Studie

Judenhass ist integraler Bestandteil der AfD

Ein AfD-Anhänger bei einer Kundgebung der Partei am 4. Juni 2021 in Magdeburg Foto: picture alliance/dpa

Antisemitismus ist in der AfD einer Studie zufolge bei führendem Personal und einem »erheblichen Teil« der Wählerschaft zu finden. Zwar sei Judenfeindschaft nicht zentral in Kampagnen, dennoch seien antisemitische Vorstellungen und Verschwörungsdenken neben völkischem Nationalismus »integraler Bestandteil der radikal rechtspopulistischen Partei«.

Das ist ein Ergebnis der neuen Handreichung »Die Mobilisierung des Ressentiments. Zur Analyse des Antisemitismus in der AfD«, die das American Jewish Committee (AJC) Berlin Ramer Institute am Freitag online in Berlin vorstellte.

STEREOTYPE Antisemitisches Gedankengut ist demnach in programmatischen Äußerungen, politischen Kampagnen sowie in offiziellen Social-Media-Kanälen der AfD bei Bundestagsabgeordneten und auf allen Ebenen der Partei vorhanden. Zum Teil würden auch klassische judenfeindliche Stereotype offen artikuliert.

Spitzenpersonal der Partei nutze indes meist getarnte oder codierte judenfeindliche Bilder. Die AfD sei Teil einer »Re-Politisierung von antisemitischen Ressentiments« - wobei diese nie in der Gesellschaft verschwunden gewesen seien.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Laut Handreichung ist in der AfD unter anderem ein »ausgeprägtes Verschwörungsdenken« zu finden, das hinter den meisten Prozessen in der Gesellschaft das »sinistre Wirken« einer sogenannten Elite vermute, die das vermeintlich »wahre Volk« verrate.

FREUND-FEIND-DENKEN Hinzu komme der Versuch einer nationalistischen Rehabilitierung des »guten Volkes« in Geschichte und Gegenwart. Für »Post-Holocaust-Antisemitismus« sei heute ein Freund-Feind-Denken charakteristisch, das sich aktuell etwa gegen Juden wie George Soros richte.

Die AfD relativiert oder leugnet dem Papier zufolge »deutschen Antisemitismus« und stellt ihn wesentlich als Problem von Migranten dar. Und: »Innerparteiliche Gruppierungen wie die ‚Juden in der AfD‘, die mit antisemitischer Ideologie inkompatibel erscheinen, erweisen sich als politisch irrelevante Kleingruppen, welche zudem vor allem allgemeine migrations- und frauenfeindliche AfD-Positionen übernehmen.« Die Partei äußere zwar bisweilen die Unterstützung des Staates Israel, allerdings sei die Solidarität insgesamt »brüchig«.

Der von der AfD verbreitete »modernisierte Antisemitismus« könne insgesamt als Teil einer internationalen »autoritär-nationalistischen Revolte gegen die Demokratie« verstanden werden.

INSTRUMENTALISIERUNG Der Studienautor und Sozialwissenschaftler Lars Rensmann von der Rijksuniversiteit Groningen in den Niederlanden betonte in der für den AJC erstellten Analyse, die öffentliche »pro-jüdische und «pro-israelische Positionierung der AfD sei lediglich eine Instrumentalisierung für die eigene Propaganda der Partei.

Der Bundesbeauftragte für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, wies bei der Vostellung der Studie auf wachsenden Zulauf für rechtspopulistische Parteien hin. Deren Ziel sei es, autoritäre Einstellungen und Nationalismus zu aktivieren. Dazu gehöre die Relativierung des Nationalsozialismus als »Vogelschiss der Geschichte«.

Antisemitismus sei in allen gesellschaftlichen Gruppen relevant, beklagte Klein. Studien belegten, dass er bei 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung vorhanden sei: »Damit ist Judenhass in der Mitte der Gesellschaft zu Hause«, warnte er. kna/epd

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  10.11.2025 Aktualisiert

Würzburg

Zentralrat der Juden fordert mehr Zivilcourage gegen Hass

Beim Gedenken an die Novemberpogrome in Würzburg hat Juden Schuster die grassierende Gleichgültigkeit gegen Judenhass kritisiert

 10.11.2025

Gedenken

Bundespräsident Steinmeier fordert Widerstand gegen Rechtsextreme

Die Demokratie sieht der Bundespräsident so bedroht wie nie seit der Wiedervereinigung. Das Staatsoberhaupt erklärt, was nun aus seiner Sicht passieren muss

von Martina Herzog  10.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Marbach am Neckar

Schillerrede: Soziologin Illouz vergleicht Trump mit »König Lear«

Statt Selbstbeweihräucherung empfiehlt die Soziologin Eva Illouz in der Schillerrede 2025 den Zweifel und das Zuhören - nur das helfe aus der eigenen Echokammer heraus

 10.11.2025

Berlin

»Besetzung gegen Antisemitismus« an TU Berlin

Nach pro-palästinensischen Universitätsbesetzungen in der Vergangenheit haben nun Studierende ein Gebäude an der TU Berlin besetzt, um gegen Antisemitismus zu protestieren. Sie machen dem Allgemeinen Studierendenausschuss Vorwürfe

 10.11.2025

Antisemitismus

Rabbinatsstudent am Berliner Hauptbahnhof beschimpft

Der angehende Rabbiner aus Deutschland war am 9. November auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung für die Novemberpogrome. Sein Urgroßvater hat die Schoa überlebt

 10.11.2025