Kiew

Ukrainisches Einkaufszentrum mit Hakenkreuz-Symbolik?

Einkaufszentrum in Kiew (Symbolfoto) Foto: picture-alliance/ dpa

Im laufenden russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist dem Land und dessen Regierungsvertretern immer wieder ein angeblicher rechtsextremer Einfluss vorgeworfen worden. Ein Video in den sozialen Medien scheint dieses Narrativ zu stützen: Auf einer Treppe in einem Einkaufszentrum ist ein großes Hakenkreuz zu sehen, angeblich aufgenommen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Ein Nutzer kommentiert die Szene bei Facebook: »Es gibt also keine Nazis in der Ukraine. Wir und die EU unterstützen keine Nazis ...sagt man.« Dekorierte der Kaufhausbetreiber die Treppe wirklich mit Nazi-Symbolik?

Bewertung

In dem Beitrag fehlt der Kontext. Das Kaufhaus in Kiew wurde gehackt und hat das Hakenkreuz nicht selbst eingespielt.

Fakten

Bereits am 16. Februar 2019 ereignete sich der Vorfall im Gorodok Einkaufszentrum in Kiew. Für mehrere Minuten war ein Hakenkreuz auf der LED-Werbeanzeige einer Treppe eingeblendet, bis das Sicherheitspersonal den Screen ausschaltete. Dies bestätigt das Kaufhaus in einem Beitrag auf Facebook.

Zwei Tage später wurde ein Video der Szene auf YouTube veröffentlicht, worin zahlreiche Passanten zu sehen sind, die sich im Einkaufszentrum rund um die Treppe oder sogar darauf aufhalten. Das Video wurde mehrfach in den sozialen Medien geteilt.

Mehrere Medien berichten, dass es sich dabei offenbar um das Originalvideo handelt. Eine Suche in einem Internetarchiv zeigt, dass das Video dort am 20. Februar 2019 zum ersten Mal archiviert wurde.

Zu diesem Zeitpunkte hatte sich das Einkaufszentrum auf dessen Facebook-Seite bereits für den Zwischenfall entschuldigt. Weder die Geschäftsführung noch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten etwas mit der Einblendung des Hakenkreuzes zu tun gehabt. Laut dem Kaufhaus sei das Computersystem gehackt worden - demnach nicht der erste derartige Fall.

Der Inlandsgeheimdienst der Ukraine nahm zusammen mit der Staatsanwaltschaft Kiew eine strafrechtliche Untersuchung zu dem Vorfall auf. Am 29. Juli 2019 teilte die Staatsanwaltschaft Kiew schließlich in einer Pressemitteilung mit, dass ein 17-Jähriger die Tat begangen haben soll. 

Dabei habe er die Software »TeamViewer« genutzt, um mit seinem Handy auf das Computersystem zuzugreifen. Schaut man sich das Video genau an, sieht man rechts neben dem Hakenkreuz ein weißes Viereck mit einem blau-weißen Zeichen darin. Es ist zwar relativ unscharf und wird durch eine Treppenstufe unterbrochen, ähnelt aber dem »TeamViewer«-Logo.

Laut Staatsanwaltschaft soll sich der Jugendliche zum Tatzeitpunkt in dem Kaufhaus aufgehalten haben. Das Passwort des Systems war offenbar aufgrund eines Fehlers auf dem Monitor zu sehen. Der Jugendliche habe die Sicherheitslücke genutzt und das Hakenkreuz-Bild hochgeladen. dpa

(Stand: 14.10.2022)

Links

Facebook-Beitrag (archivierter Post - archiviertes Video)

Facebook-Beitrag Kaufhaus (archiviert)

Youtube: Video aus dem Einkaufszentrum (archiviert)

Einkaufszentrum bei Google Maps

Erste Archivierung des Videos am 20. Februar 2019

Kaufhaus entschuldigt sich auf Facebook (archiviert

Facebook-Beitrag des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes (archiviert)

Pressemitteilung Staatsanwaltschaft Kiew (archiviert)

Teamviewer-Homepage (archiviert)

Arlington (Virginia)

USA genehmigen Milliardenauftrag: Neue F-15-Kampfjets für Israel

Der Vertrag umfasst die Entwicklung, Integration, Erprobung, Produktion und Lieferung von zunächst 25 neuen Maschinen

 30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Meinung

Für mich ist es Nowy God – und warum ich ihn feiere

Das Neujahrsfest hat mit dem Judentum eigentlich nichts zu tun. Trotzdem habe ich warme Erinnerungen an diesen Feiertag

von Jan Feldmann  30.12.2025

London

Vorwurf gegen Facebook: Beiträge feiern Mord an Juden und bleiben online

»Die Beiträge, die den Anschlag von Bondi feiern, sind schlicht widerwärtig«, sagt Dave Rich von der jüdischen Organisation CST in England

 30.12.2025

Berlin

Tagung »Digitale Horizonte«: Wie sich Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter wandelt

Wie verändert die Digitalisierung das kollektive Erinnern? Welche Chancen eröffnen neue Technologien – und wo liegen ihre Grenzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Konferenz

 30.12.2025

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025