claims Conference Gideon Taylor und dem Wissenschaftler Dan Diner.

Filmisches Archivmaterial, fiktional nachgestellte Szenen sowie die Erinnerungen des letzten noch lebenden jüdischen Delegationsteilnehmers Benjamin Ferencz zeichnen das Bild einer langsamen Annäherung. Das Verhältnis zwischen dem jungen Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland war von Misstrauen, Schweigen, aber auch von dem Wunsch nach Versöhnung geprägt.

Die bei der Premiere anwesende Regisseurin Roberta Grossman wies auf die Schwierigkeiten hin, einen Film zu drehen, bei dem so gegensätzliche Positionen aufeinanderstoßen. Einerseits waren die Entschädigungszahlungen eine wichtige Hilfe für viele Überlebende, andererseits wurden sie in Israel immer wieder als »Blutgeld« bezeichnet.

Lesen Sie mehr in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

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