Simon Wiesenthal Center

»Toilettengate« auf Platz vier

Foto: screenshot JA

Das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles hat am Montag seine Liste der zehn schlimmsten antisemitischen und antiisraelischen Vorfälle des Jahres 2014 veröffentlicht.

Mehrere Bundestagsabgeordnete der Partei »Die Linke« landeten dabei auf Platz vier. Grund war laut Wiesenthal Center die Rolle der Parlamentarier Inge Höger, Annette Groth, Heike Hänsel und des Parteivorstandsmitglieds Claudia Haydt beim »Toilettengate« nach dem Auftritt zweiter Israelfeinde im Bundestag.

»KRIEGSVERBRECHEN« Ursprünglich hätten die anti-israelischen Aktivisten, David Sheen und Max Blumenthal, auf Einladung unter anderem der Linken-Angeordneten Höger und Groth ausgerechnet am 9. November 2014, dem Jahrestag der antijüdischen Pogrome 1938 in Deutschland, in der Berliner Volksbühne über »Israels Kriegsverbrechen« im Gaza-Krieg sprechen sollen. Diese Veranstaltung hatte die Volksbühne aber auch auf Wunsch prominenter Linken-Politiker abgesagt.

David Sheen hatte allerdings einen Tag später, am 10. November, den Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi – der Politiker hat jüdische Wurzeln – bedrängt und bis auf eine Toilette im Bundestag verfolgt. Zuvor hatte Gysi den beiden Aktivisten die Nutzung eines Raumes der Linken-Fraktion untersagt. Der Vorgang war auf einem Video dokumentiert worden und zeige die »anhaltenden Versuche einer Gruppe extrem anti-israelischer Politiker, Israel zu dämonisieren«, hieß es in der Begründung des Wiesenthal Center.

Inge Höger und Annette Groth hätten sich im Jahr 2010 auch an der kontroversen Gaza-Flottille »Mavi Marmara« beteiligt und seien dafür von vielen anderen Parlamentariern ihrer Partei gelobt worden, so das Wiesenthal Center weiter.

Ranking Auf Platz eins der Liste der zehn schlimmsten antisemitischen und antiisraelischen Vorfälle 2014 (»Top Ten Worst Global 2014 Anti-Semitic/Anti-Israel Incidents«) steht in diesem Jahr ein Arzt aus Belgien. Er hatte sich geweigert, einer 90-jährigen Jüdin mit gebrochener Rippe zu helfen. Als der Sohn der alten Dame bei einer medizinischen Hotline anrief und den Fall schilderte, hatte der Arzt gesagt: »Schick sie für ein paar Stunden nach Gaza, dann wird sie ihren Schmerz schon los.«

Platz zwei belegen in diesem Jahr jordanische Parlamentarier. Sie hatten eine Schweigeminute für zwei palästinensische Terroristen abgehalten, die im November 2014 in der Synagoge in Har Nof in West-Jerusalem vier Rabbiner beim Gebet getötet und mehrere Menschen verletzt hatten.

Auf Platz drei der Top-Ten-Antisemiten landeten muslimische Kriminelle in Frankreich. In einem Pariser Vorort waren sie im Dezember 2014 in die Wohnung einer jüdischen Familie eingedrungen, hatten einen jungen Mann gefesselt und dessen Freundin vergewaltigt.

EUROPA Insgesamt sechs von zehn der schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres 2014 ereigneten sich nach Auffassung des Wiesenthal Center in Europa, einer in der Türkei, einer in Israel beziehungsweise Jordanien und zwei in den USA. »2014 war ein Jahr der noch nie da gewesenen Explosionen von antisemitischem und antiisraelischem Hass. In diesem Jahr zeigen unsere Top Ten, wie allgegenwärtig der Antisemitismus weltweit geworden ist«, heißt es im Einleitungstext des Wiesenthal-Zentrums.

Unter den europäischen »Top Ten« sind der Politiker Björn Söder von den Schwedendemokraten, der schwedische Juden aufforderte, ihre jüdische Identität abzulegen, und Mihaly Zoltan Orosz, Bürgermeister von Erpatek in Ungarn. Er hatte Puppen von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und dem früheren israelischen Präsidenten Schimon Peres öffentlich an einen Galgen gehängt.

Außerdem prangerte das Wiesenthal Center antisemitische Vorfälle an US-amerikanischen Universitäten, einen Führer des rassistischen Ku-Klux-Klan und einen antisemitischen türkischen Kolumnisten an.

AUGSTEIN Vor zwei Jahren hatte die Liste der zehn schlimmsten Antisemiten des Jahres 2012 des Wiesenthal Center für heftige Debatten in Deutschland gesorgt. Umstritten war vor allem der Listenplatz von Jakob Augstein – der deutsche Journalist, der für seine pauschale Kritik an Israel bekannt ist, war auf Platz neun der weltweit schlimmsten Antisemiten aufgeführt worden.

Im Januar 2013 hatte der damalige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, die Israel-Texte Augsteins als »schauderhaft und undifferenziert« bezeichnet. Gleichzeitig hatte Graumann erklärt, mit dem Ranking des Wiesenthal-Zentrums nicht übereinzustimmen.

www.wiesenthal.com

Medien

»Besonders perfide«

Israels Botschafter wirft ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann Aktivismus vor. Die Hintergründe

 18.07.2025

Analyse

Inszenierung des angeblich Unpolitischen

Im Prozess von Lahav Shapira gegen Burak Y. versuchte die Verteidigung, so zu tun, als hätte die Nötigung des jüdischen Studenten nichts mit dem Nahost-Konflikt zu tun. Doch Burak Y. selbst unterlief diese Strategie

von Ruben Gerczikow  18.07.2025

Berlin

Israelisches Restaurant verschiebt wegen israelfeindlicher Proteste Eröffnung

»Ein Restaurant zu eröffnen, sollte eine fröhliche Feier sein«, so die Betreiber. Unter den aktuellen Umständen sei es »kaum möglich, diese Freude zu spüren«

 18.07.2025

Washington D.C.

Trump will Veröffentlichung einiger Epstein-Unterlagen

Der amerikanische Präsident lässt sich selten unter Druck setzen. Doch im Fall Epstein reagiert er nun. Ob das seinen Anhängern reicht?

 18.07.2025

Flandern

Gericht verbietet Transit von Militärgut für Israel

Der Hafen in Antwerpen ist einer der größten Europas. Einer Gerichtsentscheidung zufolge dürfen Schiffe, die von dort aus in den einzigen jüdischen Staat fahren, kein Militärgut mehr mitnehmen

 18.07.2025

Berlin

Bundesamt entscheidet wieder über Asylanträge aus Gaza

Seit Anfang 2024 hatte das BAMF nicht mehr über Asylanträge aus Gaza entschieden. Nun wurde der Bearbeitungsstopp laut Innenministerium aufgehoben

 18.07.2025

Regierung

Warum Friedrich Merz Angela Merkel erst zum 100. Geburtstag öffentlich gratulieren will

Alte Rivalität rostet nicht? Als der Bundeskanzler in Großbritannien auf das Verhältnis zu seiner Vorvorgängerin angesprochen wird, reagiert er schlagfertig

 17.07.2025

Syrien

Hunderte Drusen fliehen nach Israel

Mitglieder der religiösen Minderheit wollen sich vor der Gewalt des Regimes und beduinischer Milizen retten. Gleichzeitig übertreten Drusen aus Israel die Grenze zu Syrien, um ihren Glaubensbrüdern zu helfen

 17.07.2025

Berlin

Ordner bedrängte Lahav Shapira bei Uni-Besetzung: Geldstrafe

Der 32-Jährige wurde der Nötigung schuldig gesprochen

 17.07.2025