Meinung

Respekt und Empathie

Eigentlich sollte das 2002 vom deutschen Gesetzgeber verabschiedete Ghettorentengesetz ehemaligen Ghettoarbeitern einen Anspruch auf gesetzliche Altersrente ermöglichen. Tatsächlich jedoch wurden in den Anfangsjahren 95 Prozent der jüdischen Anspruchsteller von der Deutschen Rentenversicherung abgelehnt. Auch der Rechtsweg brachte kaum Erfolg. Das änderte sich erst mit dem Einsatz von Jan-Robert von Renesse, Richter am Landessozialgericht Essen, der jetzt wegen seines Engagements für ehemalige Ghettoarbeiter selbst vor Gericht steht.

In der jüdischen Welt – insbesondere in Israel – genießt Richter von Renesse höchste Anerkennung und Wertschätzung. Seine Initiative, nach Israel zu reisen, um ehemalige Ghettoarbeiter in persönlichen Gesprächen anzuhören und ihre Schilderungen in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen, war innovativ und unbürokratisch. Das haben die Holocaust-Überlebenden mit großer Dankbarkeit wahrgenommen. Seine Vorgesetzten wollen ihn jetzt vor dem Dienstgericht für Richter dafür disziplinieren.

leidensweg Für die Überlebenden zählte vor allem, dass ein Vertreter der deutschen Justiz zu ihnen kam und ihnen Respekt und Empathie entgegenbrachte. Von Renesse hat bei seinen richterlichen Entscheidungen den historischen Kontext nicht aus den Augen verloren und den Leidensweg der Überlebenden gewürdigt. Viele der betroffenen Verfahren konnten aufgrund der Neubewertung der Faktenlage zugunsten der Antragsteller entschieden werden.

Waren die Antragsverfahren seitens der Deutschen Rentenversicherung und auch die anhängigen Gerichtsverfahren bis dahin ausschließlich aufgrund der Aktenlage entschieden worden, befragte von Renesse die jüdischen NS-Verfolgten erstmals direkt. Er zeigte Verständnis und Zugewandtheit, wo die Antragsteller bisher nur Bürokratie und Ablehnung erfahren hatten.

Statt dankbar anzuerkennen, dass die Frage der Ghettorenten nach langjährigen Querelen auch durch von Renesses Einsatz zu einem befriedeten Abschluss gebracht werden konnte, wird von Renesse jetzt neuerlich mit einem Disziplinarverfahren überzogen. Sein Einsatz für die hochbetagten Ghettoarbeiter darf für den verdienten Juristen nicht zu beruflichen Nachteilen führen.

Der Autor ist Repräsentant der Claims Conference in Deutschland.

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025