27. Januar

Schützt die Juden, schützt den jüdischen Staat!

Friedhöfe sind Orte der Erinnerung, des Gedenkens, der Mahnung und der Würde. Auf ihnen erfährt der Mensch der Gegenwart etwas über die Menschen der Vergangenheit, tritt mit ihnen in einen stillen Dialog, erinnert sich und trauert. Auschwitz ist der größte jüdische Friedhof der Welt. Ein Friedhof, der seinen Ursprung im fanatischen Rassenwahn und Judenhass von Hitler-Deutschland hat. Ein Friedhof, der ursprünglich kein Ort der Würde war. Keine Gemeinde hat ihn selbst angelegt, sondern er ist entstanden durch den größten Völkermord der Menschheitsgeschichte. Die Mahnung an die Nachwelt, die von Auschwitz ausgeht, lautet: So etwas darf nie wieder passieren!

Wenn Bundespräsident Christian Wulff am heutigen Donnerstag nach Auschwitz reist, dann ist dies nicht nur ein wichtiges Zeichen der Erinnerung und des Gedenkens. Es ist auch ein Zeichen, das in die Zukunft weist. Die Erinnerung an Auschwitz, die Zukunft des jüdischen Volkes und das Schicksal des Staates Israel sind untrennbar miteinander verbunden. Die Lehre aus dem Völkermord für künftige Generationen muss auch lauten: Schützt die Juden in aller Welt, schützt den jüdischen Staat! Christian Wulff hat bereits mit seinem viertägigen Antrittsbesuch in Israel im vergangenen Jahr ein wichtiges Zeichen der Solidarität gesetzt. Der Bundespräsident tut das, was wir uns von allen Politikern in Europa und der Welt wünschen.

Vorurteile Leider sehen wir aber auch andere Zeichen. Hakenkreuz-Schmierereien an Wänden, Brandspuren an jüdischen Einrichtungen, die Verletzungen, die Juden immer wieder zugefügt werden, weil sie Juden sind. Auch geistige Verletzungen zählen dazu. Die Leugnung des Holocaust, die tiefe Traurigkeit, Fassungslosigkeit und Wut bei den wenigen Überlebenden und den vielen Hinterbliebenen auslöst. Die Vorurteile, Beschimpfungen, Ausgrenzungen und Schmähungen, denen Juden an unterschiedlichen Orten immer wieder ausgesetzt sind. Und eben auch die Verunglimpfung, Herabwürdigung und Delegitimierung des Staates Israel.

Erinnern wir uns: Israel sollte der Ort sein, an dem das jüdische Volk nach jahrtausendelanger Verfolgung und den Schrecken der Schoa ein Leben in dauerhafter Freiheit und Sicherheit finden sollte. So jedenfalls hat es die UN-Vollversammlung 1947 mit Zweidrittelmehrheit beschlossen. Doch 66 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz scheint dies immer mehr in Vergessenheit zu geraten.

Eine seltsame Allianz islamistischer Führer, alter und neuer Antisemiten und linksradikaler Intellektueller versucht seit Jahren – mit wachsendem Erfolg –, Israel zu diskreditieren. Nicht selten bedient man sich dabei der Vereinten Nationen, die eigentlich der Verständigung und Friedenssicherung unter den Völkern dienen sollten.

Weltfrieden Offen wird das verbriefte Existenzrecht des Staates Israel infrage gestellt. Das iranische Regime droht sogar damit, es von der Landkarte zu radieren und strebt nach Atomwaffen. Vor diesem Hintergrund ist es erschütternd, dass auch Teile der öffentlichen Meinung in Europa sowohl die Erinnerung an Auschwitz als auch die Orientierung für die Zukunft zu verlieren scheinen.

Der Ungeist des Antisemitismus tritt im neuen Gewand auf. In den Salons und Kommentarspalten der Zeitungen ist es schick geworden, Israel vermeintliches Fehlverhalten vorzuwerfen, im jüdischen Staat die Hauptgefahr für den Weltfrieden zu sehen und am Ende sogar Partei für Israels Gegner, die Terroristen von Hamas und Hisbollah, zu ergreifen. Dabei ist es doch scheinheilig, Israel an viel höheren ethischen Maßstäben zu messen als alle anderen Staaten im Nahen Osten und der westlichen Welt.
Deshalb ist es so wichtig, dass ein populärer Politiker wie Bundespräsident Wulff als Repräsentant des modernen Deutschland klar Stellung bezieht: gegen den Antisemitismus, der zu Auschwitz geführt hat, und für Israel, den Staat des jüdischen Volkes.

Andere europäische Politiker sollten sich das deutsche Staatsoberhaupt zum Vorbild nehmen!

Der Autor ist Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC).

Justiz

Höcker wegen SA-Parole vor Gericht: So war der erste Prozesstag  

Schon mehrfach testete Björn Höcke die Grenzen des Sagbaren - nun muss er sich vor Gericht verantworten. Der AfD-Politiker sagte am ersten Prozesstag nicht aus. Seine Anwälte scheiterten mit Anträgen

von Stefan Hantzschmann  18.04.2024

München

Schoa-Verharmlosung: Amtsgericht verurteilt Ex-Grünen-Stadtrat

Bernd Schreyer wurde vom Amtsgericht München wegen Volksverhetzung zur einer Geldstrafe verurteilt

von Michael Thaidigsmann  18.04.2024

Sachsen

Gedenken an Opfer der Todesmärsche 1945

Ein Zeichen für Demokratie, Frieden und Menschlichkeit wird so gesetzt

 18.04.2024

US-Repräsentantenhaus

»From the river to the sea, Palestine will be free« als antisemitisch verurteilt

Die Parole ruft zur Vernichtung Israels auf, heißt es in der Begründung

 18.04.2024

Berlin

Frau beleidigt und verletzt

Der Täter soll ein judenfeindliches Lied gesungen haben

 18.04.2024

Capri

Baerbock: Iran muss weiter isoliert werden

»Zugleich darf es zu keiner weiteren Eskalation kommen«, sagt die Außenministerin

 18.04.2024

Kunstbiennale

Yael Bartana: »Wir haben so viel zerstört«

»Es ist eine messianische Zeit, in der wir leben«, so die israelische Künstlerin

 18.04.2024

Brandenburg

Keine Einigung auf Antisemitismusbeauftragten

Nun sollen sich die jüdischen Verbände auf Personalvorschläge einigen

 18.04.2024

Internet

Antisemitismus im Netz: Forscher sehen »riesige Dunkelziffer«

Aber in kodierter Sprache ist Judenhass in Online-Kommentarspalten weit verbreitet

 18.04.2024