Meinung

Super Mario und der Judenhass

Mario Balotelli Foto: dpa

Meinung

Super Mario und der Judenhass

Ein Fußballprofi wurde wegen Rassismus und Antisemitismus bestraft. Dabei hat er nur einen Witz gemacht

von Martin Krauss  26.12.2014 10:10 Uhr

Mario Balotelli ist Fußballmillionär und wird nun bestraft. Antisemitismus und Rassismus wirft der britische Fußballverband (FA) dem italienischen Stürmer des Liverpool FC vor. Balotelli hatte nämlich in einem sozialen Netzwerk eine Karikatur kommentiert, die für eine Antirassismus-Kampagne stand. »Super Mario« war zu sehen, und dabei stand: »Er ist ein italienischer Klempner, erfunden von Japanern, der Englisch spricht und aussieht wie ein Mexikaner.« Spruch und Zeichnung hatte Balotelli verlängert: »springt wie ein Schwarzer und sammelt Münzen wie ein Jude«.

Die Empörung war groß. Liest man sich die Meldungen durch, die über den Sohn ghanaischer Einwanderer, der bei einer jüdischen Pflegefamilie aufwuchs, verbreitet werden, gilt sein Spruch mal als »rassistisches Posting«, mal gar als »Judenwitz«. Die FA sperrte ihn nun für ein Spiel, er muss umgerechnet etwa 40.000 Euro zahlen und an einem antirassistischen Erziehungsprogramm teilnehmen.

Humor Aber was hat Balotelli eigentlich getan? Er hat einer gut gemeinten Aufzählung, die scheinbar nicht ohne die stereotype Behauptung auskommen konnte, wie Mexikaner aussehen, zwei Stereotype hinzugefügt, mit denen er selbst oft genug konfrontiert ist. Entsprechend wies der italienische Nationalspieler die Vorwürfe zurück. »Der Post war antirassistisch gemeint – mit Humor.«

Auf die Kritik, er habe etwas Antisemitisches gepostet, schimpfte er, seine Mutter sei schließlich Jüdin, »also haltet gefälligst alle den Mund«. Dann listete er auf, was eigentlich als Selbstverständlichkeit bekannt sein sollte: »Nicht alle Mexikaner tragen einen Schnurrbart, nicht alle Schwarzen können hoch springen, und nicht alle Juden lieben Geld.«

Auch wenn es die FA und ein großer Teil der Öffentlichkeit nicht wahrhaben wollen: Mario Balotelli hat mit einem gar nicht schlechten Witz die Problematik von Kampagnen gegen Rassismus und Antisemitismus deutlich gemacht: Die bedienen sich nämlich, vorgeblich im Dienste der guten Sache, selbst gewisser Stereotype: wie intelligent die eine Gruppe sei, wie gut die andere tanzen könne und so weiter. Mario Balotelli hat gezeigt, dass er nicht so sein will, wie ihn andere haben wollen.

Polen

Antisemitismus-Eklat in Auschwitz

»Juden wollen in Polen Übermenschen sein, die Anspruch auf eine bessere Stellung haben, und die polnische Polizei tanzt nach ihrer Pfeife«, sagt der rechtsextreme Politiker Grzegorz Braun

 25.11.2025

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025