Meinung

Stoppt den Facebook-Terror!

Fassungslos beobachten wir, wie junge Palästinenser mit Messern auf israelische Männer und Frauen, sogar auf gleichaltrige Kinder losgehen. Mörderische Attentate in Jerusalem, Tel Aviv, Afula, Hebron, Raanana. Auf YouTube werden die Taten stolz gezeigt, auf Facebook jedes Attentat ausgiebig gefeiert. Die jungen Täter ermuntern sich über die Sozialen Netzwerke gegenseitig zu weiteren Angriffen. Der israelische Historiker Tom Segev spricht von einer »Facebook-Intifada«.

inkubator In Tel Aviv reagierte ein Mann am vergangenen Wochenende mit einer ungewöhnlichen Aktion: Er malte blutrote Hände auf die weiße Fassade des Büros des Internetkonzerns und hinterließ unter anderem den Slogan »Stop FB-Terror«. Die israelische Organisation »Shurat HaDin« reichte am Donnerstag Klage gegen den US-Konzern ein. Facebook sei zu einem »antisemitischen Inkubator für Mord« geworden, heißt es dort. Der Konzern habe die Möglichkeit, hasserfüllte Profile und Seiten zu überwachen und zu entfernen – tue es aber nicht.

Stimmt. Nur geben die Sozialen Medien das wieder, was in der Gesellschaft vorhanden ist. Die Propaganda der Islamisten, die Erziehungsmethoden zu Hause, die unreflektierte Betrachtung des Konflikts – das Problem ist vielschichtig. Facebook wirkt als Verstärker. In der palästinensischen Gesellschaft vermisse ich eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Es darf nicht sein, dass man den vermeintlichen Streit um die Al-Aksa-Moschee oder den Hass auf Juden nicht infrage stellt.

Auch ich bin in der Struktur von Unterdrückung und Angst aufgewachsen, einer Umgebung, die alle Ansätze zu kritischem Denken, zur Herausbildung einer gefestigten Persönlichkeit unterdrückt. Seit zehn Jahren lebe ich in Deutschland und beschäftige mich mit Projekten und Initiativen, die Extremismus bekämpfen und Demokratie und Toleranz fördern. Daher weiß ich: Das Internet ist der mächtigste Raum der Ideologen.

chance Doch darin liegt auch eine Chance: Man muss es nämlich nicht jenen überlassen, die Jugendliche gefährlicher Propaganda aussetzen. Genauso können hier alternative Denkangebote eröffnet werden. Gegennarrative müssen verfügbar sein. Und dazu gehören auch und vor allem andere Vorbilder als Dschihadisten und jugendliche Attentäter. Facebook und die Zivilgesellschaft müssen handeln – übrigens auch in Deutschland.

Der Autor ist Psychologe und Autor (»Generation Allah«, S. Fischer). Am heutigen Donnerstag erhält er die Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025