USA

Schütze von Minneapolis verbreitete Judenhass

Die Polizei reagiert am Mittwoch auf den Angriff auf die katholische Schule in Minneapolis. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

In Minneapolis versetzte am Mittwoch ein entsetzlicher Angriff an einer katholischen Schule die USA in einen Schockzustand. Der 23-jährige Robin Westman eröffnete während der Messe das Feuer, tötete zwei Kinder im Alter von acht und zehn Jahren und verletzte 17 weitere Schüler. Der Täter beging kurz nach der Tat Selbstmord. Die Ermittler gehen laut amerikanischen Medien davon aus, dass er allein handelte.

Bereits vor der Tat hatte Westman Videos auf YouTube hochgeladen, die kurz darauf entfernt wurden. Experten der Anti-Defamation League (ADL) analysierten die Inhalte und stellten eine verstörende Sammlung antisemitischer Botschaften fest: Auf Waffen und Munition waren unter anderem Parolen wie »Burn Israel« (»Verbrennt Israel«) und »6 million wasn’t enough« (»Sechs Millionen waren nicht genug«, ein Verweis auf die Zahl der in der Schoa ermordeten Juden) zu lesen.

Auf einem Gewehrgriff war zudem der Name Robert Bowers zu erkennen, der 2018 elf Menschen beim Anschlag auf die Synagoge Tree of Life in Pittsburgh ermordet hatte. Die ADL wertete diese Botschaften als Ausdruck einer Verherrlichung von Gewalt gegen Juden.

Terrorakt und Hassverbrechen

Neben antisemitischen Äußerungen fanden sich in den Videos auch anti-christliche Botschaften sowie rassistische Beleidigungen gegen Schwarze und Amerikaner mit lateinamerikanischer Herkunft. Westman zeigte in den Videos außerdem eine eindeutige Faszination für frühere Amokläufe, indem er Hinweise auf andere Massenmörder einbaute. In einem Notizbuch, das ebenfalls Teil der Aufnahmen war, tauchten die Worte »Free Palestine« neben weiteren antisemitischen Tiraden auf.

Lesen Sie auch

Die Ermittler der Polizei und des FBI werten den Angriff als Terrorakt und Hassverbrechen gegen Katholiken. Westman hatte keine umfangreiche kriminelle Vorgeschichte und konnte die genutzten Waffen daher legal erwerben. Die Behörden untersuchen laut Zeitungsberichten aus den USA nun sein Umfeld und seine Online-Aktivitäten.

Bemerkenswert ist, dass die Mutter des Täters jahrelang als Verwaltungsangestellte an der Annunciation Catholic School gearbeitet hatte, in der der Anschlag stattfand. Die Familie hat bislang keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Westmans Biografie zeigt zudem, dass er 2020 offiziell seinen Namen von Robert zu Robin änderte und sich als Frau identifizierte.

Hang zu Gewalt

Der Angriff offenbart einmal mehr, wie antisemitische Ideologien in Kombination mit einem Hang zu Gewalt und Extremismus im digitalen Raum zu tödlichen Realitäten werden können. Die Debatte über die Bekämpfung von Hass und Waffengewalt in den USA wurde durch den Terrorakt in Minneapolis neu entfacht. Dies war auch bei allen früheren Angriffen dieser Art in den vergangenen Jahrzehnten der Fall. Bisher verliefen die Diskussionen über schärfere Waffengesetze stets im Sande.

Die antisemitischen Botschaften und die Bezugnahmen auf frühere Amokläufe verdeutlichen ein Muster, das Experten zufolge immer wieder bei Einzeltätern zu beobachten ist: Rassismus paart sich mit Judenhass und einer Faszination für Gewalt, die online verbreitet wird.

Sicherheit

»Keine jüdische Veranstaltung soll je abgesagt werden müssen«

Nach dem Massaker von Sydney wendet sich Zentralratspräsident Josef Schuster in einer persönlichen Botschaft an alle Juden in Deutschland: Lasst euch die Freude an Chanukka nicht nehmen!

von Josef Schuster  17.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 17.12.2025

Berlin

Klöckner zu Attentat: »Sydney hätte auch in Deutschland liegen können«

Bei einem antisemitischen Anschlag in Australien starben 15 Menschen. Die Bundestagspräsidentin warnt, dass sich Judenhass auch in Deutschland immer weiter ausbreite

 17.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsmann  17.12.2025

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Bondi Beach

Sydney-Attentäter wegen 15-fachen Mordes angeklagt

15-facher Mord, Terrorismus, Sprengstoffeinsatz - dem überlebenden Sydney-Attentäter werden 59 Tatbestände zur Last gelegt

 17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Washington D.C.

Trump ruft zu Vorgehen gegen islamistischen Terror auf

Bei einer Chanukka-Feier im Weißen Haus spricht der Präsident den Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag in Sydney sei Beileid aus

 17.12.2025