Einspruch

Sinn fürs Machbare

Im Nahen Osten keimt nach Ansicht von Berufsoptimisten mal wieder etwas, das den wohlklingenden Namen Hoffnung trägt. Im konkreten Fall allerdings glimmt noch nicht einmal ein Fünkchen. Die Weltdiplomatie sehnt bislang nur inständig herbei, die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern mögen bitte, bitte endlich wieder aufgenommen werden. Jenes Wunschdenken ist dieser Tage wieder besonders stark ausgeprägt, weil US-Vizepräsident Joe Biden die Dauer-Krisenregion bereist. Barack Obamas Stellvertreter zeigt Einsatz – na, da muss doch mal was vorangehen! Tut es aber nicht. Der Fortschritt ist eine Schnecke, und im Nahen Osten hat sie schon viele Jahre nicht mehr ihren Kopf hervorgestreckt, geschweige denn, sich ein klitzekleines bisschen bewegt.

fata morgana Auch dieses Mal kann von Bewegung nicht ernsthaft die Rede sein. Die Palästinenser haben sich lediglich bereit erklärt – wenn der Siedlungsbau nicht dazwischen- kommt –, für vier Monate indirekte Verhandlungen aufzunehmen. Das heißt, Washington führt Einzelgespräche mit Ramallah und Jerusalem. Palästinenser und Israe- lis reden also übereinander statt miteinander. Viel weniger geht kaum. Der Friedensprozess ist eine Fata Morgana: Sie leugnet die Realität knallharter Fronten und spiegelt nichts als unerfüllbare Träume.

Längst haben sich die Konfliktparteien mit diesem Ist-Zustand arrangiert, auch wenn das keiner offen zugeben mag. Gaza, Westjordanland, Israel – jeder ist sich selbst der Nächste. Möglichst keine Gewalt, lautet der Minimalkonsens. Das reicht, mehr schlecht als recht, gerade mal für eine Waffenruhe, aber nicht für ein friedliches Mit- oder wenigstens Nebeneinander. Um diesem Ziel auch nur einen winzigen Schritt näherzukommen, braucht es etwas ganz Besonderes: Politiker mit Charisma und Sinn fürs Machbare. Politiker, die bereit sind, etwas zu wagen, womöglich gar Liebgewonnenes zu opfern und dies dem Volk als Investition in die Zukunft schmackhaft zu machen. So etwas erfordert Mut. Doch der macht um den Nahen Osten seit Langem einen großen Bogen.

Den Haag

Erste Entscheidung in Klage gegen Deutschland am Dienstag

Im Verfahren Nicaragua gegen Deutschland will der Internationale Gerichtshof am Dienstag seinen Beschluss zu einstweiligen Maßnahmen verkünden

 26.04.2024

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024