Brandenburg

Schule mit Rassismus

Eine Tour durch Brandenburg sollte es werden, und in Werder/Havel machte das Team des Jüdischen Museums Berlin (JMB) halt in der Carl-von-Ossietzky-Oberschule. Keine schlechte Wahl, schließlich nennt sich Werder »Ort der Vielfalt«, und die besuchte Schule trägt den Titel »Ohne Rassismus, mit Courage«.

Doch als das Team des JMB Ende September auf dem Schulhof eine Ausstellung zu »Jüdischem Leben nach 1945« zeigte, wurde es übel beschimpft. Ein Schüler sagte: »Euch hätte man früher vergast.« Die JMB-Mitarbeiterinnen riefen sofort die Polizei und brachen ihren Besuch ab.

Treffen »Ich kann verstehen, dass sie gegangen sind«, sagt Ines Amelung, Leiterin der Ossietzky-Schule. »Aber ich hätte mir doch gewünscht, dass es nach dieser Aktion noch zu einem Gespräch kommt.« Ein solches Treffen ist nun nach den Herbstferien geplant: Die Klasse wird nach Berlin eingeladen, heißt es beim JMB. Dieses Treffen wurde von Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) angeregt.

Parallel dazu ermittelt auch der Brandenburger Staatsschutz wegen Volksverhetzung. Es waren vier männliche Jugendliche, alle 15 Jahre alt, die provozierten. Drei sollen sich, wie Ines Amelung berichtet, in dem Sinne geäußert haben, sie hätten keine Lust mehr, immer mit diesen Themen behelligt zu werden. Nur einer sagte den Satz mit der »Vergasung«.

»Das, was der Staatsschutz jetzt ermittelt, liegt außerhalb unserer Kontrolle«, betont Amelung. »Was wir machen, mit unseren pädagogischen Maßnahmen, ist doch viel wichtiger.« Die Lehrer, die die Pausenaufsicht geführt hatten, hätten die Täter sofort ermittelt, sie selbst habe lange Gespräche mit sämtlichen Jugendlichen geführt. Alle, auch der Schüler mit dem übelsten Satz, hätten ihr, teils unter Tränen, berichtet, sie könnten nicht erklären, warum sie das gesagt haben.

Strafen »Wenn der Vorfall doch noch etwas Gutes bewirkt hat«, so Amelung, »dann, dass die übrigen Schüler klar und entschieden reagiert haben.« Es sei sofort eine Schülerratssitzung einberufen worden. Eine Klassensitzung, bei der über eventuelle Strafen gesprochen werden soll, steht am 17. Oktober an. Außerdem verweist Amelung darauf, dass es zwei Workshops gab: Einer mit einer 10. Klasse sei gut verlaufen, nur der mit der 9. Klasse sei nach dem Vorfall abgebrochen worden.

Dem Ziel Amelungs, die Provokation der Jugendlichen vor allem pädagogisch zu bekämpfen, verschließt man sich beim JMB nicht. Der Besuch der 9. Klasse im Museum soll denn auch ohne Pressepräsenz erfolgen: »Wir werden mit der Klasse über den missratenen Besuch sprechen«, sagt Cilly Kugelmann, stellvertretende Leiterin des JMB.

Sowohl Kugelmann als auch Amelung betonen, dass man es doch mit 15-Jährigen zu tun habe. Als das Team des JMB im Rahmen seiner Brandenburg-Tour später zur Johannes-R.-Becher-Oberschule in Erkner kam, wurde es von einer 8. Klasse wieder verbal angegriffen. Und brach das Projekt erneut ab.

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025

Deutschland

Waffen für Anschläge besorgt: Weiteres Hamas-Mitglied festgenommen

Der Mann soll ein Sturmgewehr, mehrere Pistolen und Munition für Anschläge auf jüdische und israelische Einrichtungen besorgt haben

 12.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Verhandlung über Waffenlieferungen an Israel

Insgesamt sechs Kläger wollen vor dem Berliner Verwaltungsgericht in zwei Fällen feststellen lassen, dass der Export deutscher Rüstungsgüter an Israel rechtswidrig war. Eine Entscheidung wird noch für Mittwoch erwartet

 12.11.2025