Einspruch

Unklare Positionen

Anna Staroselski, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) Foto: pr

Nach der Bundestagswahl herrscht Aufbruchsstimmung im Land. Während die Parteien im Wahlkampf oft das große, gut klingende Wort »Zukunft« bemühten, gab es für konkrete politische Inhalte aber leider nur wenig Platz. Der Fokus lag auf Personalien und auf kreierten politischen Gespenstern, die die Richtungswahl bestimmen sollten.

Doch unbestreitbar muss Politik zukunftsorientiert sein. Welche Gestalt wird indes jüdisches Leben in dieser Zukunft annehmen? Schade, dass die Bundestagswahl nicht um den 27. Januar – den Internationalen Holocaust-Gedenktag – stattfand, dann hätten wir das jährliche »Nie wieder« wie das Amen in der Kirche gehört. Bestenfalls formt sich bis dahin die ersehnte Regierungskoalition, die sich pünktlich zum Jahrestag an die historische Verantwortung Deutschlands erinnern wird.

positionierung Hätte der Zentralrat der Juden die Spitzenkandidaten nicht zur »Tachles Arena« eingeladen, wäre eine Positionierung der Spitzenpolitiker unseres Landes zu jüdischem Leben nicht ersichtlich geworden.

Stattdessen wurde im Wahlkampf geschwiegen zum Antisemitismus der Corona-Querdenker-Szene, zur Hochkonjunktur antisemitischer Verschwörungserzählungen und Schoa-Relativierungen, zu den bundesweiten antisemitischen Ausschreitungen im Mai und Juni dieses Jahres, zum erstarkenden Rechtsextremismus oder zu Strategien zu dessen Bekämpfung. Dabei ist jüdisches Leben hierzulande 1700 Jahre alt – viel älter als die Bundesrepublik.

wahlkampf Wie kann es da sein, dass Antisemitismus kein Thema im Wahlkampf war? Ich will in einer Gesellschaft leben, in der auch jedes jüdische Kind selbstbestimmt in Freiheit und Sicherheit aufwächst, ohne sich dabei minderwertig zu fühlen oder seine Identität zu verstecken.

Es geht um die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie, unseres Rechtsstaats und um ein respektvolles Miteinander. Was genau die »Koalition der Zukunft« tun wird, um den Worten »Nie wieder« die Kraft zu verleihen, die in ihnen steckt, bleibt jedoch vorerst Zukunftsmusik.

Die Autorin ist Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025