Chanukka

Steinmeier feiert mit Enkeln geflohener jüdischer Familie

Frank-Walter Steinmeier, seine Frau Elke Büdenbender und die Nachfahren der Posner-Familie im Schloss Bellevue Foto: Gregor Zielke

Neun Jahrzehnte nach der Flucht der Rabbinerfamilie Posner aus Kiel vor den Nationalsozialisten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit den Nachfahren das Lichterfest Chanukka gefeiert. Dabei entzündete er mit dem Enkel Yehuda Mansbach Kerzen am Chanukka-Leuchter der Familie, der durch ein Foto international bekannt geworden ist. »Es ehrt unser Land, dass Sie als Nachfahren von Holocaust-Überlebenden die Mühe und auch den Schmerz auf sich genommen haben, zum ersten Mal nach der Schoa nach Deutschland zu kommen«, sagte Steinmeier. »Für eine solche Offenheit, für solche Gesten können wir gar nicht genug danken.«

Chanukka-Leuchter Rahel Posner hatte den auf einer Fensterbank in ihrer Kieler Wohnung stehenden Chanukka-Leuchter 1931 fotografiert. Draußen sieht man am Gebäude gegenüber, in dem die Kreisleitung der NSDAP untergebracht war, die gehisste Hakenkreuzfahne. Auf der Flucht nach Palästina nahm die Familie 1933 ihren Leuchter mit. Er steht heute als Dauerleihgabe im Museum zur Zeitgeschichte des Holocausts in Yad Vashem in Jerusalem. Auch das Foto ist dort ausgestellt. Für die jährliche Chanukkafeier erhält die Familie den Leuchter jedes Jahr zurück.

»Wir erleben das wunderbare Geschenk der Versöhnung«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD)

Steinmeier nannte es ein Wunder, dass nach dem Menschheitsverbrechen der Schoah in Deutschland wieder jüdisches Leben blühe. »Wir erleben das wunderbare Geschenk der Versöhnung«, sagte er laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript. Das Foto zeige die unmittelbar drohende Gefahr, den wachsenden Hass auf Juden. Es enthalte aber auch ein Signal der Widerstandskraft und der Hoffnung.

Heute wachse der Antisemitismus wieder, judenfeindliche Verschwörungsmythen verbreiteten sich teils bis in die Mitte der Gesellschaft, Jüdinnen und Juden würden beleidigt und angegriffen, sagte Steinmeier. »Deswegen müssen wir alle, jede Einzelne und jeder Einzelne, immer wieder Haltung zeigen gegen jede Form von Antisemitismus. Niemand darf wegschauen.« Auch der Staat müsse wachsam sein - »und unerbittlich in der Verfolgung von Straftaten«. Zudem dürfe das Erinnern an den Holocaust niemals nachlassen, betonte Steinmeier.

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht zum Thema in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen. 

Madrid

Israelfeindliche Demonstranten blockieren Vuelta á España erneut

60 Kilometer vor dem Ziel steht eine Gruppe von Protestierern mit einem Banner auf der Straße. Das Rennen musste abgebrochen werden

 15.09.2025

Musik

Nach Antisemitismus-Eklat: Bundeskanzler Merz äußert sich zur Ausladung von Lahav Shani

Die Hintergründe

 14.09.2025

Essay

Ausweg Palästina

Große Teile der Linken sind mit der Komplexität der Gegenwart überfordert. Orientierung suchen sie ausgerechnet im Hass auf den jüdischen Staat. Mit progressiver Politik hat das wenig zu tun

von Jessica Ramczik, Monty Ott  13.09.2025

Sachsenhausen

120 Minuten Holocaust

Angesichts des grassierenden Antisemitismus sollen Schüler zum Besuch einer NS-Gedenkstätte verpflichtet werden. Doch was kann eine Führung vor Ort tatsächlich bewirken?

von Mascha Malburg  13.09.2025

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Berlin

Humboldt-Universität will gegen Antisemitismus vorgehen

Präsidentin Julia von Blumenthal sieht ihre Hochschule für künftige Auseinandersetzungen rund um den Nahost-Konflikt gut vorbereitet

von Lukas Philippi  12.09.2025

Kommentar

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  12.09.2025

Nachkriegsjustiz

Verhandlung über Massenmord: Vor 80 Jahren begann der Belsen-Prozess

Fünf Monate nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erhob ein britisches Militärgericht in Lüneburg Anklage gegen die Täter. In einer Turnhalle begann damit vor 80 Jahren der erste große NS-Kriegsverbrecherprozess in Deutschland

von Karen Miether  12.09.2025