Publikation

Theologen gegen Israel

Verleger distanziert sich von umstrittenem Sammelband »Religionen für Gerechtigkeit«

 31.05.2018 12:24 Uhr

Steht wegen des von ihm herausgegebenen Buches in der Kritik: der emeritierte Theologieprofessor Ulrich Duchrow Foto: dpa

Verleger distanziert sich von umstrittenem Sammelband »Religionen für Gerechtigkeit«

 31.05.2018 12:24 Uhr

Eigentlich sollte das Buch laut Untertitel einen Beitrag zum Dialog »Jenseits von Luthers Feindbildern« leisten. Doch es kam anders. Der von den emeritierten Theologieprofessoren Ulrich Duchrow und Hans G. Ulrich herausgegebene Sammelband Religionen für Gerechtigkeit in Palästina-Israel stößt auf massive Kritik.

»Das ganze Buch ist ein zutiefst israelfeindliches Machwerk«, teilte der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Anfang der Woche mit. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hält das Buch für »deutlich antisemitisch«.

Gleichsetzung Nun hat sich auch der Leiter des LIT-Verlages, bei dem das Buch veröffentlicht wurde, von dem Sammelband distanziert. Er teile die Einschätzung des Koordinierungsrats und des Antisemitismusbeauftragten, sagte Verlagschef Wilhelm Hopf in einer Stellungnahme gegenüber der Jüdischen Allgemeinen. Der Band »hätte in unserem Verlag nie erscheinen dürfen«.

Mit scharfen Worten verurteilte der Verleger die in dem Buch erhobene Behauptung, es habe eine »ethnische Säuberung« von 700.000 Palästinensern gegeben. Ebenso deutlich kritisierte Hopf die Gleichsetzung des industriellen Massenmords der Nazis mit dem Schicksal der Palästinenser infolge der Staatsgründung Israels.

Hopf verurteilte zudem die Äußerung, bei der Terrororganisation Hamas handele es sich um eine seriöse politische Kraft. Wie der Koordinierungsrat kritisiert auch der Verleger, dass in dem Sammelband »alle Probleme dem westlichen Imperialismus, besonders dem US-amerikanischen, und Israel zugeschrieben werden«. Hopf stellte außerdem klar: »Ebenso inakzeptabel ist für uns als Verlag die BDS-Bewegung. Damit würden wir einen Boykott unserer israelischen Autoren unterstützen.«

Widerspruch Zuvor hatte bereits der Koordinierungsrat beklagt, dass die Autoren des Sammelbandes extrem einseitig für die palästinensische Seite Stellung bezögen. »Die in dem Band vertretenen Positionen widersprechen nach unserer Wahrnehmung diametral den Positionen zum christlich-jüdischen Dialog und zu Israel, wie sie von der EKD, deren Gliedkirchen und den kirchlichen Werken vertreten werden.«

Herausgeber Ulrich Duchrow schreibe in dem Buch, Israel sei »ein weiteres Extrembeispiel der westlichen, kolonialistischen … rassistischen, gewalttätigen Eroberungskultur der letzten 500 Jahre«. Damit werde Israel auf eine Stufe gestellt mit der gewalttätigen Eroberung Lateinamerikas mit ihren millionenfachen Opfern und mit der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs durch die Nazi-Diktatur sowie deren millionenfache Ermordung europäischer Juden im Holocaust, kritisierte der Koordinierungsrat. »Wir finden es unfassbar, dass ein deutscher Theologe heute mit einem derartigen Feindbild über Israel an die Öffentlichkeit tritt!«

Der Koordinierungsrat zeigte sich zudem »zutiefst irritiert« darüber, dass in der Danksagung in dem Band als Förderer der Veröffentlichung der Ökumenische Rat der Kirchen, die EKD, evangelische Landeskirchen in Mitteldeutschland, Baden, Hannover, Hessen und Nassau und Westfalen sowie Brot für die Welt, Mission Eine Welt und das Evangelische Missionswerk genannt werden.

Duchrow sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Kritiker hätten seine Zitate »alle aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht«. Er spreche Israel nicht das Existenzrecht ab; in dem »kritisierten Text steht das Gegenteil«. Gerechtigkeit sei die Vorbedingung für langfristige Sicherheit der Israelis. ja

Frankreich

Spezialeinsatz vor iranischem Konsulat in Paris

Ein Mann soll mit Granaten am Gürtel das Gebäude betreten haben

 19.04.2024

Wiesbaden

Hessen lädt iranischen Generalkonsul aus

Es könne nicht so getan werden, »als ob nichts gewesen wäre«, sagt Manfred Pentz (CDU)

 19.04.2024

Nahostkonflikt

»Israel muss iranische Rakete mit Atomsprengkopf fürchten«

John Bolton warnt im NZZ-Interview vor der Verbreitung von Nukleartechnologie durch Nordkorea

 19.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Iran/Israel

Scholz warnt erneut vor Eskalation im Nahen Osten

Es habe »erneut eine militärische Aktivität« gegeben, stellt der Bundeskanzler fest

 19.04.2024

Gmund

Merz: Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an eigener Grenze

»Die Eskalationsdominanz liegt allein beim Mullah-Regime in Iran«, so der CDU-Chef

 19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Vereinte Nationen

Amerikanisches Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Die USA sehen Einigung auf eine Zweistaatenlösung als Voraussetzung für eine Anerkennung

 19.04.2024

Berlin

Zeitung: Anstieg rechtsextremer und antisemitischer Straftaten

Durch Judenhass motivierte Straftaten nehmen stark zu

 19.04.2024