Berlin

Studie zu antisemitischen Einstellungen unter Muslimen

Antisemitische und israelfeindliche Demonstration am 8. April in Berlin-Neukölln Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Antisemitische Einstellungen sind einer neuen wissenschaftlichen Analyse zufolge bei Zuwanderern aus der Türkei und arabischen Ländern verbreiteter als bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. Auch Muslime und Musliminnen in Deutschland nennen demnach antijüdische und anti-israelische Ansichten häufiger. Insgesamt sei die Studienlage jedoch teils widersprüchlich, sagte Sina Arnold vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin am Mittwoch.

Der Mediendienst Integration hatte Arnold gebeten, die Frage zu prüfen, ob Antisemitismus bei Zuwanderern und Muslimen besonders weit verbreitet sei. Hintergrund ist auch eine Demonstration am 8. April in Berlin, bei der nach Angaben von Beobachtern anti-israelische und antisemitische Parolen gerufen worden waren.

Belege Arnold wertete nach eigenen Angaben vorhandene Studien aus den vergangenen zehn Jahren aus. Trotz Unterschieden in Methodik und teils fehlender Differenzierung in der Kategorie »Migrationshintergrund« sieht Arnold Belege für zwei Punkte: Zuwanderer aus bestimmten Ländern und Muslime nennen häufiger antisemitische Vorurteile als Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Dies gilt vor allem beim »klassischen Antisemitismus«, also zum Beispiel Vorurteilen über angebliche Eigenschaften und angeblichen Einfluss von Juden. Arnold führte eine Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration von 2022 an, wonach 11,3 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund antijüdischen Stereotypen zustimmen, aber 50,2 Prozent der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund.

islam Auch das Bekenntnis zum Islam scheint bei der Einstellung gegenüber Juden ein Faktor zu sein. Arnold nannte in dem Zusammenhang eine Erhebung der Anti-Defamation League von 2019, in der die Teilnehmer sich zu elf antisemitischen Vorurteilen positionieren sollten. 15 Prozent aller in Deutschland Befragten stimmten dabei sechs oder mehr Vorurteilen zu. Unter jenen, die sich selbst als muslimisch bezeichneten, waren es 49 Prozent. Bei antijüdischen Einstellungen mit Bezug auf Israel ergibt sich nach Arnolds Auswertung ein ähnliches Studienbild.

Die Wissenschaftlerin kommt zu dem Schluss: »Die Kategorie ›Migrationshintergrund‹ ist nur bedingt aussagekräftig. Wichtige Faktoren für antisemitische Einstellungen sind, wie lange die jeweiligen Personen bereits in Deutschland leben, ob sie eingebürgert wurden und aus welchem Herkunftsland sie kommen.« dpa

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025

Urteil

»Impfen macht frei«-Bild ist Volksverhetzung

Ein 65-Jähriger hatte während der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen der Regierung mit dem Holocaust verglichen

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025