Meinung

Israels 9. November

Ahmad Mansour Foto: picture alliance / Hasan Bratic

Wer in den vergangenen Wochen auf Instagram, TikTok und Co. unterwegs war, konnte schon eine Vorahnung des Gewaltpotenzials bekommen. Tagtäglich wurden auf den sozialen Plattformen Terroristen gefeiert, das Ende Israels und der Tod aller Juden beschworen.

Seit Jahren sind Hass und Hetze selbst gemacht in den palästinensischen Narrativen. Dass solchen Worten Taten folgen, ist nicht überraschend. Überraschend ist die Koordination, die Organisation dieser Taten.

Wofür es vor 50 Jahren mehrere arabische Länder brauchte, reicht jetzt eine Terrororganisation. Eine Organisation, die allerdings materielle und infrastrukturelle Hilfe erhält, nicht nur, aber vor allem aus Teheran. Der Iran hat nämlich maßgeblich in den letzten Monaten und Wochen darauf gedrängt, dass es zu einem flächendeckenden Krieg kommt. Die Mullahs haben großes Interesse daran, weil sie verhindern wollen, dass zwischen Israel und Saudi-Arabien eine Annäherung stattfindet.

Auch deutsche Entwicklungsgelder werden nicht nur für Krankenhäuser und Schulen genutzt.

Versagen der Geheimdienste

Ähnlich erschreckend wie der mörderische Überfall der Hamas ist das Versagen der israelischen Sicherheitsstrukturen und Geheimdienste – ein Versagen nahezu biblischer Dimension, das enorm viel an Aufarbeitung kosten wird. Laut Experten gab es schon am Freitag Hinweise auf die geplanten Attacken, aber man hat sie nicht ernst genommen.

Klar ist: Die israelische Regierung in dieser Konstellation wird die
Ereignisse von Simchat Tora nicht überleben. Was aber lange Bestand haben wird, das ist ein riesiges Trauma. Wie viele Familien, die in den von der Hamas besetzten oder attackierten Orten leben, werden wohl
bereit sein, in ihre Häuser zurückzukehren und dort weiterzuleben mit der Angst, dass all das noch einmal passiert?

Für die anderen Terrororganisationen im Westjordanland, im Libanon oder wo immer man Israel feindlich gesonnen ist, wird diese Aktion zum Vorbild werden. Und so hat die Hamas einen neuen Standard des
Terrors geschaffen, den sie künftig auch von anderen Organisationen fordern wird.

Großes Trauma

Die Anzahl der Menschen, die bei den Überfällen gestorben sind, ist eine
Katastrophe. Aber, dass Kinder, alte Menschen und junge Frauen entführt wurden und jetzt in der Hand der Hamas sind – das ist das weitere große Trauma. Der heutige Tag ist Israels 9. November.

Israel wird nicht vernichtet werden. Aber die Angst, die Hamas geschürt hat, Israels Verletzlichkeit, die sehr deutlich gezeigt wurde, das wird der israelischen Gesellschaft noch lange in den Knochen stecken – so wie der Jom-Kippur-Krieg es bis heute tut.

Die Warnungen von Experten, dass die Politik der Regierung gefährlich ist, weil sie die israelische Gesellschaft spaltet und dass dies von Israels Feinden als Schwäche identifiziert würde – sie wurden bis heute nicht erhört. Das wird noch aufzuarbeiten sein.

Aber es gibt dennoch einen positiven Effekt an diesem schrecklichen Tag. Die Hamas hat Israels Gesellschaft wieder vereint. Und die Einheit wird stärker sein als der Terror.

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025