Einspruch

Rote Karte für Doppelmoral

Einspruch

Rote Karte für Doppelmoral

Bei der Fußball-WM sind palästinensische Fahnen allgegenwärtig, Regenbogenfahnen aber verboten

von Ilanit Spinner  15.12.2022 07:57 Uhr

Um Fußball soll es bei dieser WM in Katar gehen, nicht um Politik. Das hat die FIFA gleich zu Beginn des Turniers deutlich gemacht. Doch während also Regenbögen verbannt werden, sieht man überall im Land die palästinensische Fahne. Läden verkaufen sie zusammen mit Armbinden, Fans tragen sie bei WM-Spielen, und selbst auf dem Spielfeld sind sie zu sehen.

Das Motiv? Man will ein Zeichen setzen. Doch für diese Doppelmoral gibt es von mir die Rote Karte. Denn wo sind die Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen in Katar oder gegen das brutale Regime im Iran? Wo ist die Solidarität mit Hunderten getöteten Iranerinnen und Iranern? Beinahe täglich erreichen uns inzwischen Nachrichten von öffentlichen Hinrichtungen.

nahostkonflikt Doch einzig der Nahostkonflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist bei dieser WM allgegenwärtig. Dabei erleben wir doch eigentlich gerade einen Paradigmenwechsel in der Nahostpolitik. Vor zwei Jahren wurde mit dem Abraham-Abkommen zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Marokko und dem Sudan Geschichte geschrieben.

Was auf politischer und diplomatischer Ebene eine neue Chance für Nahost bedeutet, ist in den Köpfen vieler noch nicht angekommen.

Was auf politischer und diplomatischer Ebene eine neue Chance für Nahost bedeutet, ist in den Köpfen vieler noch nicht angekommen. Tausende Israelis sind während der WM nach Katar gereist. Statt Toleranz und Offenheit erleben sie Anfeindungen und Beschimpfungen. Ob im Taxi, in Res­taurants oder bei Kontrollen im Stadion, viele verzichten darauf, auf der Straße Hebräisch zu sprechen. Er habe noch nie so viel Hass an einem Ort erlebt, erzählt ein israelischer Journalist.

Die Feindschaft gegen Juden und Israel gehört gerade bei vielen jungen Menschen offenbar immer noch zur Ideologie und wird von der Regierung Katars eher unterstützt als unterbunden. Die FIFA selbst hat eine mögliche gemeinsame Bewerbung für die Fußball-WM 2030 von Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten ins Spiel gebracht – völkerverbindend. Eine tolle Idee, doch dafür braucht es dringend ein Umdenken.

Die Autorin ist Korrespondentin des Bayerischen Rundfunks in München.

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025