Einspruch

Seine Visionen leben

Michael Wolffsohn Foto: imago

Einspruch

Seine Visionen leben

Michael Wolffsohn würdigt das Vermächtnis von Schimon Peres sel. A.

von Michael Wolffsohn  28.09.2016 11:52 Uhr

Schimon Peres war ein Großer. Seine Größe war nicht durch seine Verdienste, Bildung und Siege gekennzeichnet, sondern auch und nicht zuletzt durch seine Fähigkeit, würdevoll zu verlieren – und wieder aufzustehen. Seine einst zahlreichen, später weniger zahlreichen Gegner hatten ihm das Etikett »Verlierer« angeheftet. Und, ja, er hat oft verloren. Aber am Ende gewonnen.

Peres hat deshalb gewonnen, weil er, mindestens ebenso wie Yitzhak Rabin, verstand, dass Leben und Überleben ohne Versöhnung weder möglich noch lebenswert ist. Das erkennt man vor allem an zwei großen Themen: Israels Verhältnis zu den Palästinensern und das zu Deutschland. In beiden Fällen begann er als »Falke«, wurde aber eine »Taube«, ein kompromissbereiter Brückenbauer.

versöhnung Als Gesandter David Ben Gurions sorgte er 1957 für den Beginn der israelisch-deutschen Freundschaft. Dank Peres’ Engagement weitete sie sich auch auf Israels Gesellschaft aus. Wer hat umgekehrt in Deutschland Gleiches vermocht? Zumindest war der Erfolg weniger durchschlagend, denn hier überwiegt Distanz zu Israel. Als Peres 2010 als Staatspräsident den Bundestag besuchte, blieben einige Abgeordnete demonstrativ sitzen. Sie brüskierten nicht Peres, sondern den Geist der Versöhnung.

In Israel überschritt Peres die Grenzen der politischen Lager. Begonnen hatte er als Sozialist, der sich vom »Erzfeind« Cherut und Begin absetzte, dann schloss er auch mit diesen Gegnern Frieden. Aus Parteifeinden wurden Partner. Als einstiger Sozialist lehnte er ebenso Religion zunächst ab. Später baute er hier ebenfalls Brücken zwischen religiösen und nichtreligiösen Juden. Gleiches gilt bezüglich des jüdischen Charakters des Staates. Israel solle, müsse und werde jüdisch bleiben, war sein Credo. Aber auch dies: Arabische Staatsbürger müssten ins Wir-Israelis-Gefühl eingeschlossen werden.

Schimon Peres ist tot, sein Geist lebt, seine Visionen leben.

Der Autor ist Historiker. Von ihm erschienen unter anderem »Israel«, »Wem gehört das Heilige Land?« und »Zum Weltfrieden«.

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025