AfD-Geheimtreffen

Schuster: Treffen zeigt Gefahr für die Demokratie durch die AfD

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Marco Limberg / Zentralrat der Juden in Deutschland

Ganz Deutschland diskutiert über das Geheimtreffen zwischen hochrangigen AfD-Politikern, Vertretern der WerteUnion, Unternehmern und dem Chef der rechtsextremen Identitären Bewegung Martin Sellner.

Zentralratspräsident Josef Schuster sagte über die Enthüllungen der Investigativplattform »correctiv«: »Wer sich immer schon gefragt hat, warum die AfD vom Bundesverfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wird, der hat nun eine Antwort. Dieses Treffen zeigt, welch große Gefahr von der AfD und ihren Unterstützern für unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft und unser friedliches Zusammenleben ausgeht.«

Sellner hatte nach Recherchen von »correctiv« Ende 2023 in einem Hotel in Potsdam den Anwesenden seinen Plan zur »Remigration« vorgestellt. Der Begriff ist ein Schlagwort der Rechtsextremen, mit dem die massenhafte Ausweisung von Ausländern und Menschen, die nicht in das rassistische Weltbild der Demokratiefeinde passen, gemeint ist.

Der Plan des Rechtsextremen sieht vor, dass Deutschland Asylbewerber, Ausländer mit Aufenthaltsberechtigung, aber auch deutsche Staatsbürger, die aus seiner Sicht nicht ausreichend »assimiliert« sind, vertrieben werden sollen. Ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz. Bei den teilnehmenden Politikern, darunter Roland Hartwig, der persönliche Referent von AfD-Parteichefin Alice Weidel und Sachsen-Anhalts AfD-Fraktionschef Ulrich Siegmund, stieß der Plan auf Zustimmung.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) zeigt sich nach dem mutmaßlichen Geheimtreffen von Neonazis, Unternehmern und AfD-Mitgliedern Ende 2023 schockiert. »Ich habe mich an den dunkelsten Teil unserer jüngeren Geschichte erinnert gefühlt«, sagte Schuster am Donnerstag dem MDR. In der Runde seien »im Prinzip Deportationen nach Afrika« besprochen worden.

Dies sei zumindest der Plan derer, die da saßen, sagte der CDU-Politiker. Auch wenn es nur wenige AfD-Mitglieder sind, die beteiligt gewesen sein sollen, seien »solche Vorgänge extrem bedeutsam« und könnten Rückschlüsse auf die Partei geben.

Mit Blick auf ein AfD-Verbotsverfahren ist Sachsens Innenminister Schuster allerdings zurückhaltend. Das sei eine Rechtsfrage, die konsequent abzuarbeiten sei, sagte er dem MDR. Er werde sich dazu öffentlich nicht äußern.

Präses Latzel: AfD schürt Ängste und spaltet die Gesellschaft

Auch der rheinische Präses Thorsten Latzel hat die AfD scharf kritisiert. »Die AfD schürt Ängste und versucht die Gesellschaft zu spalten«, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland in einem am Donnerstag auf Facebook und Instagram veröffentlichten Video. Am Mittwoch hatte das Recherchenetzwerk Correctiv einen Bericht über ein Treffen von hochrangigen AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern veröffentlicht, bei dem Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden sein sollen.

»Die AfD steht für eine Grundhaltung, die dem christlichen Glauben zutiefst widerspricht«, betonte Latzel. Die Partei sei rassistisch und frauenfeindlich, sie höhle die Menschenrechte aus und nivelliere die Verbrechen der NS-Zeit. epd

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025

Janusz-Korczak-Preis

»Eine laute Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt«

Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde mit dem Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Professor für Internationale Politik und Konfliktexperte Carlo Masala. Die Rede im Wortlaut

von Carlo Masala  03.07.2025

Ravensbrück

KZ-Gedenkstätte erhält 207 Interviews mit Überlebenden

Grimme-Preisträgerin Loretta Walz führte über 30 Jahre Gespräche mit den Überlebenden, nun übergab sie den letzten Teil der Sammlung

von Daniel Zander  03.07.2025

Geschichte

Rechts und links: Wie die AfD ein falsches Goebbels-Zitat verbreitet

Ein Faktencheck

 02.07.2025

Reaktionen

Massive Kritik an Urteil über Charlotte Knoblochs Ex-Leibwächter

Der Mann bewachte die Präsidentin der IKG München, obwohl er sich privat judenfeindlich und rassistisch äußerte. Für das Verwaltungsgericht nicht genug, um ihn aus dem Polizeidienst zu entlassen

 02.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025

Nach Skandal-Konzert

Keine Bühne bieten: Bob-Vylan-Auftritt in Köln gestrichen

Die Punkband hatte beim Glastonbury-Festival israelischen Soldaten den Tod gewünscht

 02.07.2025