Krise

Tycoons auf Talfahrt

Auf und ab an der Tel Aviver Börse Foto: Flash 90

Die Angst an den internationalen Finanzmärkten hat auch die israelische Börse erfasst. In der Krisenwoche Anfang August gab der Hauptindex Tel Aviv 25 um fast zehn Prozent nach. So schlecht haben die Kurse seit 2008 nicht abgeschnitten, sagen Analysten. Inzwischen hat sich die Situation zwar wieder beruhigt: Die Kursentwicklung zeigte zu Wochenbeginn wieder leicht nach oben. Aber die Verluste der ersten Augusttage sind noch nicht ausgeglichen.

Die israelische Konjunktur läuft nach wie vor gut. Und doch: Besonders große Verluste machten die Titel der »Tycoons«, wie zum Beispiel die Aktienwerte von Nochi Dankner, dem größten Investor im Lande. Der Marktwert der von ihm beherrschten IDB-Holding fiel um insgesamt 2,2 Milliarden Schekel (etwa 400 Millionen Euro).

Dankner musste auf seinen Engagements Verluste von bis zu 40 Prozent hinnehmen. Bisher galten IDB-Papiere als relativ sichere Anlage. Zu seinem Wirtschafts- imperium gehört die Supermarktkette Super-Sol oder Cellcom, der größte Mobilfunk-Anbieter, aber auch die Zeitung Maariv sowie der einzige Zementhersteller des Landes. Doch jetzt ist Dankner als Investor ins Visier der Analysten geraten.

Ratingagentur Der Einfluss der mächtigen Investoren auf das Geschehen an der Börse ist in Israel größer als am europäischen oder amerikanischen Markt. Das prägt derzeit auch den Kursverlauf in Tel Aviv. Analysten prognostizierten zum Beispiel, dass Dankner wegen der fallenden Kurse unter Druck geraten könnte, was sich negativ auf die Bewertung seiner Holding auswirkte.

Die Herabstufung der Bonitätsbewertung der USA durch die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor’s, die weltweit für einen Kurssturz sorgte, hatte in Tel Aviv zu Panikverkäufen geführt. Erstmals seit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers wurden Kurssicherungssysteme eingesetzt, um größere Verluste an der Börse zu verhindern.

Die Angst ist begründet: Ein Einbruch der globalen Wirtschaft würde zwangsläufig auch Israel spüren. Das Land erwirtschaftet seinen Wohlstand vor allem mit Exporten in die USA und in die Eurozone. Beide stehen derzeit wegen der Schuldenkrise auf der Watchlist der Kapitalmärkte.

Ursachen Doch der Kurssturz ist nicht nur auf den Einbruch an den globalen Märkten zurückzuführen. Auch die Protestbewegung in Israel wirkt sich auf das Börsenklima negativ aus. Die großen Firmen sind oft dort stark engagiert, wo die Regierung eingreifen könnte, um den Zorn des Mittelstandes zu beruhigen, indem sie gegen monopolartige Positionen vorgeht.

Premier Benjamin Netanjahu hat die Forderungen der Protestbewegung bisher zwar erst vage aufgegriffen. Aber er hat versprochen, gegen den Einfluss der wirtschaftlich Mächtigen vorzugehen und die Preise zu senken, wo sie überhöht erscheinen.

Das träfe möglicherweise die Branchen, in denen die Tycoons stark engagiert sind und hohe Profite machen – zum Beispiel im Mobilfunkbereich, im Einzelhandel, beim Kabelfernsehen und vor allem im Immobiliensektor.

Mit neuen Gesetzen und einem Regulierungsschub würde Netanjahu möglicherweise versuchen, die Demonstranten zu besänftigen, befürchten Analysten und setzen die Firmen der Großindustriellen auf »halten« oder »verkaufen«, weil sie künftig mit neuen Vorschriften oder einer erhöhten Konkurrenz zu Preisnachlässen gezwungen werden könnten.

Die Protestwelle richtet sich auch gegen die Profiteure der Privatisierungspolitik, die in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre die ursprünglich stark sozialistisch geprägte Ökonomie in eine neoliberale Wirtschaft verwandelte.

Die Umsetzung dieser liberalen Strategie ermöglichte es einer kleinen Gruppe von Investoren, die Kontrolle über einst staatliche Betriebe zu erlangen. Heute beherrschen 22 große Unternehmensgruppen die Hälfte des Finanzmarktes sowie 70 Prozent des Handels und des Dienstleistungssektors, wie im vergangenen Jahr die Bank of Israel in einer Studie nachgewiesen hat. Zehn der einflussreichsten Familien beherrschen rund 30 Prozent des Marktes.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025