Essen

Unbekannter wirft Betonblock auf Synagoge

Foto: dpa

In Essen hat am Freitag ein Unbekannter einen Betonblock auf die Synagoge der Jüdischen Kultus-Gemeinde geworfen. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtete, wurden dabei zwei Scheiben beschädigt.

Der Versuch, am helllichten Tag und vor laufender Sicherheitskamera ein Fenster der Gemeinde einzuschlagen, führe erneut vor Augen, »dass Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht sicher sind«, hieß es in einer Erklärung des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Vorstandsvorsitzende Oded Horowitz sagte: »Wir sind in Gedanken bei den Mitgliedern der Jüdischen Kultusgemeinde Essen, bei Rabbiner Aronov, der den Anschlag miterlebte, sowie bei der Gemeindevertretung. Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls sowie die Bestrafung des Angreifers.«

Darüber hinaus appelliere der Landesverband »an die Landesregierung und die zuständigen Behörden, endlich für die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens zu sorgen, bevor es zu Schlimmerem kommt«.

Vorfall Schalwa Chemsuraschwilli, vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Essen, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Seit diesem Vorfall hat sich das Leben geändert. Wenn so etwas passiert, ist das innere Sicherheitsgefühl zerstört.«

»Der Angriff macht deutlich, wie dringlich Polizeipräsenz und guter baulicher Schutz an jüdischen Einrichtungen sind. Wir dürfen uns an solche Anschläge als traurige Realität nicht gewöhnen.«

Zentralratspräsident Josef Schuster

Die Ermittlungen würden derzeit vom Staatsschutz durchgeführt, »wir stehen mit allen Behörden in gutem Kontakt, und wir hoffen, dass der Täter gefasst wird«, sagte Chemsuraschwilli. Am Montag war Thomas Kufen, der Essener Oberbürgermeister, in der Gemeinde: »Er hat uns volle Unterstützung zugesichert.«

Zum Tatzeitpunkt waren, so erläutert der Vorsitzende, alle in der Gemeinde. »Der Rabbiner sortierte gerade die Bücher. Er hat einen großen Schreck bekommen.«

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erklärte: »Keine zwei Monate nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg ist es erneut zu einem antisemitischen Anschlag auf eine Jüdische Gemeinde gekommen. Nur durch Glück wurde an der Essener Synagoge niemand verletzt. Der Angriff macht deutlich, wie dringlich Polizeipräsenz und guter baulicher Schutz an jüdischen Einrichtungen sind. Wir dürfen uns an solche Anschläge als traurige Realität nicht gewöhnen. Die Sicherheitsbehörden müssen nun alles unternehmen, um den Attentäter zu fassen und weitere Anschläge zu verhindern.«

Es handelt sich bei dem Steingeschoss um eine mehrere Kilo schwere Steinplatte. Bereits Tage zuvor ist ein Betonblock auf ein Fenster der Essener Kultur-Gemeinde geworfen worden.

Sophie Brüss von der Düsseldorfer Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit SABRA, sagte: »Wir sind schockiert über diese Tat. Der Vorfall reiht sich ein in eine besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklung, die wir alle spüren. Dass der Täter am helllichten Tag, an einer vielbefahrenen Straße, die Zeit findet, einen sichtlich schweren Gegenstand ungestört gegen das Fenster der Kultus-Gemeinde zu schleudern und unerkannt zu entkommen, macht mich fassungslos und hat mich aber nicht überrascht.«

SABRA teilte mit, es handelte sich bei dem Steingeschoss um eine mehrere Kilo schwere Steinplatte. Diese sei an der schusssicheren Fensterscheibe abgeprallt und habe diese komplett zersplittert.

Bereits Tage zuvor sei ein Betonblock auf ein Fenster der Essener Kultur-Gemeinde geworfen worden, dabei sei jedoch nur ein geringer Sachschaden entstanden, hieß es. Die Angriffe auf die Kultus-Gemeinde stünden in einer Reihe mit mehreren antisemitischen Vorfällen in den vergangenen Wochen, die sich gegen Juden in ihrem Wohnumfeld gerichtet oder sich in der Umgebung jüdischer Einrichtungen zugetragen hätten.

Laut WAZ hörten Mitarbeiter der Gemeinde an der Sedanstraße am Freitagmittag einen lauten Knall und riefen die Polizei. Der Staatsschutz ermittelt.

Benjamin Steinitz, Geschäftsführer des Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. ergänzte in der gemeinsamen Erklärung: »Jüdische Einrichtungen sind seit Jahrzehnten ständiges Ziel für gewaltbereite Antisemit_innen unterschiedlichster politischer Couleur. Neben der Bedrohung durch Rechtsextreme, werden die Angriffe auf Beter_innen, Bedrohungen und gezielte Sachbeschädigungen gegen die Gemeinden auch immer wieder mit Bezugnahmen auf den Islam oder den Nah-Ost-Konflikt kommentiert.« 

Tweet Der Vorsitzende des Verbandes Jüdischer Studenten in Bayern, Michael Movchin, schrieb auf Twitter: »Einzelfälle, überall Einzelfälle! Ein großer Betonblock wurde ins Fenster der Synagoge in Essen geworfen, welcher im Büro von Rabbiner Shmuel Aronov landete. G´tt sei Dank wurde niemand verletzt. Die volle Härte der Gesetze muss angewendet werden!«

Laut WAZ hörten Mitarbeiter der Gemeinde an der Sedanstraße am Freitagmittag einen lauten Knall und riefen die Polizei. Ermittlungen vor Ort hätten ergeben, dass ein Unbekannter auf der Ruhrallee einen großen Gegenstand aufgehoben habe und diesen kurze Zeit später in Richtung Synagoge geworfen habe.

Die Polizei in Essen sucht derzeit nach einem Mann, der zwischen 30 und 50 Jahre alt und zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß sein soll.

Der Mann sei anschließend über die Ruhrallee auf die Kurfürstenstraße geflüchtet. Neben der Spurensicherung sei auch der Staatsschutz vor Ort erschienen. Zudem würden Videoaufzeichnungen ausgewertet.

Die Polizei in Essen sucht derzeit nach einem Mann, der zwischen 30 und 50 Jahre alt und zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß sein soll. Er hat einen schwarzen Vollbart, langes schwarzes Haar. Zum Tatzeitpunkt trug er laut Polizei eine dunkle Hose, eine blaue Jacke sowie einen weißen Mund-Nasen-Schutz. Zeugen wurden gebeten, sich unter Tel. 0201/829-0 bei der Polizei zu melden. ja, kat

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Berlin

Jüdisches Paar in U-Bahn geschlagen und beleidigt

Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen

 15.09.2025

Interview

»Björn Höcke ist die prägendste Figur für die AfD-Ideologie«

Der Journalist Frederik Schindler hat ein Buch über Björn Höcke geschrieben. Wie wurde aus dem rechtsextremen Politiker das, was er heute ist?

von Nils Kottmann  15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

Essen

Islamist plante Mord an Juden

Der 17-jährige Erjon S., ein kosovarischer Staatsangehöriger, soll aus einer islamistisch-jihadistischen Ideologie heraus gehandelt haben

 15.09.2025

München

Alte Synagoge feiert Wiedereröffnung

Nach jahrelanger Restauration soll die Bauhaus-Synagoge wieder im Glanz von 1931 erstrahlen

 15.09.2025

Madrid

Israelfeindliche Demonstranten blockieren Vuelta á España erneut

60 Kilometer vor dem Ziel steht eine Gruppe von Protestierern mit einem Banner auf der Straße. Das Rennen musste abgebrochen werden

 15.09.2025